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Guter Rat in Großer Runde, betr.: PICA und? / und nicht? Katalogkarten



Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

ich möchte Sie in folgender Fragestellung um Ihren Rat bitten:

Die von mir als OPL betreute Bibliothek mit ca. 25.000 Bänden wird
demnächst zusammengeschlossen mit zwei anderen, großeren Bibliotheken
hier im Haus, aber in anderen Stockwerken und weit entfernt. Der
Zusammenschluß soll zunächst organisatorisch, erst in ca. fünf Jahren
auch räumlich erfolgen. Die zur Zeit so noch auf drei verschiedene
Standorte verteilte Bibliothek hat insgesamt einen Bestand von 250.000
BE.

In den beiden anderen Bibliotheken wird bereits seit einigen Jahren mit
PICA katalogisiert. PICA verdrängte in vielen Bibliotheken unseres
zweischichtigen Systems vor ca. vier Jahren ALLEGRO, das damals
zunächst  für die Katalogisierung in den dezentralen Bibliotheken
vorgesehen war. Die Gründe für den Wechsel sind hier unerheblich,
jedenfalls aber katalogisiere ich bis heute noch zufrieden und
erfolgreich mit ALLEGRO, und, vor allen Dingen: ich drucke Katalogkarten
aus und pflege meinen Zettelkatalog. Von den 25.000 BE meines Bestandes
sind ca. 6.000 BE mit ALLEGRO erfaßt.

Ich habe mich nun entschieden, mit den beiden anderen Bibliotheken in
PICA zu katalogisieren und habe hierfür bereits die erste Weihe in Form
entsprechender Schulung erhalten. Die zweite, in Form einer Schulung in
PICA-ACQ, dem Erwerbungsmodul, folgt demnächst. Kooperative und
kontrollierte Erwerbung tut not, und die so mögliche Teilnahme an
HEBIS-PICA und dem großen Daten-Ozean ist etwas anderes als als Dümpeln
auf einem ALLEGRO-Binnengewässer, dem der Zugang zum Meer nicht möglich
ist bzw. beharrlich verweigert wird. "Der Duft der Großen, Weiten Welt
..."

Die bereits mit ALLEGRO erfaßten ca. 6.000 Titel wird man in PICA
einspielen, diese Teilmenge ist dann als Zettelkatalog und online
abfragbar. Meine Argumente für ein Weiterführen des Zettelkataloges
waren immer: 1. nur _ein_ Nachweisinstrument, und ein Einscannen des
Kataloges ist nicht in Sicht, 2. Unabhängigkeit von Systemabstürzen und
Wartungen, 3. die (zu sentimentale?) Vorliebe für eine Kalogkarte, die
"man schwarz auf weiß besitzt und infolgedessen getrost nach Hause(?)
tragen kann", 4. keine weiteren Rechner und Bildschirme für den Lesesaal
erforderlich.

Das Problem, das ich jetzt habe ist, daß mir PICA keine Katalogkarten
mehr drucken möchte, und wenn, dann kommt etwas heraus, das einer Karte
nur entfernt ähnelt, jedenfalls aber keine Köpfe hat.

Nun erbitte ich Ihren Rat: Was sollte ich tun?

1. Welches der o.g. zumindest theoretisch für den Beibehalt eines
Zettelkatalogs sprechenden Argumente halten Sie für vertretbar?

2. Würden Sie ggf. zur Doppelerfassung in PICA und ALLEGRO raten? Wenn
ja, würden Sie aus diesen Gründen bei der Verbundaufnahme einen eher
niedrigsten Standard durchgehen lassen (sollen die Aufnahme dann die
Kolleg/inn/en aufmöbeln, die den ganzen Tag nichts anderes tun und es
zeitlich und fachlich eh drauf haben)?

3. Würden Sie dazu raten, den Katalog erst abzubrechen, wenn auch der
räumlichen Zusammenschluß mit den anderen Bibliotheken erfolgt ist und
im Rahmen der Neuausstattung und der Sicherstellung eines einheitlichen
Informationsangebotes auch für die erforderliche Hardware gesorgt ist
und sich die personellen Zuständigkeiten bei dann insgesamt 10 Stellen
(1 hD, 4 gd, 5 mD und eD) sowies neu mischen?

4. Gibt es unter Ihnen jemanden, der eine Idee hat, wie man PICA
vielleicht doch irgendwie zum Druck von (geköpften) Katalogkarten
bewegen kann? Hielten Sie es für sinnvoll, die in PICA erfaßten Titel
nach ALLEGRO zu überspielen, um dort wie gewohnt den Kartendruck zu
starten? Haben Sie eine Idee oder ein Modul, mit dem das technisch
möglich ist? Auch dann noch, wenn es sich bei meinem ALLEGRO um die
DOS-Version 15 von 1997 handelt?

5. Oder würden Sie mir antworten, daß ich in der hier mit Schreiben
verbrachten Zeit bereits eine Reihe schöner Titelaufnahmen, auch in
PICA, hätte machen können, daß ich die Katalogzettel vergessen soll und
daß durch einen Katalogabbruch vielleicht passionierte Bibliothekarinnen
und Bibliothekare vorübergehend Schaden erleiden, keinesfalls aber die
Benutzerinnen und Benutzer "von heute". Getreu nach dem Titel eines von
Bill Gates bereits in 1995 verfaßten Buches: "Der Weg nach vorn : d.
Zukunft d. Informationsgesellschaft"?

Ich bin also gespannt, was sie vorschlagen und freue mich auf Ihre
Antworten.

Mit freundlichen Grüße, Reinhard Koch


-- 
Reinhard Koch, Dipl.-Bibliothekar
Universität Frankfurt, Didaktisches Zentrum
Senckenberganlage 15, 60325 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69 / 7 98 - 2 35 95
http://www.rz.uni-frankfurt.de/DZ/


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