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Re: [InetBib] Jetzt berichtet auch Heise über die neuen Subito-Verträge und -Konditionen





Lieber Herr Krichel,
Ihr forscher Vorstoß in allen Ehren, aber der Forschung erweist man damit doch wirklich einen Bärendienst, oder? Wenn es Professoren und Fachbereiche gibt, die kritiklos "wissenschaftliche" Arbeiten annehmen, in denen die Literatur- und Wissensproduktion außerhalb von frei zugänglichen Netzpublikationen nicht berücksichtigt wird, dann gute Nacht ... (wobei ich mir vorstellen kann, dass es Spezialdisziplinen oder Fragestellungen gibt, wo die Abdeckung durch qualifizierte freie Publikationen nahe bei 100% liegen mag -- wie kann man sich sicher sein, wenn man abseits davon nichts mehr rezipiert?!)

So pauschal formuliert, ist Ihr Statement aber auch geeignet, jegliche Ambitionen bei der Vermittlung von Informationskompetenz (... es gibt relevante Informationen beyond Google ... - manchmal muss man sich sich dafür aus dem Online-Sessel erheben, manchmal kostet Information sogar etwas ...) in Frage zu stellen. Motto: Was in Google nicht gefunden wurde (max. erste 10 Treffer!) existiert nicht. - Das hatten wir schon. Über solchen "Freibrief" wird sich mancher Studierende freuen. Ob man damit bei Seminararbeiten durchkommt, ist das eine, ob daraus eine angemessene Wertschätzung der unterschiedlichen Quellen von Wissenschaftsproduktion und somit ein Stück wissenschaftlicher Ethik noch behauptet werden kann, das andere.

In den Geistes- und Sozialwissenschaften scheint mir ein solch absoluter Ansatz gegenwärtig jedenfalls "abenteuerlich" und sehr fragwürdig.

Viele Grüße
 Mario Kowalak


Thomas Krichel schrieb:
  Walther Umstaetter writes

Genau das ist die Gefahr, die durch das Wissenschaftliche
Bibliothekswesen vermieden werden sollte.

Sollen sollen sie schon, koennen koennen sie nicht.
Politik, Urheberrecht und Wirtschaft sind auf dem besten Wege
die Qualität der Wissenschaft so massiv zu senken.

Wie? Indem sie unfreien Zugang kostspieliger machen, schaffen sie Anreize, kostenfrei ins Netz zu stellen.

Wenn nicht mehr die Qualität einer Publikation sondern ihre
Verfügbarkeit im Netz zur Basis der Wissenschaft wird,
dann wird das jeden Staat schädigen, der sich an diesem Unsinn
stärker beteiligt, als seine Konkurrenten.

  Welcher Unsinn? Der Unsinn ist, die ganzen Zeitungen zu kaufen.

So wurden ja bisher schon alle armen Staaten an der Wissenschaft gehindert.
Das führt nach der Uncitedness IV sozusagen zur neuen Uncitedness V:
Wir zitieren nicht, weil "Artikel nicht frei ins Netz" gestellt wurde.

Das ist richtig so. Passiert sowieso schon.

  Cheers,

  Thomas Krichel                    http://openlib.org/home/krichel
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