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Digitale Langzeitarchivierung



Die Haltbarkeit digitaler Medien ist in der letzten Zeit mehrmals
Gegenstand von Anfragen gewesen. Deshalb auch eine Antwort an die
Liste.

Die grundsaetzlichen Probleme  von Lebensdauererwartungen von
optischen Speichermedien und die Faktoren, die die Haltbarkeit
beeinflussen (Lager- oder Benutzungsbedingungen, Qualität des
Datenträgers, "End-of-Life-Kriterium"=Mindestanforderungen an die
Funktion etc.) wurden juengst z.B. in der Publikation "Sicherheit,
Haltbarkeit und Beschaffenheit optischer Speichermedien" hg. von der
Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. , Eschborn
1999 dargelegt.
Wichtige Gefahrenfaktoren fuer die Haltbarkeit von magnetischen und
optischen Speichermedien kann man auch der im Rahmen des
eLib-Programms  im Auftrag von  JISC und NPO von Seamus Ross und Ann
Gow vorgelegten Studie "Digital Archaeology: Rescuing Neglected and
Damaged Data Resources" (1999) entnehmen.
Die Haltbarkeit von Speicher-Medien - darauf wird in beiden
Publikationen abgehoben - ist von sehr vielen Faktoren abhaengig,
deshalb ist die Nennung von Haltbarkeitszeiten (wie z.B. laenger als
100 Jahre) fuer die Praxis nicht sehr aussagekraeftig.
Die Problematik der Langzeitarchivierung digitaler Information
darf ohnehin nicht auf die Frage der Haltbarkeit von Datentraegern
reduziert werden: Der rasche technologische Wandel im Hardware und
Software-Bereich macht, selbst wenn die Datentraeger und die auf
ihnen gespeicherten Informationen physikalisch ueberdauern,
Massnahmen wie Migration (hierunter wird nicht nur die einfache "bit
zu bit"-Uebertragung auf andere Datentraeger, sondern der ganze
Komplex von Konvertierungen von Formaten bzw. der Uebertragung von
Anwendungen  auf neue Systemplattformen verstanden) und / oder
Emulationen (von frueheren Hardwaregenerationen auf aktuellen
Rechnern) notwendig.
Fuer den Archivierungsauftrag von Bibliotheken stellen sich damit
sehr umfassende und komplexe Probleme, die auch den
Unterhaltstraegern erst bewusst gemacht werden muessen.

Die Deutsche Bibliothek hat mit dem Springer-Verlag beruhend auf den
Vorarbeiten der Arbeitsgruppe "Elektronische Depotbibliothek" nun
erste Vereinbarungen zu einem Pilotprojekt getroffen, in dem
prototypische Uebernahme- und Bearbeitungsverfahren fuer
elektronische Publikationen erprobt werden sollen.

In einem DFG-Projekt an der Bayerischen Staatsbibliothek werden
weitere organisatorische und technische Implikationen der
digitalen Langzeitarchivierung fuer die Bibliotheken untersucht.
Die BSB wurde auch eingeladen, in neu gegruendeten Task Force der
Research Libraries Group zu diesem Thema mitzuarbeiten.
Kurzfristige Loesungen sind aber auch auf dem internationalen Parkett
nicht zu erwarten - dafuer hat die digitale Langzeitarchivierung zu
viele Aspekte.

Eine  umfassendes Subject Gateway  zum Thema "Preserving Access to
Digital Information" wird von der National Library of Australia
unterhalten: http://www.nla.gov.au/padi/.  Von hier aus kommt man
auch zu den diversen im Rahmen des oben bereits angesprochenen
eLib-Programms erarbeiteten, sehr substantiellen Studien zum Thema
(Direkt erreichbar unter
http://www.ukoln.ac.uk/services/elib/papers/supporting/ )


Dr. Marianne Dörr
Bayerische Staatsbibliothek
Leitung VD17 und Muenchener
Digitalisierungszentrum
Tel. 089/28638-2600
Fax: 089/28638-2672


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.