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Re: [InetBib] URN Granular



Lieber Herr Assmann,

ich denke, die Argumente, die Sie hier vorbringen, existieren letztlich so 
lange, wie es das Konzept von URLs und URNs gibt. Die meisten Argumente, die 
sich dagegen nun wiederum vorbringen lassen, natürlich ebenfalls (s. z.B. 
http://www.persistent-identifier.de/?link=202). Um den Angang, den wir in Halle 
gewählt haben, nun verständlich zu machen, kurz die prägnante Definition zum 
Themenfeld aus der Wikipedia:

"A URN is like a person's name, while a URL is like their street address. The 
URN defines something's identity, while the URL provides a method for finding 
something. Essentially, 'what' vs. 'where'." 
(http://en.wikipedia.org/wiki/Uniform_Resource_Name) 

Wie nun Herr Stäcker ganz richtig ausführt: Selbstverständlich kann man URLs 
(ganz gleich, ob sich diese auf die Frontpage eines digitalisierten Werkes 
beziehen oder auf einzelne Seiten dieses Werkes) durch eine Art 
Selbstverpflichtung in einem hinreichend belastbaren Sinne persistent machen. 
Das funktioniert aber praktisch nur, wenn man entweder die technische 
Implementierung eines Präsentationssystems dauerhaft nicht ändert (zumindest 
insoweit sich dies auf die Nutzung interner Adressierungsverfahren via URL 
bezieht) oder sich aber für eine eigene interne Resolving-Lösung entscheidet, 
die dann über Mapping-Verfahren - oder andere geeignete Techniken - eine 
Vermittlung zwischen persistentem URL und aktuell tatsächlichem URL 
implementiert. Was aber nun, wenn gleich die eigene Institution zu existieren 
aufhört, umbenannt wird, mit einer anderen verschmolzen wird usw. und damit 
dann auch der bisherige Domainname verschwindet? Auch das läßt sich natürlich 
technisch abfangen - oder einfach ignorieren. Die Frage ist nur: mit welchem 
technischen und administrativen Aufwand?

Sehen wir uns ein konkretes Beispiel an. Ich habe gerade mal nach 
"www.ub.uni-duisburg.de" gegoogelt. Das fördert bei mir ca. 3.500 Webreferenzen 
hervor. Eine ganze Reihe davon beziehen sich auch auf elektronische 
Publikationen. So z.B. folgende Linkliste der FU Berlin zum Fach Germanistik, 
hier speziell zu Stefan George:

  
http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_fgh/george.html

Vielleicht ist es einem Serverausfall geschuldet, daß aktuell keine dieser 
Seiten erreichbar ist. Vielleicht aber auch dem Umstand, daß trotz aller 
Aktivitäten, die in Duisburg und Essen nach der Fusion der beiden Universitäten 
zur Universität Duisburg Essen gestartet wurden, um die Webadressen nach außen 
hin stabil zu halten, eine Reihe von Links einfach nicht mehr korrekt 
weitergeleitet wird? Die Beispiele ließen sich beliebig verlängern - und es 
kommt auch gar nicht so sehr darauf an, ob das gerade genannte nun eine nur 
temporäre Erscheinung ist oder ein dauerhafter Zustand. Es ist aus meiner Sicht 
prinzipbedingt nicht auszuschließen. Warum also nicht auf eine bewährte 
Vergabepraxis zurückgreifen, die als zentraler Service der Deutschen 
Nationalbibliothek angeboten und dauerhaft betrieben wird (sieht man mal davon 
ab, daß es in einer denkbaren Zukunft auch keine Nationalbibliotheken mehr 
geben wird, wie Herr Stäcker zurecht ketzerisch einwirft)? Zudem damit auch auf 
einen Service, der eine homogene Struktur aufweist, da er elektronische 
Ressourcen sowie deren Teile nach einem einheitlichen Prinzip bedienen kann? 

