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Re: AW: AW: [InetBib] Studiengebühren und Gruppenegoismen



On Mon, 10 Dec 2007 14:20:12 +0100
 delin@xxxxxx (Delin, Peter) wrote:
Diese Extragebühren für Externe, wie hoch sie auch immer
sein mögen (die 30,- Euro summieren sich ja zu den
Gebühren in anderen Bibliotheken) verschärfen m.E. noch
mehr ein zentrales Problem der Bibliotheksentwicklung in
Deutschland, nämlich den immer weitergehenden Ausschluss
der allgemeinen Bevölkerung von qualifizierter, auch
wissenschaftlicher Information. Wer nicht das Glück hat,
in Berlin, München, Hamburg, Köln oder anderen zentralen
Großstädten zu leben, hat dazu immer weniger Zugang -
oder: wie Kurt Beck schon feststellte, 80% der
Bevölkerung leben außerhalb der großen Städte.

Vorangetrieben wird diese Entwicklung von der
herrschenden berufsständischen ÖB-WB-Ideologie, nach der
Ö(!)ffentliche Bibliotheken ihr Angebot immer mehr nach
Zielgruppen ausrichten (Senioren ab 50, Mütter,
Migranten, Arbeitssuchende, Analphabeten u.ä. - zur Not
findet sich immer eine Zielgruppe) oder sich gleich ganz
als Kinder- und Jugendbibliothek verstehen. Für
qualifizierte Angebote wie Voltextdatenbanken haben sie
kein Geld, sie sind kaum vernetzt und die notwendige
Qualifizierung wird auch nicht überall besonders
großgeschrieben. Wenn jetzt auch noch die
Universitätsbibliotheken, eigentlich die einzige
durchgängige Infrastruktur für freie wissenschaftliche
Information in Deutschland, die Externen immer mehr
ausschließen, bleibt das nichtakademische Publikum
außerhalb der großen Zentren allein auf die Massenmedien
und den eigenen Internetanschluss mit kostenlosen
Angeboten angewiesen, eine Entwicklung, die in einer
demokratischen Gesellschaft niemand wollen kann. Die
Lösung kann m.E. nur darin liegen, dass sich alle
öffentlich finanzierten Bibliotheken als ein Netz
verstehen und sich entwickeln, mit einem
diskriminierungsfreien Zugang für alle.

Viele Grüße aus Berlin
Peter Delin

Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Dem kann ich nur zustimmen.

(1) Es wird zu wenig auf Remote Access fuer registrierte
Benutzer gesetzt (darunter sind nicht Uni-Angehoerige zu
verstehen), Uni-Bibliotheken, die sich Landesbibliotheken
schimpfen, reservieren die digitale Welt zuhause den
Uni-Angehoerigen. Wie bereits des oefteren dargestellt,
bieten US-Public-Libraries haeufig ein ueppiges
Datenbankangebot fuer zuhause. Wenn man bereit ist, sich
persoenlich anzumelden und einmal jaehrlich nach Berlin zu
reisen, ermoeglicht die SB ebenfalls gute
Recherchemoeglichkeiten von zuhause:

http://erf.sbb.spk-berlin.de/extern.html

Bei der KB in Den Haag ist eine Online-Registrierung
moeglich (15 Euro jaehrlich), das Datenbankangebot ist
nicht nur fuer Niederlaender eine Ueberlegung wert (kleines
JSTOR-Paket).

Was OeBs und Labis in diesem bereich Bieten, ist entweder
kuemmerlich (Munzinger Online als grossartigstes Angebot)
oder fragwuerdig (Onlihe).

(2) Nationallizenzen muessen auch fuer die OeBs zur
Verfuegung stehen!

(3) DigiZeitschriften wuerde sich gut fuer OeBs eignen, ist
aber selbst unter den Uni-Bibliotheken wenig verbreitet.
(Liegt sicher auch am Preis-Leistungsverhaeltnis und den
Qualitaets-Maengeln.)

(4) Wenn man "Open Access" als Alternative sieht, stellt
sich die Frage, wieso so wenige Bibliotheken die einmalige
Chance, noch vor Jahresende Rechte fuer die Schriftenserver
zu sichern, nutzen:

http://archiv.twoday.net/topics/Open+Access/

Klaus Graf 



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