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AW: Rezensionen im Bibliothekskatalog - Nachtrag



Liebe Liste, lieber Herr Graf,

> Bedenklich finde ich die Ausfuehrungen zur
> Langzeitarchivierung. Die Deutsche Bibliothek garantiert mit
> ihrem Server ja die Langzeitverfuegbarkeit. Oder sehe ich das falsch?

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der IT-Abteilung Der DB mit
Schwerpunkt Langzeitarchivierung möchte ich dazu ein paar Anmerkungen
machen: Eine Garantie können wir dazu nicht abgeben, das wäre angesichts der
von Ihnen auch angesprochenen komplexen Sachlage vermessen. Allerdings
strebt DDB eine Langzeitverfügbarkeit elektronischer Publikationen an, wobei
ein in Form gegossener gesetzlicher Auftrag dafür noch aussteht. Der
Ist-Stand der Archivierung genügt nicht den Ansprüchen an eine
Langzeitverfügbarkeit. DDB arbeitet aber intensiv an einer Lösung, die
kooperativ ausgearbeitet wird (Stichwort: Kompetenznetzwerk).

> Und es erscheint mir nicht recht vorstellbar, dass eine so
> bedeutende Institution wie das H-NET ohne Archivierung vom
> Netz verschwindet. Wenn es denn um Langzeitarchivierung geht,
> so ist auch die Zusicherung der HU, einige Jahrzehnte zu
> garantieren, laecherlich. Es gibt in deutschen Archiven
> Dokumente, die sind weit ueber tausend Jahre alt.

Ich kann nicht für die Bestrebungen der HU sprechen, aber darauf hinweisen,
dass die Thematik viele Facetten hat. Zum einen geht es um reine
Hardwarefragen, also wie kann der binäre Datenstrom verlustfrei gesichert
werden. Dazu gibt es aus Rechenzentren Erfahrungswerte und Strategien, die
das (allerdings unter fortdauerndem Aufwand) sicherstellen können. Viel
schwieriger, weil bisher keine befriedigende Lösung gefunden ist, wiegt die
Frage, wie man auf bestimmte Dateiformate zugreifen kann, also wie man aus
den binären Strömen auch wieder die Semantik herausbekommt. Ohne jetzt in
die Diskussion für und wider verschiedener Dateiformate, Metadaten und
anderer technischen Themen einsteigen zu wollen, müssen hierzu verschiedene
Ansätze gefunden werden (Stichworte: Migration, Emulation).

Zusicherungen hin oder her, wir müssen einen gangbaren Weg der
Langzeitarchivierung unserer digitalen Resourcen finden, da sind wir uns
wohl alle einig. "Langzeitarchivierung" definiert sich dabei für mich im
Willen, die Objekte unbegrenzt lange zu speichern und auch nutzbar zu
halten. Man kann dazu derzeit nur nach besten Wissen die Voraussetzungen
schaffen, aber das kann (oder muss sogar) auch heißen, den Weg, dieses zu
erreichen, alle paar Jahrzehnte zu überdenken.

MfG
Tobias Steinke

--
Tobias Steinke
Die Deutsche Bibliothek
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