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Re: XML



> On 29 Apr 03, at 11:56, Sascha Carlin wrote:
> 
> > > 1. dass i.d.R. verbale Tags benutzt werden. Fuer bibliographische Daten ist das
> > >    inadaequat: erstens ist es sprachabhaengig, zweitens gibt es kaum praegnante,
> > >    kurze, treffende Feldbezeichnungen. Das XML-Modell der LC benutzt daher
> > >    schlicht die MARC-Nummern statt verbaler Bezeichnungen.
> >
> > Wo soll da der Nachteil sein? Im Gegenteil, gerade das ist ein Vorteil. Was
> > passiert, wenn MARC einmal nicht mehr benutzt oder geändert wird? Alle Daten
> > müssen konvertiert werden, und das nur, weil es auf einmal nicht mehr <42> sondern
> > <23> heisst.
> Genau dasselbe trifft auf verbale Bezeichnungen zu. Sprache ist von Natur aus
> weniger stabil als Zahlen.
> >
> > ... Es mag abgedroschen oder naiv klingen, aber warum sollte man
> > sich nicht, wie in anderen "Branchen" auch, auf eine gemeinsame Sprache einigen?
> Es hat sich erwiesen, und da sprechen wir ueber Jahrzehnte, dass keine andere
> "Fachsprache" so effizient ist wie ein Nummernsystem. Wenn man verbale
> Bezeichnungen hat, meint jeder sofort, er wuesste, was gemeint ist. Das trifft
> bei Bibliotheksdaten nicht zu, die haben sehr genaue Definitionen, die man mit
> einem Wort nicht vermitteln kann. Wenn "245" gesagt wird, weiss jeder Beteiligte,
> was gemeint ist und was alles dazu gehoert und wie es stukturiert sein muss, aber
> wenn man statt dessen "Titel" sagen wuerde, wuerde das viel weniger aussagen,
> aber dem Uneingeweihten suggerieren, er verstuende, um was es geht. Die Nummern
> muss man lernen, ganz richtig, aber genau das ist das Wichtige, denn man lernt
> dabei zwangslaeufig auch die wahre und eben nicht intuitive Bedeutung der Felder.
> Wer die nicht kennt, sondern nur zu kennen glaubt, ist immer in Gefahr, nur
> herumzustuempern.

Sieht der Anwender des System denn die Innereien? Siehe unten.

> > > 2. Die Tatsache, dass jedes Feld ein oeffnendes und ein gleichnamiges
> > >    schliessendes Tag braucht, statt z.B. einfach  </> am Ende.
> > >    Das ist mehr als Redundanz, das ist Geschwaetzigkeit und Betulichkeit.
> > >    Wenn man z.B. haette
> > >    <Erscheinungsjahr>2003</Erscheinungsjahr>
> > >    dann sind das 37 Byte Verpackung fuer 4 Byte Daten. Soviel Verschwendung muss
> > >    nicht sein. (Man hat wohl an die Probleme mit Verschachtelungen gedacht, aber
> > >    ist es nicht grauenvoll?)
> >
> > <sarkasmus>Gerade BibliothekarInnen sind doch Anhänger und Erfinder von
> > Abkürzuungen, oder?</sarkasmus>
> >
> Absurd, man wuerde ja durch Abkuerzungen die grundlegende (aber in unserem
> Bereich eben inadaequate) Philosophie von XML konterkarieren.

Was ist eine numerische Bezeichnung, semiotisch betrachtet, anderes als eine Abkürzung.

> > > (3.) Dass die Gross- und Kleinschreibung signifikant ist, halte ich nebenbei
> > > auch
> > >     fuer eine aergerliche, unnoetige Sache.
> >
> > Warum das?
> >
> Weil es immer wieder zu Fehlern fuehrt, die im Prinzip und von der Sache her
> nicht noetig sind. Aber auch, weil man die Gross-/Kleinschreibung beim
> Aussprechen nicht vermitteln kann.
> Nochmals: Fachpersonal der Katalogisierung unterhaelt sich ueberall mit den
> Nummern des jeweiligen Systems. Auch wenn Sie mir sonst NICHTS abnehmen, dann
> wenigstens dieses, dass sich das bewaehrt hat und etwas anderes weniger effizient
> waere.

Point taken, würde man auf Englisch sagen, auch wenn ich hier anderer Meinung bin. Never change a running system scheint hier wohl die Devise zu sein, ein Standpunkt, den ich verstehen, aber nicht (immer) unterstützen kann.

> Natuerlich kann man alles hinter Eingabemasken verstecken, aber die Leute
> muessen sich ueber die Felder unterhalten koennen, und das muss schnell und
> unmissverstaendlich gehen. Gaebe es etwas besseres, wir haetten es schon, meinen
> Sie nicht?

Ich denke an diesem Punkt vermengen wir das Backend mit dem Frontend. Wie die Daten in der Datenbank aussehen, ist dem Benutzer egal. Nur die Techniker/Programmierer/... sollten sich in Roh-Daten unterhalten müssen.

Das etwas besseres benützt würde, sehe ich nicht so. Ich bin zwar nur Student (mit dem Ziel des Dipl-Bib und Dipl-Infowirts) und habe bisher Bibliotheksarbeit nicht selbst leisten können, aber mein Eindruck ist eher der, dass Neuerungen, seien sie gut oder "suboptimal", wie Sie sagen würden, eher langsam umgesetzt werden. Andererseits können Bibliotheken durchaus "early adopters" sein (und sind es sogar sehr oft), aber die große Masse hängt der Entwicklung doch oft hinterher.

> Auch wenn Sie mir sonst NICHTS abnehmen [...]
Nun, ich nehme an, das Sie, so wie die meisten MitleserInnen hier, über weitaus mehr Erfahrung in bibliothekarischen Bereich verfügen als ich. Das wollte ich auch nicht in Frage stellen, sondern im Gegenteil von Ihnen lernen und Ihre Argumentation genauer hinterfragen. An dieser Stelle Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Gruß, Sascha Carlin

-- 
Sascha Carlin - Heidelberger Str. 15 - 64283 Darmstadt
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