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Re: AW: Gebühren für Internet-Mutzung



Hallo Herr Kuehn,

> 1. In Ihre Kostenkalkulation sollten auch die Kosten für
> Reparatur/Wiederbeschaffung der Hardware, sowie  Kosten
>   für Software (CyberPatrol, WinU, etc.) einfließen. Bei der
gegenwärtigen
> Entwicklung auf dem Hardwaresektor können
>     Sie getrost davon ausgehen, daß ein PC nach 3 Jahren veraltet ist und
> ersetzt werden muß. 

Sie nehmen den Blickwinkel der Bibliothek ein, waehrend
ich die mutmassliche Sicht des Benutzers beschrieb, der feststellt,
dass er privat billiger surft als ueber die OEB. Der Privatmensch
betreibt keine "Kostenkalkulation", bei der er Hard- und
Softwarekosten auf die Zeit umrechnet. Den PC hat er ja sowieso.
Der Privatmensch vergleicht die aktuell anfallenden Kosten und
sieht schlichtweg, dass die OEB zu hohe Preise nimmt.

> Da leider nicht alle Kommunen
>     zusätzliche Gelder in öffentliche Internetzugänge in Bibliothek
stecken
> können/wollen, müssen stellenweise Hilfskonstrukte
>     (Vereine) auf die Beine gestellt werden, die betriebswirtschaftlich
und
> kostendeckend (s.o.) kalkulieren müssen.

Die Finanzmisere ist zweifellos nicht den OEBs anzulasten. Als
Reaktion seitens der OEBs ist zum einen politisches Handeln auf 
lokaler und ueberregionaler (Verbaende) Ebene gefragt.
Zum anderen waeren, wie auch bei Thomas Numbergers Re:
anklingt, als Loesung veraenderte Prioritaetensetzungen 
seitens der OEB zu in Betracht zu ziehen.

> 2. Könnte der deutliche Zusatznutzen für den Benutzer von
Internet-Zugängen in
> öffentlichen Bibliotheken nicht darin
>     bestehen, daß der/die Benutzer/in eine medienkompetente Fachkraft bei
> Bedarf um Rat fragen kann ...?

Daran und an den Medienmix in der Bibliothek hatte ich gedacht.
Allerdings teile ich 1. die von Klaus Graf geaeusserte Skepsis
bezueglich der Beratungsqualitaet, frage mich 2. ob Benutzer
bereit sind, auch bei guter Beratungsqualitaet dafuer zu zahlen.

Wir haben in dieser Diskussion den Nutzer mit eigenem
Internetanschluss im Blick. Haben Sie (oder andere INETBIBs)
eine Erhebung dazu gemacht, wie viele Benutzer mit eigenem
Internetzugang die Rechercheprofis aufsuchen, nachdem sie
zu Hause keinen Rechercheerfolg hatten?

> > Es ist abzusehen, dass bald ein betraechtlicher Anteil
> > an Privathaushalten ueber einen Internetzugang verfuegt.
> 
> Genauso, wie bald jederman/frau ein Handy am Handgelenk trägt und alle
> öffentlichen Telefonzellen zu eBook-Ladestationen umgewidmet werden
können.
> Aber bis dahin dauerts halt noch ein wenig...

Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass die OEB getrost
solange die hohen Gebuehren verlangen kann, bis zu viele Nutzer
nicht mehr auf Sie angewiesen sind und ihr den Ruecken
kehren?

1. halte ich das fuer strategisch unklug. Die OEB sollte sich
jetzt, d. h. zu dem Zeitpunkt, an dem die Karten neu gemischt
werden, in der Medienwelt positionieren. Printmedien wird es
weiter geben, aber der Fortschritt (Begriff descriptiv, nicht wertend 
verwendet) spielt sich bei den E-Medien ab.
Die OEB muss ihren Zusatznutzen im Bewusstsein der Nutzer 
verankern, ehe es zu spaet ist. Wissen Sie, wie viele
potentielle Surfer sich gar nicht erst an Sie wenden, nachdem
sie die Preise gesehen haben?
Sogar die Telekom scheint erkannt zu haben, dass sie sich
mit hohen Gebuehren keinen Gefallen tut und kuendigt eine
guenstige Flatrate fuer TDSL an.

