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Re: Antwort: Bibliothekspolitik Bayern



Lieber Herr Renner,

gut ausgestattete Bibliotheken sind für die Zukunft des bayerischen
Hochschulwesens elementar. Diesen banalen Satz hätte ich mir im
Gutachten gewünscht. Gleiches gilt für Rechenzentren.

Dennoch meine ich, zwischen Bibliothek und Rechenzentrum gibt es
Unterschiede. Auch wenn man neudeutsch modern gern von
Bibliotheken als Struktur- und Versorgungseinheiten spricht, die Nutzer
bzw. Kunden bedienen. Bibliotheken sind aber nicht nur Strukturen, sie
sind, ebenfalls neudeutsch gesprochen, content, also Inhalt. Wer Bücher
spart, spart Inhalte! Er verkürzt das Kreativitätspotential der
Wissenschaftler.  Im Grunde müssen Bibliotheken wesenltich über
das hinausgehen, was die Leser von ihnen fordern. Erst dann wird die
Bibliothek zu dem spannenden Forschungsraum, um den die
Elite-Universitäten immer beneidet werden. Ich habe einige Probleme
damit, nur das zu erwerben, was aktuell gerade gewünscht wird und mich
so allein als Dienstleister meiner Klientel zu verstehen. Im Sinne und
zum Wohle meiner Klientel sollte ich gerade darüber hinausgehen. Das
setzt eine gute Dotierung voraus. Damit wären wir wieder am Anfang der
Mail.

Ich gebe zu, die geschilderte Situation trifft vor allem die Geistes-,
weniger die Natur- und  Technikwissenschaften. Hier spielt der
expetimentell-konstruktive Bereich eine bedeutende Rolle. Leider haben
Geisteswissenschaftler kaum eine Lobby. Mit einem Augenzwinkern möchte
ich sagen: Das gilt nicht für Juristen. Die mosern so lange, bis sie
ihre Bibliothek sogar im Mittelstraßbericht haben! ;-)

Kurz zur Verbandspolitik:
Ich verstehe Ihre Werbung für den BIB. Gleichwohl bin ich der Ansicht,
daß man auf jeden Fall die Personal- von den Institutionenverbänden
trennen muß. Ich möchte, wenn ich in personalpolitischen Fragen agiere,
keinen Vertrter meines Unterhaltsträgers im Verband haben. Das
lähmt.  Und mit Blick auf die zentralen Struktturen in Bayern: Was
gewinnt die Peripherie, wenn sie zusammen mit ihrem Zentrum im gleichen
Verband sitzt? Tatsächlich Emanzipationspotential?
Ob es darüber hinaus Sinn macht, einen gemeinsamen Personalverband
aller Bibliothekare zu haben, steht auf einem anderen Blatt. Hier bin
ich skeptisch, da die Arbeits- und Berufssituation des höheren Dienstes
eine eigentümliche ist. Aber das ist eine andere Diskussion, die ich
jetzt NICHT lostreten möchte. :-)

Viele Grüße aus Thüringen
Eric Steinhauer
http://www.steinhauer-home.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.