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Re: [InetBib] Wikipedia



Sieht man man mal vom "Klippschulniveau" ab,
so ist es eigentlich nicht so schwierig zu erkennen,
dass man die jeweiligen Vorzüge von Wikipedia und dem gedruckten Brockhaus
nebeneinander erkennen kann.
In dieser Diskussion wird an einigen Stellen so getan,
als könnte man neben einem Buch (elektronisch, recherchierbar, dynamisch,
etc.)
ein zweites Buch (auf Papier gedruckt, unveränderlich) nicht mehr
tolerieren.
Meine Erfahrung ist, dass ich sogar ein und dasselbe Buch,
die Encyclopedia Britannica, bis heute, je nach Fragestellung, lieber
elektronisch
und manchmal lieber in der gedruckten Version nutze.
Ich denke, das tun fast alle medienkompetenten Menschen, die die Möglichkeit
dazu haben.
Sonst frage ich mich was Medienkompetenz überhaupt ist.

Mir scheint es dabei eine wichtige Erkenntnis zu sein,
dass das Papier als Archivmedium seit 1963 schrittweise abnehmend ausgedient
hat.
Wir archivieren längst fast nur noch digital (auf der Basis von ASCII, SGML,
XML,
s.a. Berkeley Study).
Das Papier als informationsspeicher zur täglichen Nutzung nimmt noch immer
an Bedeutung zu.
Kein Mensch studiert längere Texte oder Lehrbücher am Bildschirm.
Die Zeiten, in denen man aber lange Texte auf Papier durchsah, um ein
bestimmtes Wort
oder ein Zitat zu finden, und zu überprüfen, sind durch die
Volltextdatenbanken glücklicherweise auch weitgehend Geschichte.

Es gibt viele Bücher, die sind deshalb so veraltet (oft auch
traditionsreich) weil sich ihre
Qualität immer weiter verbessert hat. Der Brockhaus gehört eindeutig dazu,
weil schon über Jahrhunderte hinweg,
seine Qualität immer wieder neu in der Kritik stand und steht.
Insofern ist es unrichtig, dass da "kein Hahn danach" "kraeht", wenn man im
Brockhaus "Mist finden" kann.

Die größte Verschlimbesserung im Brockhaus ist allerdings, dass man in einer
alten Auflage noch das Stichwort Bibliothekswissenschaft
findet, dass heute fehlt. Das muss zu Harnacks Zeiten in Deutschland noch
wichtig gewesen sein ;-)
Das die Bibliothekswissenschaft dagegen in Wikipedia ihren Platz gefunden
hat, spricht damit natürlich eindeutig für sie und gegen den Brockhaus .-))

MfG

W. Umstätter

----- Original Message -----
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Thursday, December 15, 2005 12:44 PM
Subject: Re: [InetBib] Wikipedia


On Thu, 15 Dec 2005 11:57:41 +0100
 "Karl Dietz" <karl.dietz@xxxxxxxxx> wrote:

und ein Beispiel, warum die Wikipedia schon auch ihre
Tücken
hat...

Wieder einer von den meist sehr informationsarmen oder
schlichtweg aergerlichen Beitraegen dieses Herrn Dietz. Es
kann niemand bestreiten, dass die extrem rasch gewachsene
Wikipedia (deutsche Version ueber 300.000 Artikel) so
manche Leiche im Keller hat. Ein beliebig herausgegriffenes
Beispiel hat keinerlei Aussagekraft (wenngleich zugestanden
sei, dass die Abstimmung der verschiedenen Sprachversionen
alles andere als optimal ist). Wer sich nicht nur auf
Klippschulniveau mit biographischen Recherchen
beschaeftigt, weiss, dass auch serioese gedruckte
Nachschlagewerke unerfreuliche Datendifferenzen aufweisen.
Die Wikipedia bietet den Vorteil, dass jeder die Daten
richtigstellen und mit einer nachpruefbaren Quellenangabe
versehen kann, die Verschlimmbesserungen zwar nicht
verhindert, aber doch weniger wahrscheinlich macht. Leider
weisen noch viel zu wenige Artikel in der Wikipedia
Einzelnachweise auf, aber die Notwendigkeit von
Quellenangaben wird von der Community mehr und mehr
eingesehen.

Klaus Graf







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