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Re: Guter Rat in Großer Runde, betr.: PICA und? / und nicht? Katalogkarten



Lieber Herr Koch,
an der JLU Giessen wird der Gesamtkatalog praktisch seit  Beginn
von HEBIS (ca 1987) mit HEBIS-KAT / PICA gefuehrt. Die Bibliotheken
mit Dipl.Bibl.-Stellen haben, sobald die technischen Voraussetzungen
vorlagen (die zu Beginn einfach nur schrecklich waren und eine 
hohe Frustrationstoleranz erforderten) an HEBIS direkt teilgenommen.

Fazit (in Bezug auf die Kataloge evtl. mit der einen 
oder anderen Ausnahme):
- Die Direktteilnahme der dezentralen Bibliotheken hat sich
  sehr bewaehrt. Keiner moecht darauf verzichten, weder Benutzer noch
  Bibliothekare. Alle moechten an HEBIS etwas aendern (z.B.
  die Erfassung mehrbaendiger Werke, Loseblattsammlungen), aber
  nicht von HEBIS weggehen.
- auch in den Geisteswissenschaften sind die 
  - alphabetischen Kataloge abgebrochen worden, 
  - Standortkataloge werden weitergefuehrt.
  - Systematische Kataloge: in der Regel wohl noch in Zettelform (?),
    aber auch online.
  - Schlagwortkataloge in der Regel online, Nutzung der SWD
    beginnt auch in dezentralen Bibliotheken (qua Verbund
    ohnehin fuer Teilbestaende vorhanden).

- zeitweise gefuehrte andere EDV-Systeme wurden nach und nach 
  aufgegeben.
  (Ein grosses Problem fuer uns: die Uebernahme von nebenamtlich
  betreuten Bibliotheken mit mehr oder minder exotischer  /
  veralteter PC-Bibliotheks-Software aus den 80er Jahren. 
  Hier tut allegro gute Dienste, um die Daten irgendwie zu retten.)

Schnittgrenze:
Die UB hat einige Zeit die Schnittgrenze 1987 beibehalten, dh es 
wurden noch Zettel fuer Buecher mit Erscheinungsjahr vor 1987 
eingelegt. Kurzfristig war dies verstaendlich, im Nachhinein
haette der Katalogabbruch frueher erfolgen sollen.

Mein Vorschlag: AK abbrechen, sobald die Allegro-Daten in
PICA enthalten sind. Der AK in Zettelform wird sehr schnell
an Bedeutung verlieren.

Mit dem _einen_ Nachweisinstrument ist es so eine Sache,
das gilt nur fuer den Bibliothekar vor Ort. Als Student anno 66-71
in Ffm fand ich es absurd, dass es keinen Gesamtkatalog
gab, sondern man von Bibliothek zu Bibliothek tigern
durfte, wenn man auf der Suche nach einem Buch war.

Aus Nutzersicht hat man ohne Gesamtkatalog nicht _ein_ 
Nachweisinstrument, sondern ueber 100 raeumlich getrennte
Nachweisinstrumente. (Mehr Instrumente als ein Orchester, 
und jedes Instrument mit seinen vermeintlich unverzichbaren
Besonderheiten, die einen als Nutzer zur Verzweiflung 
bringen koennen)!

Zu Ihren Fragen:

Reinhard Koch wrote:
> 
> Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
> 
> ich möchte Sie in folgender Fragestellung um Ihren Rat bitten:
> 
> Die von mir als OPL betreute Bibliothek mit ca. 25.000 Bänden wird
> demnächst zusammengeschlossen mit zwei anderen, großeren Bibliotheken
> hier im Haus, aber in anderen Stockwerken und weit entfernt. Der
> Zusammenschluß soll zunächst organisatorisch, erst in ca. fünf Jahren
> auch räumlich erfolgen. Die zur Zeit so noch auf drei verschiedene
> Standorte verteilte Bibliothek hat insgesamt einen Bestand von 250.000
> BE.
> 
> In den beiden anderen Bibliotheken wird bereits seit einigen Jahren mit
> PICA katalogisiert. PICA verdrängte in vielen Bibliotheken unseres
> zweischichtigen Systems vor ca. vier Jahren ALLEGRO, das damals
> zunächst  für die Katalogisierung in den dezentralen Bibliotheken
> vorgesehen war. Die Gründe für den Wechsel sind hier unerheblich,
> jedenfalls aber katalogisiere ich bis heute noch zufrieden und
> erfolgreich mit ALLEGRO, und, vor allen Dingen: ich drucke Katalogkarten
> aus und pflege meinen Zettelkatalog. Von den 25.000 BE meines Bestandes
> sind ca. 6.000 BE mit ALLEGRO erfaßt.
> 
> Ich habe mich nun entschieden, mit den beiden anderen Bibliotheken in
> PICA zu katalogisieren und habe hierfür bereits die erste Weihe in Form
> entsprechender Schulung erhalten. Die zweite, in Form einer Schulung in
> PICA-ACQ, dem Erwerbungsmodul, folgt demnächst. Kooperative und
> kontrollierte Erwerbung tut not, und die so mögliche Teilnahme an
> HEBIS-PICA und dem großen Daten-Ozean ist etwas anderes als als Dümpeln
> auf einem ALLEGRO-Binnengewässer, dem der Zugang zum Meer nicht möglich
> ist bzw. beharrlich verweigert wird. "Der Duft der Großen, Weiten Welt
> ..."
> 
> Die bereits mit ALLEGRO erfaßten ca. 6.000 Titel wird man in PICA
> einspielen, diese Teilmenge ist dann als Zettelkatalog und online
> abfragbar. Meine Argumente für ein Weiterführen des Zettelkataloges
> waren immer: 1. nur _ein_ Nachweisinstrument, und ein Einscannen des
> Kataloges ist nicht in Sicht, 

Siehe oben. Nur aus Ihrer Sicht _ein_ Instrument, aus Nutzersicht
eines von > 100.

