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Re: [InetBib] Google Print Werke



Sehr geehrter Herr Graf, 
trotz dieser wieder mal so "ermutigenden" Zuschrift Von Ihnen für die 
KollegInnen diese "Variante in der Journaille": 

TAGESSPIEGEL 23.10.2005:

Gott schickt eine SMS
Und wohin treibt das Buch? Eindrücke von der Frankfurter Messe

Von Gregor Dotzauer
...  ...

Die Frage bleibt, ob es neben all den wunderbaren Erweiterungen durch die 
digitalen Möglichkeiten nicht doch eine heimliche Dominanz des Internet gibt - 
und damit wiederum die offene Vorherrschaft eines einzelnen Unternehmens. Der 
europäische Start von Google Print (in Deutschland http://print.google.de), den 
die amerikanische Firma in Frankfurt feierte, ist jedenfalls eine Revolution. 
Neben Netzinhalten lassen sich nun auch Bücher im Volltext durchsuchen. 
Zunächst im Programm von scanwilligen Verlagen, die Google kostenlos aufnimmt. 
Und in Zukunft auch im Bibliotheksprogramm, dem sich bisher fünf große 
angelsächsische Universalbibliotheken von Harvard bis Oxford mit 
urheberrechtsfreien Titeln angeschlossen haben. Das Einscannen wurde jedoch 
gerade ausgesetzt, nachdem die amerikanische Author's Guild gegen Google wegen 
Verletzung von Copyrights geklagt hat. Ihre Bedenken sollten sich juristisch 
wie technisch klären lassen: Google garantiert, dem Rechercheur jeweils nur 
Buchfragmente zugänglich zu machen. Noch nicht ausgemacht ist dagegen, wie sich 
dabei öffentliche und private Interessen vermengen. 

Für kleine Verlage und entlegene Titel ist Google Print ein unvergleichliches 
Marketing-Instrument: Sofortige Bestellung online wird gewährleistet. Es ist 
auch gut möglich, dass Bibliotheken auf diese Weise neue Leser gewinnen. Vor 
allem wird jede Google-Recherche aufgewertet. Sie erstreckt sich nämlich in 
einen halbwegs verlässlichen Wissensraum, den das unzuverlässige Internet bis 
heute kaum erreicht. Die Würde des Buchs adelt das unwürdige Internet.

Das ganze Projekt, dessen Umrisse sich nur ahnen lassen, zeugt allerdings von 
einem Ehrgeiz, der leicht in Hybris umkippen kann. Letztlich geht es um die 
Katalogisierung und Verschlagwortung aller je erschienenen Titel. Das hätte 
sich nicht einmal der schreibende Bibliothekar Jorge Luis Borges träumen 
lassen. 

Mit freundlichen Grüßen,
Luise von Löw, 
München
 

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Klaus Graf
Gesendet: Montag, 24. Oktober 2005 21:35
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Google Print Werke

Oberflaechliches Stammtisch-Geschwafel ist in tausend
Varianten in der Journaille ueber Google Print genug zu
lesen.  Einmal mehr moechte ich auf Moeglichkeit aufmerksam
zu machen, frei zugaengliche urheberrechtsfreie Buecher in
Google Print (ausserhalb der USA sind das fuer Google
Buecher, die vor 1865 erschienen sind) auf der folgenden
Wiki-Seite einzutragen:

http://wiki.netbib.de/coma/GooglePrint

Dort gibt es bereits eine ausfuehrliche Liste (gezielte
Suchen sind, wie Dale Askey bereits ausgefuehrt hat, nicht
moeglich.)

Wie beim Internet Archive und den riesigen Bestaenden der U
Mich Digital General Collection (Jgg. der Oest. Zs. fuer
Volkskunde ohne Jahrgang/Erscheinungsjahr in den
Metadaten!) sind auch Googles Metadaten voellig
unzulaenglich (und nur von den oft fast unleserlichen
Eintragungen der Digital Library of India uebertreffbar)
und der Umgang mit mehrbaendigen Werken ist schlicht und
einfach absolut inakzeptabel. Aus vielbaendigen Werken
werden irgendwelche Teilbaende herausgepickt, ohne dass
aber in den Metadaten angegeben wird, um welchen Band es
sich handelt (und bei Baenden nach 1865 kann man auch nicht
einfach das Titelblatt aufrufen, um nachzusehen!).

Google reagiert auf derlei Kritik nicht, aber ich
appelliere an alle Bibliothekare, ihre Kollegen in Oxford,
NY, Harvard und Michigan deutlich auf die eklatanten
Maengel von Google Print aufmerksam zu machen.

Klaus Graf



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.