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OPAC-Umfrage: Ergebnisse



Ergebnisse der Umfrage zu OPAC-Registern                          16.6.1999
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Es gab zwei Gruende fuer die Umfrage:

(1) Die Beobachtung, dass es (vor allem im WWW) etliche OPACs ohne die
    Moeglichkeit des Blaetterns in alphabetischen Registern gibt.

(2) Aeusserungen, die man gelegentlich hoeren kann, wie etwa "Wozu
    Register, wenn es maechtige "find"-Befehle gibt", oder "Register
    verwirren nur und werden von Nutzern nicht verstanden", oder
    "Register? Da weiss man nie, wo man schauen soll, schliesslich
    werden Namen mal so, mal so geschrieben, und ueberhaupt die
    Probleme der Rechtschreibung ..." Oder sogar: "Register? Was soll
    das genau sein?" (offenbar von Nutzern, die nur OPACs ohne Register
    kennen.

Besonders die vorletzte Aeusserung ist so undurchdacht, dass es schon weh
tut: wer nicht weiss, wie ein Name geschrieben wird, kann ihn auch mit
einem "find"-Befehl nicht finden. Im Gegenteil: ein Register macht sofort
sichtbar, dass ein Name in dieser oder jener Schreibweise gar nicht
vorkommt, und gibt so den Anstoss, es mit einer anderen Schreibweise zu
versuchen. Ein gutes Register kann sogar den eingebauten Hinweis ent-
halten von einer Verweisungs- auf die Ansetzungsform. Ein Register macht
auch die Schreib(fehler)varianten sichtbar, die dicht beieinander liegen,
die bei einem "find"-Befehl aber verpasst wuerden. 
Eine Aeusserung wie "... werden von Nutzern nicht verstanden" ist kein
Argument gegen Register - die Relativitaetstheorie ist auch nicht deswegen
eine schlechte Theorie, weil sie von wenigen auf Anhieb verstanden wird.
Weil also anscheinend unreflektierte Vorurteile existieren, war die Bitte
geaeussert worden, die Umfrage nur zu beantworten, wenn man einige 
Erfahrung mit OPAC-Benutzung hat. Die Fragestellung war aber so formuliert,
dass keine der Antworten dadurch suggestiv nahegelegt wurde.
Waere eine gewisse Zahl von Antworten mit "A" oder "B" herausgekommen, 
haette man den Sinn von Registern durchaus noch einmal kritisch abklopfen 
muessen. Das Ergebnis ist jedoch ganz anders ausgefallen: 

Es gab KEINE EINZIGE Antwort mit "A" und sogar auch keine mit "B", die 
Mehrheit spricht sich im Gegenteil fuer "E" aus. Das ist deutlich, wenn
man bedenkt, dass Erfahrungen hinter den Antworten stecken.
Auf diesem Hintergrund muss man sich ueber die Beobachtung (1) umso
mehr wundern. Man muss aber auch die jetzt laufenden Bemuehungen
ernst nehmen, fuer den Inhalt und die Gestaltung von OPAC-Registern
wenigstens gewisse Richtlinien zu erarbeiten. Dies ist die Aufgabe
der Arbeitsgruppe "Indexierung", eingesetzt von der Konferenz fuer
Regelwerksfragen. 

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Hier die genauen Resultate: Es gab 63 Antworten.

1. Halten Sie alphabetische Register zum Blaettern bei OPACs fuer

   A  unnuetz           0
   B  entbehrlich       0
   C  nuetzlich         9
   D  wichtig          18
   E  unentbehrlich    36

2. Solche Register, WENN es sie denn gibt, sollten

   a  vom Softwarehersteller entsprechend dessen Software  11
         optimal gestaltet werden             
   b  gewissen allgemeinen Empfehlungen folgen             20
   c  moeglichst weitgehend standardisiert werden.         30

(zweimal wurde Frage 2 nicht beantwortet.)
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Aus den Anmerkungen, die gemacht wurden:

-- Verweisungen sollten in Registern sichtbar gemacht werden
-- Anzeige nicht erst ab der eingegebenen Stelle, sondern 3 Zeilen vorher
-- Plaedoyer fuer Kreuzregister statt getrennte Register, oder zusaetzlich
-- lokale Parametrisierbarkeit erwwuenscht
-- Register sollte auch trunkierbar sein.

(Man koennte eine Software nennen, die das alles bietet, aber das waere
Schleichwerbung.)

Abschliessend erlaube ich mir eine persoenliche Meinungsaeusserung,
die gerne als Diskussionsanstoss aufgegriffen werden darf:
OPACs sollten als genuin bibliothekarische Leistungen eine unverwechsel-
bare Identitaet entwickeln, durch die sie sich von anderen Datenbanken,
insbesondere Suchmaschinen, abgrenzen. Durchdachte Register mit guten 
Blaetterfunktionen koennen dazu einen wichtigen Beitrag leisten. 
(Suchmaschinen haben durch die Bank keine Register.)

Natuerlich kenne ich die Meinung, "Warum SOLLTEN sich diese Dinge unter-
scheiden? Dem Endbenutzer ist es doch egal! Was wir erreichen muessen,
ist 'one-stop shopping', also moeglichst alles in einem!"
Im Gegensatz dazu meine ich, die Unterschiede zwischen Katalogen und
Datenbanken sind genuegend gross, dass man sie nicht an der Bemutzer-
oberflaeche plattbuegeln sollte. Vielleicht koennte jemand, der nicht
so vorpraegt ist wie ich, die Unterschiede einmal leidenschaftslos
auflisten, in populaerwissenschaftlicher Sprache, damit man eine solche
Erlaeuterung in Benutzeranleitungen einbauen koennte. Oder hat schon jemand
derartige Erlaeuterungen?

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
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