> 2. Unabhängigkeit von Systemabstürzen und
> Wartungen, 

Spielt zur Zeit kaum noch eine Rolle.

> 3. die (zu sentimentale?) Vorliebe für eine Kalogkarte, die
> "man schwarz auf weiß besitzt und infolgedessen getrost nach Hause(?)
> tragen kann", 

Kann ich nachvollziehen, ist aber tatsaechlich sentimental und nicht
rational.

> 4. keine weiteren Rechner und Bildschirme für den Lesesaal
> erforderlich.

Auch Zettelkatalog kosten was, bringen weniger Recherchemoeglichkeiten
und sind nur vor Ort benutzbar.

> 
> Das Problem, das ich jetzt habe ist, daß mir PICA keine Katalogkarten
> mehr drucken möchte, und wenn, dann kommt etwas heraus, das einer Karte
> nur entfernt ähnelt, jedenfalls aber keine Köpfe hat.

Problem ist loesbar.

> 
> Nun erbitte ich Ihren Rat: Was sollte ich tun?
> 
> 1. Welches der o.g. zumindest theoretisch für den Beibehalt eines
> Zettelkatalogs sprechenden Argumente halten Sie für vertretbar?

nur fuer Standortkatalog (Revision). Evtl. noch fuer SyK

> 
> 2. Würden Sie ggf. zur Doppelerfassung in PICA und ALLEGRO raten? Wenn
> ja, würden Sie aus diesen Gründen bei der Verbundaufnahme einen eher
> niedrigsten Standard durchgehen lassen (sollen die Aufnahme dann die
> Kolleg/inn/en aufmöbeln, die den ganzen Tag nichts anderes tun und es
> zeitlich und fachlich eh drauf haben)?

Nein! Doppelerfassung ist nicht durchzuhalten und bringt niemandem was,
zumal Sie Ihre allegro-Daten bisher anscheinend gar nicht im Web
anbieten.
Umstellung auf PICA, sobald ihre Allegro-Daten im Verbund enthalten
sind.
Die PICA-Daten werden auch von _Ihren_ Benutzern benoetigt. Was glauben
Sie, wer fuer den niedrigen Standard aus Benutzersicht verantwortlich 
gemacht wird? Das sind natuerlich Sie. Glauben Sie, dass Sie sich
mit der besseren Qualitaet Ihres Zettelkatalogs herausreden koennen?

> 
> 3. Würden Sie dazu raten, den Katalog erst abzubrechen, wenn auch der
> räumlichen Zusammenschluß mit den anderen Bibliotheken erfolgt ist und
> im Rahmen der Neuausstattung und der Sicherstellung eines einheitlichen
> Informationsangebotes auch für die erforderliche Hardware gesorgt ist
> und sich die personellen Zuständigkeiten bei dann insgesamt 10 Stellen
> (1 hD, 4 gd, 5 mD und eD) sowies neu mischen?

nein. Wem soll das nuetzen?

> 
> 4. Gibt es unter Ihnen jemanden, der eine Idee hat, wie man PICA
> vielleicht doch irgendwie zum Druck von (geköpften) Katalogkarten
> bewegen kann? Hielten Sie es für sinnvoll, die in PICA erfaßten Titel
> nach ALLEGRO zu überspielen, um dort wie gewohnt den Kartendruck zu
> starten? Haben Sie eine Idee oder ein Modul, mit dem das technisch
> möglich ist? Auch dann noch, wenn es sich bei meinem ALLEGRO um die
> DOS-Version 15 von 1997 handelt?

Die Uebernahme von PICA-Daten in eine Allegro-Datenbank ist machbar,
und damit auch der Zetteldruck.

> 
> 5. Oder würden Sie mir antworten, daß ich in der hier mit Schreiben
> verbrachten Zeit bereits eine Reihe schöner Titelaufnahmen, auch in
> PICA, hätte machen können, daß ich die Katalogzettel vergessen soll und
> daß durch einen Katalogabbruch vielleicht passionierte Bibliothekarinnen
> und Bibliothekare vorübergehend Schaden erleiden, keinesfalls aber die
> Benutzerinnen und Benutzer "von heute". Getreu nach dem Titel eines von
> Bill Gates bereits in 1995 verfaßten Buches: "Der Weg nach vorn : d.
> Zukunft d. Informationsgesellschaft"?

Diskutieren sollte man das auf jeden Fall.

> 
> --
> Reinhard Koch, Dipl.-Bibliothekar
> Universität Frankfurt, Didaktisches Zentrum
> Senckenberganlage 15, 60325 Frankfurt am Main
> Tel.: 0 69 / 7 98 - 2 35 95
> http://www.rz.uni-frankfurt.de/DZ/

Mit freundlichen Gruessen
Lothar Kalok
-- 
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Lothar Kalok
Abt. Koordinierung des Bibliothekssystems
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Tel: ++49-641-99-14016 (Secr.14001)      Otto-Behaghel-Str. 8
Fax: ++49-641-99-14009                   D-35394 Giessen, Germany


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