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[InetBib] DigiZeitschriften



Es ist erbarmlich, dass ein von Bibliotheken getragenes
Projekt beharrlich gemeinfreie Zeitschriftenjahrgaenge, die
der Forschung (unabhaengig von den wenigen Abonnenten)
online zugänglich sein sollten, wegschliesst.

Es ist unertraeglich, dass die z.B. ältesten
Zeitschriftenjahrgänge 1818ff. des Archivs fuer
civilistische  Praxis nicht frei zugänglich sind.

Das Prinzip, abgeschlossene Erscheinungsverläufe vor ca.
1920 komplett "Open Access" anzubieten, gilt auch nicht
mehr: 

Jährliche Übersicht der Thätigkeit der Gesellschaft für
Erdkunde zu Berlin 1833-1839 sind nicht frei.

175 Wikipedianer haben sich bis heute der Petition vom
August 2006 in Sachen DigiZeitschriften angeschlossen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Bibliotheksrecherche/DigiZeitschriften

Ueber ein Jahr spaeter ist so gut wie nichts an
Fortschritten erzielt:

Es gibt keine Oeffnung einzelner Aufsaetze bei nachweislich
gemeinfreier Autoren auf Zuruf.

Es gibt keinen Remote-Access fuer registrierte Benutzer,
die nicht Uni-Angehoerige sind.

Die rechtswidrigen Nutzungsbedingen sind unveraendert.

Ende 2006 wurde mir mitgeteilt, der Verein habe sich auf
eine allgemeine Zaesur in den 1920er Jahren geeinigt, vor
der alles frei sein sollte. Ein Jahr spaeter sind lediglich
einzelne Zeitschriften bestimmter Verlage bis 1925 frei.

Da bei Zeitschriftenartikeln das ausschliessliche
Nutzungsrecht der Verlage auf ein Jahr befristet ist, wenn
nichts anderes vereinbart ist, hat die Gesetzesaenderung
des UrhG hier keine Auswirkungen. DigiZeitschriften
digitalisiert daher in der Regel unrechtmessig, da es die
Erlaubnis der Autoren nicht einholt. Autoren koennen daher
problemlos - notfalls mit anwaltlichem Beistand - ihre
eigenen Artikel aus DigiZeitschriften in die "Open
Access"-Sektion verschieben lassen. Das habe ich bei meinen
eigenen Artikeln durchgesetzt (ohne anwaltlichen Beistand).

Wer Zugriff auf DigiZeitschriften hat, ist aufgerufen,
gemeinfreie Artikel, die bei DigiZeitschriften nicht frei
sind, auf Wikimedia Commons zugaenglich zu machen. Das ist
absolut legal!
    
Hochschulbibliotheken exzellenter Hochschulen wie Freiburg
und Aachen leisten sich DigiZeitschriften nicht. Die
Qualitaetsmaengel sind schliesslich immens: keine
Volltextsuche, wenn ich gelegentlich Zugriff habe ist etwa
die Haelfte der PDFs korrupt, haeufige Serverausfaelle.
Goettinger Murks eben.

Auch wenn es bei Google oft Alternativen gibt, siehe
ansatzweise
http://de.wikisource.org/wiki/Zeitschriften
ist es nach wie vor skandaloes, dass ein von
wissenschaftlichen Bibliotheken getragener Verein den
Gedanken von "Open Access" so konsequent mit den Fuessen
tritt und sich nicht im mindesten um die oeffentliche
Kritik kuemmert.

Klaus Graf



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