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Re: [InetBib] Antw: Re: Was wurde zum UrhG beschlossen?



Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, 

Gestern sprach Brigitte Zypris in München über "Patientenverfügungen" - leider 
nicht über das neue Urheberrecht. So gab es keine Gelegenheit, sie auf die 
Punkte anzusprechen (Aus Tagesspiegel 13. Juli 2007), die uns alle soviel 
Kummer bereiten: 


Teurer Lesestoff. Wisssenschaftler kritisieren neues Urheberrecht und hoffen 
auf die nächste Novelle

http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Wissenschaft-Urheberrecht;art304,2338344

AUSZÜGE ...

Ist etwa ein Artikel in der Bibliothek vor Ort nicht verfügbar, konnte man sich 
bislang von spezialisierten Kopienversanddiensten wie Subito den gesuchten 
Beitrag zu moderaten Preisen als PDF-Datei per E-Mail aus einer anderen 
Bibliothek schicken lassen. Dies soll nun in Zukunft nur noch so lange zulässig 
sein, wie die Verlage nicht im Internet ein eigenes "On-Demand-Angebot" 
offerieren, also den entsprechenden Beitrag nicht selber online in einer 
Datenbank zum kommerziellen Abruf anbieten. 

Schon heute werden von den Verlagen in einigen Bereichen teilweise bis zu 30 
Euro und mehr für den Abruf eines Beitrags verlangt. Um dieser Preisentwicklung 
entgegenzusteuern, ist zwar vorgesehen, dass der elektronische Kopienversand 
weiterhin dann zulässig sein soll, wenn das Online-Angebot der Verlage nicht zu 
angemessenen Bedingungen erfolgt. Was "angemessene Bedingungen" sein sollen, 
bleibt dabei aber unklar.

Aktionsbündnis übt Kritik 

... ... ...

Wissenschaftler und Bibliothekare setzten nun ihre Hoffnungen in einen 
sogenannten "dritten Korb" der Urheberrechtsreform. Mit dieser Novelle soll 
dann tatsächlich den Belangen der Wissenschaft Rechnung getragen werden. 
Möglicherweise werden dann auch Forderungen nach einer Erleichterung des "Open 
Access" zu wissenschaftlicher Information aufgegriffen werden. 
... ... ...

Ausgeschaltet. Wissenschaftliche Aufsätze sollen bald nicht mehr von 
Online-Diensten verschickt werden

... ... ...

Siehe dazu auch einen Artikel in BuB H. 7/8. 2007 zu dem von "Subito" 
verlorenen Prozeß vor dem Münchner Landesgericht.

Mit freundlichen Grüßen, 

Luise von Löw
München



 
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Annekathrin Genest
Gesendet: Donnerstag, 12. Juli 2007 13:17
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Antw: Re: Was wurde zum UrhG beschlossen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Rainer Kuhlen schrieb:
. Ich wollte eigentlich nur darauf 
hinweisen, dass jetzt Wissenschaft und Bildung mit der Wirtschaft und 
Privatleuten bezüglich der Nutzung elektronischer Materialien durch die 
Bibliotheken gleichgestellt wird - alle müssen sich sehr bald über den 
Markt versorgen (wobei wir abwarten müssen, was die Bbliotheken zu 
welchen Lizenzbedingungen dann mit den Verlagen aushandeln werden) - das 
mag das politische Verständnis von Gleichheit und auch die besondere 
Interpretation von Schranken sein

Ich bin über diese Tendenz eigentlich ganz froh - fast täglich stehe ich 
mehrfach vor der Frage, welcher der genannten Gruppen/Zwecken (Wissenschaft und 
Bildung mit der Wirtschaft und 
Privatleuten ) ich einen Medienwunsch zuordnen soll und ob $53a greift. 
Schließlich gibt es keine Forschung ohne Praxis, wie Frau Nohsia schon 
bemerkt hat. Und Universitätsangehörige sind ohnehin über Campusnetze 
informationsversorgungsmäßig privilegiert. Ich habe manchmal den Eindruck, 
dass Wissenschaftler füeinander, sich selbst oder den Impact-Faktor 
publizieren, aber eine breitere Rezeption ihrer Werke gar nicht im Auge 
haben. Anders kann ich mir die hartnäckigen Vorbehalte gegen eine 
OA-Publikation bei den Autoren nicht erklären (das geht bei entsprechender 
Vertragsgestaltung auf dem Uni-Server oder der eigenen Homepage durchaus 
gleichzeitig mit einer Verlagspublikation, auch Elsevier lässt sich 
mittlerweile auf solche Modelle ein, man muss sie nur nachfragen) 
Einen "Markt" mit lauter Monopolisten kann ich mir allerdings auch nicht 
vorstellen - die fehlende Konkurrenz muss dann eben über parallele OA-Angebote 
hergestellt werden, oder ein neuer Dienst handelt mit den Verlagen wegen 
massenhafter Abnahme von Artikeln günstigere Konditionen aus und füllt die 
Lücke, die Subito hinterlässt.
A. Genest



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