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Also: Bibliothekswissenschaften?



Lieber Herr Haenger,

vielen Dank für Ihren guten Hinweis auf die unterschiedlichen Methoden. Die
unterschiedlichen Wissenschaftsbegriffe, die etwa in der Geographie
zusammenkommen, sind auch in der Verwaltungswissenschaft zu beobachten. Es gibt
dort eine ziemlich breite Diskussion um die Frage, ob es nun eine
Verwaltungswissenschaft oder mehrere Verwaltungswissenschaften gibt. Im Kern
geht es auch darum, inwieweit bestimmte Bereiche der Verwaltungswissenschaft
voneinander methodisch unabhängig sein können. So ist es ziemlich schwierig,
die Verwaltungssoziologie und das Verwaltungsrecht methodisch zu harmonisieren.
Für die Bibliothekswissenschaft könnte man das auch so sehen: es gibt Bereiche,
die mehr informationswissenschaftlich, und welche, die mehr
kulturwissenschaftlich (was immer genau das ist) oder auch
juristisch/ökonomisch geprägt sind. Geht man aber davon aus, so ist die
Integration der unterschiedlichen Sichtweisen auf den einen Lebenssachverhalt
Bibliothek (wie immer man den konkret fassen mag) eine ziemlich anspruchsvolle
Aufgabe, die methodisches, intersubjektiv nachprüfbares, also
wissenschaftliches Vorgehen verlangt und damit letztlich doch die eine
Bibliothekswissenschaft erfordert. Ob diese eine Bibliothekswissenschaft in
ihren Teildisziplinen auch von einer Methode her betrieben werden kann, ist
eine andere Frage, m.E. die einzig sinnvolle wissenschaftstheoretische
Fragestellung, die man an das Fach herantragen kann, nämlich die nach seiner
methodischen und gegenständlichen Einheit (also etwa: kultur- oder
informationswissenschaftliches Paradigma, Bibliothekswissenschaft als
Integrationswissenschaft u.ä. Fragestellungen ). Die Wissenschaftlichkeit des
Faches selbst mit Blick auf seine unterschiedlichen Gegenstände anzuzweifeln,
geht aber am eigentlichen, wissenschaftstheoretischen Problem vorbei.

Beste Grüße aus dem regnerisch trüben Freiburg
Eric Steinhauer, BibRef.



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