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Re: AW: Google und GDZ



On Wed, 24 Aug 2005 14:35:00 +0200
 "Boehle, Knud" <Knud.Boehle@xxxxxxxxxxx> wrote:
> Hallo Herr Graf, hallo Liste,
> 
> Danke für den Hinweis. Das Thema ist in der Tat sehr
> interessant. Ich teile auch Ihre Skepsis und würde sie
> gerne etwas verallgemeinern.   
> 
> Es sieht wirklich so aus, als hätten die "Europäer" (mal
> wieder?) etwas verschlafen. Zum einen sind sie dem
> Denkfehler aufgesessen, dass auch im digitalen Medium
> Archivieren weiterhin nur Konservieren bedeuten könnte,
> während die wirkliche Perspektive die "digitale
> Universalbibliothek" (so auch in dem Spiegel-Artikel)
> ist, d.h.: dauerhaftes öffentliches Angebot.
> 
> Dieser Geburtsfehler setzt sich dann darin fort, dass die
> (Durch)Suchbarkeit der digitalisierten Objekte
> vernachlässigt wird und drittens die Nutzerperspektive
> auf Online-Archive oder -Bibliotheken dieser Art, die mit
> den Browsern, Such- und Darstellungsmaschinen (wie
> Google) einhergeht, kaum noch in den Blick kommt. 
>  
> Eine einfache Strategie nachholender Digitalisierung ist
> da wohl eher nicht die Lösung. Es käme auf ein
> technisches und inhaltliches Konzept mit "added value"
> an, das die Konkurrenz zu Google auszeichnen müsste (z.B.
> aktive Querverweise zwischen Literaturangaben, Funktionen
> eines "citation index" etc.).

Dem kann ich nur zustimmen. Zu den Maengeln von Google sei
noch angemerkt:

* Die Texte von Google sind - auch was gemeinfreie Werke
angeht - unfrei (anders als die - miserabel erschlossenen
Texte des Scan-Projekts des Internet Archive archive.org),
die Bibliotheken haben Knebelvertraege mit Google eingehen
muessen.

* Es wird so gut wie immer Google Print (Kooperationen mit
den Verlagen) und Google Library durcheinander geworfen.
Aus dem Bereich von Google Library habe ich genau drei
Titel zu Gesicht bekommen:

http://wiki.netbib.de/coma/GooglePrint

Von den unzaehligen Journalisten, die sich mit dem Thema
befasst haben, hat niemand gerafft, dass die Google Library
Buecher, die Public Domain sind (und zwar auch in Europa 70
Jahre pma), von nicht US-Buergern nicht frei genutzt werden
koennen. Man muss bei dem Paradebeispiel Mabie, Books einen
US-Proxy nutzen! Diese empoerende Praxis einer Firma, die
vorgibt, das Weltwissen foerdern zu wollen (und in
Wirklichkeit enge US-Massstaebe anlegt), ist der
eigentliche Skandal! 

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.