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Re: [InetBib] Antwort: Re: Sacherschlie?ung vs. wiss. Literaturdokumentation



Michael Flascha schrieb:

Könnte man vielleicht auch sagen, ein Verständnis der
> Veröffentlichung und deren Inhalts ist zu ihrer Erschliessung
> nicht unbedingt erforderlich?

Ein gewisses Verständnis des Inhalts ist bei der *Sach*erschließung schon notwendig, denn diese definiert sich ja gerade als Erschließung anhand Inhaltlicher Kriterien.

In einer juristischen Fachbibliothek z.B. muss ein wissenschaftlicher Bibliothekar weder zwingend der arabischen Sprache mächtig sein, noch Verständnis für islamischen Recht aufbringen, um Gesetzestexte aus dem Arabischen Raum im Wege der Sacherschliessung oder Literaturdokumentation erfassen zu können.

Was soll er dann denn bitte sacherschließen, wenn ihm die vorliegende Publikation ein Buch mit Sieben Siegeln ist und sich für ihn praktisch nicht von einer arabischen Abhandlung über Pferdezucht unterscheidet?

Was in einer allgemeinen wissenschaftlichen Hochschulbliothek an Sacherschließung reicht, ist in einer spezialisierten Datenbank oder in dem Katalog einer Spezialbibliothek oft völlig unzureichend.

In einem juristischen Kontext bringt vermutlich das Schlagwort Gesetzestexte wenig. Iin einer Datenbank für Orientalistik ist die Bezeichnung arabischer Raum eher dürftig, man braucht es da dann doch wesentlich genauer. In Medline nach dem Begriff Medizin oder auch nur Teildisziplinen zu suchen, ist genauso unsinnig wie in unserer gerontologischen Datenbank nach Alter oder Alter . Das wird einem eigentlich eher schmerzlich bewußt (oder eben auch nicht) wenn man mehrere Datenbanken oder Kataloge unterschiedliche auf dem Weg der Metasuche zusammenschaltet. Ein Problem insbesondere für interdisziplinäre Recherchen.

Leider gibt es eben keine Messverfahren für Indexierungstiefe in Bezug auf unterschiedliche Ontologien.

Das bezweifle ich, aber dazu müsste man mal etwas genauer recherchieren. Ein einfacher Anhaltspunkt, der mir spontan einfällt, ist bei einer gegebenen Menge von Objekten, die mit zwei unterschiedlichen Dokumentationssystemen indexiert sind, die Anzahl der verschiedenen verwendeten Klassen. Diese sollte im Durchschnitt proportional zur Indexierungstiefe sein.

Aber ich denke es gibt sie doch die Unterscheidung zwischen einer groben Sachkatalogisierung, die einen Beitrag einem Sachgebiet oder einem Teildisziplin allein vom Titel her emöglicht und einer wissenschaftlichen Erschließung, die ein Verständnis der Grundaussageneines Textes vorraussetzt und eine reliable Zuordnung zu einem disziplinären Klassifikationssystem und zusätzlichen Aspekten sicherstellen will.

Sie verwenden zu Recht den Begriff der Indexierungstiefe. Dabei handelt es sich jedoch um ein Kontinuum, so dass eine Unterteilung zwischen Sachkatalogisierung (geringe Tiefe) auf der einen wissenschaftlicher
Erschließung (hohe Tiefe) auf der anderen Seite willkürlich erfolgen muß.

Viele Grüße,
Jakob Voss

P.S: Vielen Dank für die Anregungen, die ich in eine Überarbeitung des Artikels http://de.wikipedia.org/wiki/Sacherschlie%C3%9Fung eingeflossen lassen habe. Es fehlen dort aber noch Literaturangaben und weitere Informationen zur Geschichte der Sacherschließung. Wie überall in Wikipedia darf sich jeder beteiligen.



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