[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Wikipedia



Das eine Enzyklopädie veraltet wenn die Qualitaet steigt ist eine Umkehrargumentation die sich mi nicht erschliesst. Qualitaetsverbesserung innerhalb einer Enzyklopaedie bedeutet doch gerade Erneuerung, Anpassung an aktuelle Entwicklungen und (eben im Vergleich zur kontroversen Wikipedia) wissenschaftliche Prüfung der Einträge. Gerade letzteres scheint mir angesichts der aktuellen Diskussion die Achillesferse des kostenfreien Onlinelexikons zu sein. Die Moeglichkeiten eines Jeden Einträge zu aendern erscheint mir vor diesem Hintergrund eher als Garant für Mittelmaessigkeit. Ohne fundierte Prüfung der Einträge laesst sich Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit nicht erreichen, was sich an den z.T. sehr subjektiven und wenig recherchierten Beitraegen der Wikipedia zeigt, die zudem teilweise vor inhaltlichen Fehlern und Unvollstaendigkeit strotzen.

Fehler sind in einem renommierten Lexikon ebenfalls nicht zu vermeiden. Doch erscheint aufgrund der fundierten Prüfung der Beitraege die Gefahr geringer. Und eines sollten man nicht vergessen: Wenn eine Sache Geld kostet, dann kann, besser wird Qualitaet vom Kunden erwartet, geradezu vorausgesetzt. Stimmt die Qualitaet nicht, bleibt das Lexikon ein Ladenhueter. Insofern ist hier der Druck zur inhaltlichen Richtigkeit weitaus groesser.

Meine eigene Erfahrung hat mir, daß mag auf andere Personen nicht zutreffen, jedenfalls gezeigt: Fundierte, gut recherchierte Informationen gibt es nur gegen entsprechende Zahlung. Kostenfreie Information war in den meisten Faellen und besonders in der Wikipedia nur halbes Wissen und zog eine weitere Recherche in kostenpflichtigen Quellen nach sich. Mir draengte sich der Eindruck auf, Wikipedia ist die beste Werbung für kommerzielle Quellen, zumindestens sofern ich effizient zu fundierten Informationen kommen wollte.

Andere moegen wie gesagt andere Erfahrungen gemacht haben.

Schwalm


From: "HU" <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx>
Reply-To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] Wikipedia
Date: Thu, 15 Dec 2005 14:50:51 +0100

Sieht man man mal vom "Klippschulniveau" ab,
so ist es eigentlich nicht so schwierig zu erkennen,
dass man die jeweiligen Vorzüge von Wikipedia und dem gedruckten Brockhaus
nebeneinander erkennen kann.
In dieser Diskussion wird an einigen Stellen so getan,
als könnte man neben einem Buch (elektronisch, recherchierbar, dynamisch,
etc.)
ein zweites Buch (auf Papier gedruckt, unveränderlich) nicht mehr
tolerieren.
Meine Erfahrung ist, dass ich sogar ein und dasselbe Buch,
die Encyclopedia Britannica, bis heute, je nach Fragestellung, lieber
elektronisch
und manchmal lieber in der gedruckten Version nutze.
Ich denke, das tun fast alle medienkompetenten Menschen, die die Möglichkeit
dazu haben.
Sonst frage ich mich was Medienkompetenz überhaupt ist.

Mir scheint es dabei eine wichtige Erkenntnis zu sein,
dass das Papier als Archivmedium seit 1963 schrittweise abnehmend ausgedient
hat.
Wir archivieren längst fast nur noch digital (auf der Basis von ASCII, SGML,
XML,
s.a. Berkeley Study).
Das Papier als informationsspeicher zur täglichen Nutzung nimmt noch immer
an Bedeutung zu.
Kein Mensch studiert längere Texte oder Lehrbücher am Bildschirm.
Die Zeiten, in denen man aber lange Texte auf Papier durchsah, um ein
bestimmtes Wort
oder ein Zitat zu finden, und zu überprüfen, sind durch die
Volltextdatenbanken glücklicherweise auch weitgehend Geschichte.

Es gibt viele Bücher, die sind deshalb so veraltet (oft auch
traditionsreich) weil sich ihre
Qualität immer weiter verbessert hat. Der Brockhaus gehört eindeutig dazu,
weil schon über Jahrhunderte hinweg,
seine Qualität immer wieder neu in der Kritik stand und steht.
Insofern ist es unrichtig, dass da "kein Hahn danach" "kraeht", wenn man im
Brockhaus "Mist finden" kann.

Die größte Verschlimbesserung im Brockhaus ist allerdings, dass man in einer
alten Auflage noch das Stichwort Bibliothekswissenschaft
findet, dass heute fehlt. Das muss zu Harnacks Zeiten in Deutschland noch
wichtig gewesen sein ;-)
Das die Bibliothekswissenschaft dagegen in Wikipedia ihren Platz gefunden
hat, spricht damit natürlich eindeutig für sie und gegen den Brockhaus .-))

MfG

W. Umstätter

----- Original Message -----
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Thursday, December 15, 2005 12:44 PM
Subject: Re: [InetBib] Wikipedia


> On Thu, 15 Dec 2005 11:57:41 +0100
>  "Karl Dietz" <karl.dietz@xxxxxxxxx> wrote:
>
> > und ein Beispiel, warum die Wikipedia schon auch ihre
> > Tücken
> > hat...
>
> Wieder einer von den meist sehr informationsarmen oder
> schlichtweg aergerlichen Beitraegen dieses Herrn Dietz. Es
> kann niemand bestreiten, dass die extrem rasch gewachsene
> Wikipedia (deutsche Version ueber 300.000 Artikel) so
> manche Leiche im Keller hat. Ein beliebig herausgegriffenes
> Beispiel hat keinerlei Aussagekraft (wenngleich zugestanden
> sei, dass die Abstimmung der verschiedenen Sprachversionen
> alles andere als optimal ist). Wer sich nicht nur auf
> Klippschulniveau mit biographischen Recherchen
> beschaeftigt, weiss, dass auch serioese gedruckte
> Nachschlagewerke unerfreuliche Datendifferenzen aufweisen.
> Die Wikipedia bietet den Vorteil, dass jeder die Daten
> richtigstellen und mit einer nachpruefbaren Quellenangabe
> versehen kann, die Verschlimmbesserungen zwar nicht
> verhindert, aber doch weniger wahrscheinlich macht. Leider
> weisen noch viel zu wenige Artikel in der Wikipedia
> Einzelnachweise auf, aber die Notwendigkeit von
> Quellenangaben wird von der Community mehr und mehr
> eingesehen.
>
> Klaus Graf
>
>
>
>





Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.