2. schliesse ich mich Klaus Grafs Erinnerung an den
Auftrag der OEB an, wobei der OEB gerade jetzt
eine besondere Verantwortung erwaechst, Stichwort
Medienkompetenz.

> Und für den größten Teil UNSERER
> Internet-Klientel, die das Netz überwiegend zum Chatten nutzt, sind die
> Internetgebühren Peanuts : da bleibt genug übrig fürs Handy und die (in
der Tat
> unverschämt teuren) SMS-Gebühren...

Diejenigen (potentiellen) Nutzer, fuer die Internetgebuehren keine
Peanuts sind, kommen wohl tatsaechlich gar nicht erst ...
Ansonsten auch hier volle Zustimmung zu Klaus Graf und eine
Erinnerung an die bekannte Diskussion in BuB, Stichwort 
"Volksbespassung".

> > Gerade wer wenig Geld hat, waere gut beraten, sich lieber
> > einen gebrauchten PC fuer den Internetzugang zu kaufen,
> > als sich den Bibliotheksbesuch zu "leisten". Bekanntermassen
> > sind einmalige Kosten (PC-Kauf) unkritischer als laufende.
> 

> Anmerkung : gebrauchte PC taugen einfach nicht fürs Internet 

Ich habe meinen privaten PC fuer 1 200,- DM gebraucht gekauft, incl.
Moni, Tastatur, Maus. Er taugt immerhin fuer die Bearbeitung der 
VAB (privat gepflegte virtuelle "OPL"), in der auch Multimedia-Dokumente 
verzeichnet sind. Jeder kann sich ausmalen, dass ich viel online bin ;-)

Ich erinnere mich an ein Posting aus einer Berliner Stadtbibliothek
(Kreuzberg?), die um Gebrauchtteile bat, um sich selbst PCs
zusammenzustricken (traurige Verhaeltnisse, aber Hut ab vor
der Bibliothek!). 

Das mag ein Extremfall sein, aber: muss es alle drei
Jahre eine Neuausstattung fuer 4000 DM sein? Muss auch die 
Peripherie ausgetauscht werden? Reichen nicht eine groessere
Festplatte und eine Speichererweiterung? (Dies auch als Re:
an Daniel Roedding)

> Ist keine zusätzliche Einahmequelle, nur eine kostendeckende. Siehe oben.
> [...]
> Wenn ich Sie richtig verstehe, gehen Sie davon aus, daß die Nutzung
(Ausleihe)
> von Printmedien in Öffentlichen Bibliotheken gebührenfrei ist? 

Selbstverstaendlich gehe ich nicht davon aus. Ich bin nicht ins 
Detail gegangen, weil ich von folgendem gemeinsamen Wissensstand
bzw. Konsens ausging: Wuenschenswert aus bibliothekarischer Sicht ist
Gebuehrenfreiheit. Wenn Gebuehren unvermeidbar sind, kommen
nur Jahresgebuehren (= nutzungsunabhaengige Gebuehren) in
Betracht, evtl. fuer Wenignutzer ergaenzt durch die Option einer
Ausleihgebuehr. Am weitesten verbreitet sind Jahresgebuehren.
Dem widerspricht in der Tat die nutzungsabhaengige Surfgebuehr.

Stichwortartige Zusammenfassung:

1. Den Nutzer interessiert nicht die Kostenkalkulation der OEB,
er vergleicht seine direkten Surfkosten mit den OEB-Gebuehren.

2. Die OEBs muessen ohnehin schnellstens guten Zusatznutzen
aufbauen, um fuer die wachsende Zahl an Nutzern mit
privatem Internetanschluss auf dem Wachstumssektor der
Online-Medien noch ein player zu bleiben. 

3. Fuer die Informationssuche muss es nicht die neueste
Technik sein

4. Gleichbehandlung der Online- und Offline-Medien hiesse
i. d. R.: moderate, nutzungsunabhaengige Gebuehr. 

5. Prioritaetensetzung: Information rangiert vor Chatten,
Etatverteilung zwischen den Medienarten ist zu ueberdenken.

6. ausgespart habe ich noch das extrem heikle Thema der
kostendeckend arbeitenden Bibliothek, das fuer
Online-Medien bibliothekarischerseits (!) in die Diskussion
geworfen wird. Der Bund der Steuerzahler liest hier
hoffentlich nicht mit. Auch Verweis auf Thomas Numberger.

Gruesse, Ingrid Strauch

-- 
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