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Re: Nicholson Baker ueber Zeitungen in Bibliotheken



Nach dreiwöchiger Abwesenheit zurückgekehrt an den Dienst-Schreibtisch und -PC las ich heute unter meinen 250 Mails mit großem Interesse die Diskussion zu dem genannten Thema! Auch wenn vieles schon gesagt ist und ich erst eine Woche später zum Antworten komme, muß ich dieses tun, um noch einiges zu ergänzen:
Die Zeitungsabteilung der Stabi Berlin besitzt mittlerweile ca. 170.000 Bände und über 55.000 Mikrofilme. Fortlaufend beziehen wir ca. 500 Zeitungen aus aller Welt, 65 davon aus Deutschland (Gesamtbestand natürlich in der ZDB, laufende Titel: //zeitungen.sbb.spk-berlin.de/titelliste/index.html). Ausländische Zeitungen sollen entsprechend unserer Sammlungskonzeption möglichst als Mikrofilm gespeichert werden, bei den deutschsprachigen Zeitungen hingegen erwerben wir bei den am stärksten benützten Titeln neben dem Original zusätzlich Mikrofilme. Und nur diese werden in der Regel dem Benutzer in den Lesesaal (ggf auch über die Fernleihe in seine heimatliche Bibliothek) ausgeliehen. Die Originale hingegen werden dennoch aufbewahrt - plan in Schubern liegend.
Seit Jahren werden die bis zum Jahr 1740 zurückreichenden Altbestände unserer Abteilung in Abstimmung und in Kooperation vor allem mit dem Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse, Dortmund, aber auch mit anderen Partnern verfilmt (mit großzügiger Förderung durch die DFG!). Die seit einem Jahr in unserer Abteilung angesiedelte Verfilmungswerkstatt setzt für die Aufnahme geeignete Buchwippen ein, wodurch die Bände in der Regel nicht geöffnet werden müssen. Auch nach der Verfilmung werden diese deutschen Zeitungen weiter im Original aufbewahrt, nunmehr aber nur noch für spezielle Benutzungsfälle zur Verfügung gestellt.
Mit zunehmender Sorge beobachten wir, dass immer mehr regionale Pflichtexemplarbibliotheken sich dem Beispiel der DDB anschließen und (Tages-)Zeitungen nur noch als Mikrofilm aufbewahren. Gewiss ist der Aufwand zum Sammeln originaler Zeitungsbestände groß (Magazin & Personal), umso wichtiger scheint uns hierbei die Kooperation der Sammlungen vonnöten: Keiner kann und muß alles sammeln und aufbewahren! Aus diesem Grund haben wir im Mai dieses Jahres eine regionale Arbeitsgruppe Zeitungen in Berlin/Brandenburg gegründet, um die Zusammenarbeit von Archiven, Bibliotheken und Museen auch zu dem Problem der Bestandserhaltung und -bewahrung effizienter als bisher zu erreichen. Wir werden über die Ergebnisse der AG regelmäßig berichten (im Bibliootheksdienst).
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Zeller

aust _at__ bnw1.bibl.fh-duesseldorf.de schrieb:

Nicholson Baker hat wieder zugeschlagen!
- und zwar  im New Yorker,  July 24, 2000, S. 42-61
"Deadline. The author's desperate bid to save America's past"

Es geht um das Problem der Mikroverfilmung von Zeitungsausgaben
und den damit verbundenen enormen Qualitätsverlusten.
In Zukunft würden bei der Digitalisierung von Zeitungsbeständen
kaum noch geeignete Originale zur Verfügung stehen.
Er stellt das das Bibliothekarsargument des schnellen Zerfalls von
Zeitungspapier in Frage und wirft einen interessanten/befremdlichen
Blick auf Firmeninteressen und CIA.
Noch 1976 bewarb eine bekannte Firma  Bibliotheken mit den
Worten
"Serials Management in Microform is our own slum clearance
 program"
Mittlerweile bezahlt Baker 26 000 $ Miete pro Jahr für eine eigene
Depotbibliothek - um Bibliotheksbestände vor der Verwurstung nach dem
Motto  "Das ideale Geburtstagsgeschenk: eine Originalzeitung des
betreffenden Tages!" zu retten.
Empfehlenswert!
Gruß
B. Aust

Brigitte Aust
-Hochschulbibliothek-    Tel.: 0211/4351-556
FH Duesseldorf           Fax.: 0211/4351-559
Georg-Glock-Str. 15      E-Mail: Brigitte.Aust _at__ fh-duesseldorf.de
D-40474 Duesseldorf

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n:Dr. Zeller;Joachim
tel;fax:+49(0)30-266-3799
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