[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] SuMa-eV Newsletter 9-07: Bankrotterklaerung



Lieber Dirk,

Dein Vergleich mit Forschungsportal.net ist unfair: in der Bluetezeit
von Forschungsportal.net hat es im Deep Web des Wissenschaftsbereiches
bessere Ergebnisse als BigG geliefert, da unser Crawler Bereich erfasst
hat, die andere damals gar nicht kannten. Leider wurde die Entwicklung
von Forschungsportal.net eingestellt - damit hat Forschungsportal.net
jetzt keine Chance mehr, mit BigG im Wissenschaftsbereich zu
konkurrieren.

Nun gut, das ist zwar exemplarisch fuer Forschung in Deutschland, aber
"Schnee von gestern" - kommen wir zum Kern der Sache. Du schreibst:

ich verstehe die Aufregung um die uniweite Google-Suche nicht (bei   
den auch angesprochenen Mail-Diensten ist das natürlich was anderes).

Daraus schliesse ich, dass Du nicht einverstanden waerest, wenn Deine
Uni-eMail an Google outgesourced wird. WARUM DENN NICHT??

Es ist doch nur konsequent weitergedacht: Google-Mail kann das besser
und _VIEL_ billiger, als es an den Unis gemanaged wird. Es gibt auch
andere objektive gute Gruende: das Anti-Spam Management z.B. waere bei
so einem zentralen eMail-Service effektiver. Etliche Uni-Mitarbeiter
haben bereits Zweit-Accounts bei Freemailern - was soll uns hindern,
diesen Dienst _komplett_ auszulagern? 

Wie viele Stellen koennten damit eingespart werden ... wenn Haushalts-
Einsparer diese Diskussion hier lesen, dann wirst auch Du demnaechst 
Deine eMail via Google beziehen. Genauso wie Du Deine Informationen
via Google beziehst ...

Beste Gruesse aus Hannover,
Wolfgang Sander-Beuermann
--
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann        Tel.: 0511-762-4383
Projektleiter Suchmaschinenlabor     http://metager.de/suma.html
Regionales Rechenzentrum fuer Niedersachsen (RRZN), Univ.Hannover





On 12 Jul 2007, Dirk Lewandowski wrote:
Lieber Wolfgang, liebe Liste,

ich verstehe die Aufregung um die uniweite Google-Suche nicht (bei  
den auch angesprochenen Mail-Diensten ist das natürlich was anderes).

Und ich muß Herrn Kämper leider beipflichten: Es gab ja ein paar  
Gelegenheiten, alles besser zu machen als Google. Neben den selbst  
entwickelten Uni-Suchen zum Beispiel:

- Forschungsportal.net wurde vom BMBF mit 600.000 Euro gefördert und  
an der Uni Hannover entwickelt (raten Sie mal, von wem...). Ich  
denke, es besteht Einigkeit darüber, daß diese Suchmaschine nicht  
gerade hervorragende Ergebnisse liefert.

- WebSearchBench wurde vom DFN bis 2003 gefördert. Dieses Projekt  
hatte explizit zum Ziel, eine Suchmaschine für die uniweite Suche in  
Konkurrenz zu ht://Dig zu etablieren. Nach der Projektphase hat man  
aber nichts mehr davon gehört.

Ich denke, es ist durchaus legitim, die Suche outzusourcen. Und der  
Steuerzahler darf sich durchaus berechtigt fragen, warum die  
deutschen Universitäten nicht in der Lage sind, aus ihren eigenen  
bzw. geförderten Projekten zufriedenstellende Anwendungen zu machen.

Viele Grüße
Dirk Lewandowski



Am 11.07.2007 um 20:35 schrieb Wolfgang Sander-Beuermann:

Liebe Liste,

die Universitaet zu Koeln hat kuerzlich die Funktion ihrer  
zentralen Suche
bei Google eingekauft (http://www.uni-koeln.de/suche/). Wahrscheinlich
werden weitere Universitaeten diesem "Vorbild" folgen. Dies ist mit
wenigstens ca. 30.000,-EUR noch ein realtiv teures Vorbild. Wenn viele
deutsche Universitaeten diesem folgen, geht es schon um etliche
Millionenbetraege, und der Steuerzahler wird berechtigt fragen, warum
deutsche Universitaeten nicht mehr in der Lage sind, diesen Service  
selbst
zu leisten.

Als naechstes werden auch deutsche Universitaeten vielleicht, wie  
manche
amerikanischen "Vorbilder" es bereits tun (http://www.heise.de/ 
newsticker/
meldung/91071), ihre E-Mail Dienste an GMX, Hotmail und Google-Mail
outsourcen. Das hat, im Gegensatz zu obigem, obendrein sogar den  
Vorteil,
billiger als alles andere zu sein - warum also nicht outsourcen,  
genauso
wie die Hardware, Software und das Know-How ueber Internet-Recherche.

Die deutsche Wissenschaft schaut der Entwicklung tatenlos zu, oder  
bemerkt
sie nicht einmal. Es ist selbstverstaendlich geworden ist, das Logo  
des
Markfuehrers unter den Suchmaschinen ubiquitaer erstrahlen zu sehen.
Google's Markanteil in Deutschland liegt mittlerweile oberhalb von 93%
(Statistik von www.webhits.de vom 9.7.2007 bei Einbeziehung der  
Klones wie
T-Online usw). Aber das stoert bisher kaum, es ist "normal" geworden.

Es stoert genauso wenig, wie der offene Brunnen, in den noch niemand
hereingefallen ist. Bei dem selbst das Wissen darueber, wie man eine
Brunnenabdeckung anfertigt, verlorengegangen ist ...

Zur Klarstellung:
Dieser Text ist keine Polemik gegen die Firma Google, die marktkonform
agiert - es ist die Feststellung einer Bankrotterklaerung zum Eintritt
in das Informationszeitalter.

Nichtsdestotrotz wird SuMa-eV weiterhin mit aller Kraft versuchen, den
offenen Brunnen aufzuzeigen, und das Know-How ueber die "Kunst des
Brunnenbaus" zu erhalten und weiter zu entwickeln - auch wenn das
beim jetzigen Stand der Dinge nur in Nischen gelingen kann.

Beste Gruesse!
Wolfgang Sander-Beuermann
--
Dr. Wolfgang Sander-Beuermann   Tel.: 01520-2883048   wsb@xxxxxxxxxx
Geschaeftsfuehrer SuMa-eV             05085-6118      www.suma-ev.de
Leiter Suchmaschinenlabor http://metager.de/suma.html Univ.Hannover




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.