[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Notiz ueber Herrn Karl Dietz - Gaestebuecher



Gegendarstellung: Ich habe heute folgende Behauptung aufgestellt, die
ich mit Bedauern zuruecknehmen muss.

> Das schrieb Karl Dietz in KOMM!:
> "Keinesfalls, aber wahrscheinlich denken andere wie ich: HM, wer ist
> das?
> Hat er eigentlich das Recht, sich irgendwo zu irgendwas zu aeussern?"

Richtig ist: es war Thomas Fedder, der diese Saetze schrieb.

Hinzuweisen ist auch auf die ausserordentlich vernuenftige Stellungnahme
von Thomas Numberger in mehreren Listen, in der grundsaetzlich auf den
Sinn von Gaestebuechern eingegangen wird. Ich moechte diesen wichtigen
Beitrag nicht ohne weiteres nach INETBIB weiterleiten und habe auch kein
funktionierendes oeffentlich zugaengliches Listen-Archiv gefunden, in
dem er nachzulesen waere. Ich gebe daher fuer die Leser von INETBIB ein
Zitat:

"Das Stehenlassen auch von negativer Kritik (evtl. mit
kommentierenden Anmerkungen des Websitebetreibers) auf Gaestebuechern
und Diskussionsforen zeigt, da steht jemand auch zu der Kritik die er
bekommt und verdraengt sie nicht nur. Sowas verbessert nach meiner
eigenen Erfahrung extrem das Vertrauen und die Glaubwuerdigkeit des 
Webseitenbetreibers.

Ich selbst habe z.B. auf meiner Homepage nur deshalb Gaestebuecher
eingefuehrt, weil mir frueher die Kritik per Email zu positiv erschien
und ich den Eindruck hatte, dass sich die Leute auf einem anonymen
Gaestebuch vielleicht etwas kritischer aeussern wuerden. (Und da habe
ich uebrigens auch noch nie was rausgeloescht.)

Fakt ist, kein Mensch will beschoenigte Gaestebuecher lesen. Die
einzigsten, die regelmaessig ihre Gaestebuecher lesen sind nach meiner
Erfahrung die Seitenbetreiber selbst. Ein Gaestebuch voller
Lobeshymnen interessiert niemanden und wirkt auf Besucher absolut 
peinlich. Ein Gaestebuch wird nach meiner Erfahrung nur aktiv gelesen,
wenn dort eine sinnvolle und/oder kritische Diskussion stattfindet.

Fakt ist:
Niemand stoert sich an einer kritischen sachlichen Diskussion in der
Oeffentlichkeit und kein Image wird dadurch zerstoert. Wenn sich
dagegen in der Oeffentlichkeit erstmal der Ruf festgesetzt hat, dort
gibt es keine Diskussion, weil von oben kritische Meinungen
unterdrueckt werden, dann ist das Image langfristig beschaedigt und
laesst sich auch nur schwer wieder ausbessern.

Wer kritische Meinungen verhindern will und Angst um sein Image hat,
der sollte besser erst gar keine Feedbackmoeglichkeiten und keinen
oeffentlichen Auftritt schaffen, sondern sich fest in seinen
Elfenbeinturm einschliessen. Denn wer so unheimlich gut und
unantastbar ist, der ist ja auch nicht auf die Meinung seiner Umwelt
angewiesen. (Womit sich der Kreis schliesst und wir wieder beim 
deutschen Bibliothekswesen angelangt waeren. ;-)".

Dem moechte ich mich anschliessen.

MACHNO hat laut Numberger folgende Grundsaetze fuer die Loeschung von
Beitraegen aufgestellt: "Zensur und Loeschung
ist uns nur erlaubt bei:
- eindeutig illegalen Inhalten
- anonymen grob diffamierenden Aeusserungen
- die Systemsicherheit / Funktion gefaehrdenden Inhalten".

Da Online-Gaestebuecher auch im Bibliotheksbereich genutzt werden,
moechte ich diese Zeilen, der Grundlinie von INETBIB = Internet in
Bibliotheken folgend, als sachlichen (und nicht als persoenlichen)
Beitrag verstanden wissen. Welche Rolle Meinungsfreiheit in unserer
Gesellschaft und im Online-Bereich spielt, halte ich fuer ein zentrales
Thema. Ich habe nicht vor, erneut eine Diskussion ueber HM aufflammen zu
lassen und werde mich an einer solchen nicht beteiligen. Aber die
Auseinandersetzung ueber die Grenzen der freien Rede in der
bibliothekarischen Online-Diskussion (und damit auch in Mailinglisten)
halte ich (anders als der Listeneigentuemer) hier fuer durchaus ONTOPIC.

Wiederholt begegne ich dem Argument, Kritik solle doch moeglichst nur
privat geaeussert werden. Oeffentliche Kritik hat eine destruktive Seite
und eine konstruktive Seite. Wir braeuchten keine kritischen
Buchrezensionen, wenn Kritik am besten privat angebracht werden sollte.
Es wuerde genuegen, dem Autor einen mehr oder minder netten Brief zu
schreiben. Ich fuer mein Teil, habe aus Verrisssen aber mehr gelernt als
aus wohlwollenden Inhaltsangaben.

Freundliche Gruesse von der Mosel

Klaus Graf
http://www.uni-koblenz.de/~graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.