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Regalhaltung ist Literaturquaelerei (AW: Buecher einfach liegen lassen)



Liebe Liste,

> http://www.wdr.de/themen/kultur/literatur/bookcrossing/index.jhtml
> "Regalhaltung ist Literaturquälerei, Bookcrossing entlässt Bücher in die
Freiheit"
Oh, was sind wir Bibliothekare doch für üble Menschen, ja geradezu Unmenschen.
Hat bei Ihnen auch schon das Befreiungskomitee der Bücherrechtsvereinigung
(die Liberlibertate) die Tür zum Magazin aufgestemmt, um die vielen
hundertausend oder gar nochmehr Bücher aus ihrer unmenschlichen
Eingesperrtheit zu befreien?
So interessant die Bookcrossing-Bewegung sein mag, und ihr möglicher Beitrag
zur Leseförderung (für Erwachsene) soll damit nicht geschmälert werden, der
Satz "Regalhaltung ist Literaturquälerei" und die womöglich dahinterstehende
Haltung ist meineserachtens nicht unbedenklich. Sie mag durchaus
kontraproduktiv für die Sensibilisierung unserer Mitmenschen bzgl. des
Schutzes von Bibliotheksbeständen sein. Wir (wissenschaftlichen) Bibliotheken
geben viel Geld für die Bestandserhaltung aus, um damit eine hohe Lebensdauer
für unsere Bestände zu erreichen. Dazu gehört auch die "Regalhaltung" in
entsprechend klimatisierten Magazinen, neben Erneuerung der Einbände,
Entsäuerung u.a. Restaurierungsmassnahmen bei Altbeständen oder viel
ausgeliehenen Exemplaren. Und diese Massnahmen sind alles andere als eine
Quälerei für Bücher, insofern ist der Spruch sogar entwürdigend für unsere
Bestandserhaltungsmassnahmen und die Kollegen/innen, die sich dafür einsetzen.
Wenn man meint, ganz einfach von "Käfighaltung ist Tierquälerei" adaptieren zu
können "Regalhaltung ist Literaturquälerei", dann werden damit Bibliothekare,
die ja gerade aufgrund ihres Berufsbildes die Vertreter der "Regalhaltung" par
excellence sind, potentiell mit Tierquälern gleichgesetzt.

Grüsse aus Bern
Bernd Martin Rohde
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Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Sportweg 15, CH 3097 Liebefeld
Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
dienstl.: StUB Bern, AK, mailto:bernd.rohde@xxxxxxxxxxxxx

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