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Re: Barrierefreier Internet-Zugang ...



Hallo Herr Wolf,

> > Meine Meinung ist nach wie vor, daß man "barrierefrei" und
> > CSS/XML-Eskarpaden nicht in einen Topf werfen sollte. Es gibt
> 
> Von "Eskapaden" kann man wohl nicht sprechen, denn CSS/XML sind bereits
> seit Jahren Standard.

[aber:]
> Nun, CSS ist z.B. seit 6 Jahren Standard im Web. Halbgar sind allenfalls
> die fehlerhaften, eigenwilligen Umsetzungen dieser Standards durch die
> Browser (vor allem Internet Explorer und Netscape). Deshalb kann man als
> Webdesigner häufig die Standards nicht in dem Maße einhalten, wie man es
> gerne möchte, weil die Browser einfach nicht mitmachen.

Sehen Sie. Ein Standard, der nicht taugt. Genau das meine ich.
CSS leidet an Überspezifikation und XHTML an Spieltrieb, der viel
aufwendigen neuen Kram gebracht hat und dem aber gleichzeitig alte
sinnvolle Features zu Opfer gefallen sind. Das Ergebnis ist
etwas, was keineswegs so standardisiert ist, wie es gemeinhin
suggeriert wird. Man muß tausend Einschränkungen berücksichtigen,
und alle paar Monate kommt ein Browser-Update, nachdem man dann
wieder von vorn loslegen kann.

> Wenn Sie mit "Stütztabellen" Tabellen meinen, die nur dazu da sind, um
> ein exaktes Layout zu ermöglichen, ist das so "barrierefrei" wie eine
> Java-Navigationsleiste, nämlich gar nicht.

Und das wiederum ist völliger Schwachfug, der gern als Totschlag-
argument für die Notwendigkeit objektweiser Positionierung aus
einem Stylesheet heraus verwendet wird.

Die meisten Anwender lesen Dokumente nicht innerhalb der vom
Dokument vorgegebenen HTML-technischen Struktur. Sie lesen den
Output. Das gilt auch z. B. für Sehbehinderte. Eine Stütztabelle
kann so konstruiert sein, daß sie einem Blinden überhaupt
nicht auffällt.

> Mit konsequentem CSS-Einsatz dagegen lassen sich mit ein und derselben
> Website - je nach Browser - unterschiedliche Versionen erzeugen.

Und haufenweise Beschwerden von Benutzern, die nichts sehen,
weil ihnen z. B. der Browser wegschmiert.

Oder Seiten, bei denen dank absoluter Objektpositionierung
mehrere Objekte, deren Darstellungsgröße browserabhängig und
damit vom Webseitenprogrammierer nicht direkt steuerbar sind,
übereinander liegen. Das ist zum Beispiel ein Problem, daß
sich in bestimmten Konstellationen serverseitig überhaupt
nicht verhindern läßt.

> Browser, die sich an die Standards halten (z.B. Mozilla) kriegen ein
> schönes Layout, Browser die keine Standards einhalten (allen voran
> Netscape 4) oder reine Text-Browser, kriegen eine Version ohne Layout.

Aktuell haben wir z. B. die Situation, daß einige Linux-Nutzer auf
www.spiegel.de nur ca. bei jedem vierten Seitenaufruf überhaupt
etwas sehen können, weil irgendwas im Themenfeld CSS/Javascript/
Dokumentenstruktur/Werbebanner klemmt. Typischerweise wird im
Linux-Umfeld immer noch mit Netscape (4.irgendwas sowie der
neue, problematische 7er) gesurft. Opera ist noch nicht "Mainstream".

Die neue Barriere, die CSS faktisch neu schafft, ist größer
als die der WAI zugrunde liegende.

> Die Richtlinien für Barrierefreiheit (also die Barrierefreie
> Informationstechnik-Verordnung (BITV) und Web Content Accessibility
> Guidelines) findet man übrigens unter:
> http://www.barrierefreies-webdesign.de/richtlinien.htm

<polemik>
Nur weil irgendwelche Schwachköpfe da Äpfel und Birnen in einen
Topf geworfen und das Ergebnis "Obst" genannt haben, heißt das
noch lange nicht, daß man alles ernst nehmen und den Inhalt des
Topfes komplett essen muß.
</polemik>

Ich halte meine Behauptung aufrecht, auch wenn ich vielleicht
eine Minderheit damit darstelle: zu viel CSS schadet.
Besser hier und da mal "alte Techniken" als einen riesigen
Haufen neuer Probleme auftun.

Viele Grüße,
Daniel Rödding



-- 
Daniel Roedding                                       phone: +49 5252 9838 0
daniel _at__ roedding.de                                      fax: +49 5252 9838 20


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