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[InetBib] ListenNabelSchau



Liebe Liste,

seit dem 7. Juli diskutiert man, wenn ich das richtig verstehe eigentlich 
anlaßlos, über Herrn Graf. Über 50 % der seither in der Liste geposteten Mails 
beziehen sich auf dieses Thema.

Hier stellt sich mir die Frage, ob die Inetbib tatsächlich ein Forum für 
bibliothekarische Fachdiskussionen ist 
oder nicht vielmehr dies:

- Anfragenverteiler (wir suchen, wer hat, etc.)
- Stellenbörse
- Verteiler für diverse Mitteilungen
- öffentlicher Erregungsraum
...

Es wäre interessant, die Liste selbst einmal zum Gegenstand einer 
kommunikationswissenschaftlichen Analyse zu machen. Die Daten liegen ja leicht 
vor.  Mein erster Eindruck. Die Liste ist, von Ausnahmen abgesehen, kein Raum 
für tiefgehende Diskussion. Jedenfalls nicht in der Liste selbst.

Es gehört zu den üblichen Floskeln, man habe keine Zeit, die Liste zu lesen, 
geschweige denn, in ihr zu schreiben. Man hört dieses direkt proportional 
ansteigend zur Besoldungs- bzw. Gehaltsgruppe in den Bibliotheken.

Wenn es aber stimmt, daß Leitung in Bibliotheken auch strategisches Planen 
bedeutet, verwundert das. Wer Neues entwicklen möchte, sollte sich austauschen. 
Da in der Liste, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Bibliotheksdirektoren nicht 
mitdiskutieren, bedeutet dies: die Liste ist belanglos.

Wenn dem so ist, warum lesen die Leute dann noch die Liste??

Der Grund mag dieser sein: Man erfährt immer noch interessante Neuigkeiten. Das 
dürfen wir auch und nicht an letzter Stelle Herrn Graf verdanken. Behandelte 
oder angezeigt Themen werden in den Bibliotheken unter den Kollegen diskutiert. 
Manche Diskussion wird auch im privaten Mailverkehr geführt. 

Das zeigt: die Wirkung der Liste ist größer als man es von den postings und den 
von ihnen ausgehenden Diskussionen ansieht.

Komisch nur, warum dann nicht mehr Leute ihre Themen einbringen?

Ein Grund ist tatsächlich die Angst vor den Chefs bzw. um die eigene Karriere.

Wer viel postet, setzt sich leicht dem Vorwurf aus, zuviel Zeit zu haben. Dabei 
hat er vielleicht einfach nur ein gutes Zeitmanagement und setzt Prioritäten 
beim fachlichen Austausch mit Kollegen, weil er dies für eine wichtige 
Informationsquelle für Innovationen hält und daher seinen Geschäftsgang nicht 
mehr als nötig streichelt. :-)

Und dann gibt es Chefs, die ihre Bibliothek als monolithischen Behördenblock 
führen, wo der Chef und zwar nur der Chef befugt ist, sich öffentlich zu 
bibliothekarischen Themen zu äußern. Diese für eine moderne 
Informationseinrichtung im Grunde unwürdige Politik existiert, und der Einwurf 
von Herrn Graf, hier liege ein wesentlicher Diskussionshemmer, ist nicht von 
der Hand zu weisen.

Ich kenne Fälle, wo Mitarbeiter, die in ihrer Freizeit(!) als Referenten auf 
bibliothekarischen Fortbildungen auftreten möchten, dienstrechtlich behelligt 
werden. Auch wenn solche Dinge jeder juristischen Grundlage entbehren, so 
schüchtern sie doch ein. Und ein Nichtjurist wird sich dagegen nur schwer und 
nur mit großem Aufwand wehren können. Das Ergebnis: er schweigt.

Oben hatte ich angeregt, die Liste auf Diskussionsthemen zu untersuchen. Das 
kann man auch auf die Absender ausweiten. Auffällig ist, daß nicht wenige der 
Beiträger nicht in Bibliotheken arbeiten. Übrigens stammen die Mails, die seit 
dem 7.7. in Sachen Graf gepostet wurden, deutlich überwiegend von 
Nichtbibliothekaren. Wenn die Intebib eine bibliothkerische Liste ist, sollte 
dieser Befund ebenfalls nachdenklich machen.

Mit Blick auf problematische Chefs wäre auch dies interessant, zu untersuchen, 
aus welchen Bibliotheken postings kommen. Zwar wird man nicht sagen können, daß 
in Bibliotheken, die kaum vertreten sind, problematische Chefs walten. Aber 
umgekehrt wird man Bibliotheken, deren Mitarbeiter vermehrt in der Liste 
schreiben, als Orte angstfreien Gesprächs ansehen dürfen. Das wäre eine 
interessante Information für Kollegen, die es erwägen, die Stelle zu wechseln.

Wenn wir also Nabeschau in unserer Liste betreiben, dann sollten wir das 
gründlich tun. Es wäre sehr spannend, entsprechende Daten zu erheben und 
auszuwerten. Wäre eine sehr interessante Abschlußarbeit. Vielleicht lesen ja 
auch Studierende und Professoren mit! ;-)


Sonnige Grüße aus Thüringen
Eric Steinhauer
http://www.steinhauer-home.de





Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.