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Re: AW:Neues zur R-Reform



Hallo,
sind Bibliothekare nicht Philosophen - klar, selbst dann, wenn sie
Techniker sind. Und es stimmt ja, wir haben irgendwie mit allem ´was
zu tun und alle Wissen angesammelt in uns und um uns herum. Deshalb
sollen wir uns auch einmischen.
 Das ist das Positive, das ich dieser
Rechtschreibdiskussion abgewinnen kann. Aber eigentlich frage ich
mich warum sich hier gestandene Leute gegenseitig einiges "um die
Ohren schreiben". Diese ganze Auseinandersetzung verliert an
Heiterkeit. Einer schlauer als der andere. Da wird Sprache übrigens
auch irgendwie mißbraucht, wenn man sie ständig dazu benutzt,
Ohrfeigen zu verteilen mit seinem geballten Wissen. Hat nicht
vielleicht jemand wieder eine schöne Suchfrage?


"Klaus.Makoschey" wrote:
 ...

> Die Rechtschreibungsdiskussion wird leider auch von seriöser Seite
> ziemlich unqualifiziert geführt. Schon allein die Identifizierung von
> "Sprache" mit "Rechtschreibung" ist eine unerträgliche Verkürzung. Aber
> (in diesem Zusammenhang) vollends von drohendem Kulturverfall zu
> phantasieren, als wäre mit einem bescheidenen und behutsamen
> Orthographie-Reförmchen der Untergang des Abendlands besiegelt!

Sie haben recht.
Das Argument gilt natürlich andersherum genauso - warum hat man so viel
Wind zugunsten der "neuen Rechtschreibung" gemacht, wenn angeblich mal
wieder nur der Berg gekreißt haben soll.
Man hätte es also bei der "alten" belasssen können, mit einer gewissen
Flexibilisierung, die lebendige Sprachentwicklung von alleine mit sich führt.

> Leider gibt es bei den Reformgegnern nicht nur Ressentiments, sondern
> vereinzelt auch Argumente:

Wieso "leider"? Wenn es Argumente gibt, ist das doch nicht zu bedauern.

> Im Englischen kennt man dieses Problem auch: Verb und Substantiv werden
> zwar unterschiedlich gesprochen, aber gleich geschrieben ("to reco:rd",
> aber "récord").

Ein Vergleich des Englischem mit seiner wesentlich stärker historisch
ausgerichteten Orthographie und daraus folgenden zahlreicheren Homonymen
(gleiche Schreibung bei unterschiedlicher Aussprache, etwa im o. g.
Beispiel) und Homophonen (gleiche Aussprache bei unterschiedlicher
Schreibung) ist interessant, führt aber in diesem Fall nicht zu für das
Deutsche wirklich relevanten Aussagen.

...
> dabei haben die Armen, die sich mit der englischen Sprache rumärgern
> müssen, noch nicht mal die Großschreibung von Substantiven als Hilfe.

Stimmt,  außer dem Deutschen gibt es das wohl in keiner der größeren
Sprach- und Schriftgemeinschaften.
Viele tun die Großschreibung einfach als alten Zopf ab, ohne die
wahrnehmungspsychologische Hilfe darin zu sehen, die beim Umgang mit der
komplizierten Grammatik des Deutschen nützlich sein kann. Das sollte man
wohl nicht leichtfertig aufgeben.
Sprachen wie Dänisch und Schwedisch, die auch einmal Großschreibung
hatten, haben die Großschreibung erst über Bord geworfen, als sich die
Grammatik auch schon vereinfacht hatte. (Bitte nicht mißverstehen, ich
rede nicht davon, daß irgendeine Sprache simpler sei als eine andere -
jede Sprache, die man wirklich gut erlernen will, braucht in etwa
dengleichen Aufwand).


> ... Was
> treibt heute "die deutschen Schriftsteller", von denen der
> Hochschulverband spricht, gegen die Rechtschreibung (verbindlich ja nur
> für Gebrauchstexte in Behörden und Schulen) zu protestieren anstatt
> einfach zu schreiben, wie es ihnen recht ist?

Stimme ich im wesentlichen zu. Wie einflußreich Schriftsteller heute auf
Sprache sein könnten, ist allerdings schwer einzuschätzen, oder gibt es
aktuelle untersuchte Beispiele.

> Und welche Probleme gibt es nun für uns Bibliothekare, die sich nicht
> auch schon mit der Behandlung von Literatur mit Erscheinungsdatum vor
> der Rechtschreibreform von 1901 ergeben haben?

Sicher kein einziges Problem weniger, nur mehr Probleme, da Sie
gezwungen werden, sich auf wesentlich unterschiedlichere Schreibungen
einzulassen. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Ihre Kollegen in der
Kartei- und Datenbankerfassung

> Mit den besten Wünschen

>  Dr. Klaus Makoschey

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