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Re: AW: off topic: Relevanz der Bibliothekswissenschaft? (2. Versuch)



Liebe Frau Lengenfelder, liebe Liste (wen's interessiert),

>Dennoch wurde es mich in
>Ihrem
>speziellen Fall doch sehr interessieren woher diese Bekanntschaft kommt.
>Ich nehme einmal an noch aus fruheren Jahren, sprich als Prof. Rautenberg
>noch
>nicht die Institutsleitung ubernommen hatte. Seither hat sich vieles
>verandert,
>insbesondere was die Schwerpunktsetzung betrifft.

In der Tat ruehren meine persoenlichen Erfahrungen aus den spaeten 1980ern,
d.h. ich habe sogar noch den Begruender des Erlanger Studiengangs, den
grossartigen Historiker Prof. Otto Meyer, live erleben duerfen. Ich
erinnere mich gut daran, dass er immer grossen Wert auf die Bezeichnung
"-kunde" statt "-wissenschaft" gelegt hat. Frau Rautenbergs Leistungen bei
der Neuorganisation des Fachs wollte ich jedoch keineswegs schmaelern.

>Sie konnen mir glauben,
>als
>Studentin im 9.Semester Hauptfach, da? der Terminus "Buch- und
>Bibliothekskunde"
>wirklich nicht mehr den Inhalt treffend bezeichnet. Eine bibliothekare
>Ausrichtung
>ist nicht gegeben.

Danke fuer die Aufklaerung. Zwar waren bibliothekspraktische Fragen schon
damals nur sekundaer, aber zumindest Bibliotheksgeschichte spielte eine
grosse Rolle. Aber hatten Sie nicht gemailt, dass Sie was zum Thema
Elektronische Zeitschriften bearbeiten? Da fuehlen wir Bibliothekare uns
durchaus zustaendig.

Indes ging es mir gar nicht so sehr um das Erlanger Beispiel als vielmehr
um den unter Bibliothekaren weit verbreiteten Wahn, durch Umbenennung
krampfhaft einem (wirklichen oder vermuteten) Zeitgeist hinterherzuhetzen.
Wenn die Bibliotheken zu "Kompetenzzentren" mutieren und die Assessorarbeit
zur "Master Thesis" wird, erinnert mich das stark an die "Info Points" der
Deutschen Bahn. Natuerlich sollen Bezeichnungen angemessen sein (und
duerfen daher auch modernisiert werden), und natuerlich soll man das, was
man tut, auch ordentlich vermarkten. Aber es wird gefaehrlich, wenn die
Inhalte und Sacharbeit zu stark gegenueber der Praesentation nach aussen
zuruecktreten - und dieser Verdacht, beschleicht mich (mit Verlaub gesagt)
gelegentlich schon in unserem Metier (nicht nur da natuerlich).

So, jetzt muss ich zur Abwechslung aber doch wieder etwas arbeiten, um mir
meine (Nicht-Professoren)-Bezuege zu verdienen ;-)

Mit besten Gruessen
Heidrun Wiesenmueller
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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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