Kurz auch noch zu den sonstigen Identifiern, die Sie ins Spiel gebracht haben: 
Signaturen und VD-17-Nummern. Die Signatur dient zu internen Kennzeichnung 
eines physischen Werkes in einer Bibliothek. Sie ist eine Referenz vom Katalog 
zum Standort - und damit den Notwendigkeiten unterworfen, die diese 
Zuordnungssystematik unter sich wechselnden Anforderungen erfordert. Von daher 
kann sie durch Umsignierung jederzeit auch geändert werden, wenn sich eine 
solche Notwendigkeit - warum auch immer - ergibt. Sie parallel zur 
Identifizierung einer elektronischen Sekundärausgabe zu verwenden, ist nicht 
unbedingt klug, da diese Identifikation eben anderen Anforderungen entsprechen 
muß und anderen Notwendigkeiten unterliegt. Die VD-17-Nummer hingegen ist der 
eindeutige Identifikator eines Werkes in der Nationalbibliographie des 17. 
Jahrhunderts. Sie ist aber nicht der Identifikator deren elektronischer 
Ausgaben. Sie kann sich sogar "ändern" - indem nämlich nachträglich 
festgestellt wird, daß es sich um eine Dublette handelt. Ändern meint in dieser 
Hinsicht, daß die VD-17-Nummer dann wegfällt bzw. nur noch als Referenz auf 
eine vereinheitlichte Titelaufnahme dient.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:inetbib-
bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Bernhard Assmann
Sent: Saturday, March 29, 2008 3:22 PM
To: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Subject: Re: [InetBib] URN Granular

From: "Dr. Dorothea Sommer" <dorothea.sommer@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: [InetBib] URN Granular
Date: Fri, 28 Mar 2008 18:34:18 +0100

Für das Verfahren wurde die bereits seit 2001 von der DNB etablierte
Vergabepraxis für Uniform Resource Names (URN), die bisher allein die
persistente Adressierbarkeit eines Einzelwerkes umfasste, für den
Einzelseitennachweis erweitert.

Sehr schön, dass sich mal jemand um die Granularität von DNB-URNs
gekümmert
hat. Das war schon lange überfällig. Für ein Digitalisierungsprojekt
sind
DNB-URNs natürlich vollkommen unnötig. Zur Verdeutlichung will ich hier
einmal
alle Namen einer Resource aus Halle aufführen.

Die von mir ausgewählte Resource ist das Hallenser Exemplar des Werkes:

Clinger, Johann: De Illustrißimo ... Domino Augusto, Duce Saxoniae,
S. R. Imperii Archimarschallo Et Electore ... Oratio Solennis : Dicta
Lipsiae
in aede Paulina, ad celebrandum augustißimam Divi Principis memoriam,
Die
XI. M. Februarii Anno Christi MDCXII. / a M. Johanne Clingero
...Lipsiae : am
End, 1612

VD17-Nummer: 32:623995L

Lokale Signatur: V C 2986

DNB-URN des Gesamtwerkes: urn:nbn:de:gbv:3:1-16793

URL in Halle, die mit dieser URN verknüpft ist:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/urn/urn:nbn:de:gbv:3:1-16793

Normale URL des Webangebotes in Halle:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/content/titleinfo/96911

Die Seite 17 (Scan Nr. 19) aus diesem Werk:

DNB-URN dieser Seite: urn:nbn:de:gbv:3:1-16793-p0019-7

URL in Halle, die mit dieser URN verknüpft ist:
http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/purn/urn:nbn:de:gbv:3:1-16793-
p0019-7

Normale URL des Webangebotes in Halle:
Halle-URL: http://digitale.bibliothek.uni-
halle.de/content/pageview/317955

Soweit der Bestand an Namen und URLs. Was macht nun eine URL
persistenter als
eine andere? Doch nur das Versprechen der DNB, dass ihr Resolving-
Dienst und
ihre ausgegebenen Namen (die URNs) auch in Zukunft unterstützt
werden. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass man dies in Halle nicht
versprechen kann oder will? Natürlich nicht. Auch in Halle geht man
selbstverständlich davon aus, dass die Digitalisate und der Zugriff
darauf
auch in Zukunft bestehen wird. Wenn also ein persistenter Name nur so
gut ist,
wie die Institution, die ihn ausgibt, dann sind hier URNs unnötig,
bzw. die URLs aus Halle genau so tauglich, wie ihre ach so persistenten
Brüder
der DNB.

Noch ein Wort zu den URLs in Halle. Gibt es nicht schon einen
etablierten
Namen für die Seite 17, den man in der URL benutzen könnte? Da der
Titel etwas
länglich ist, drängt sich die lokale Signatur oder die VD17-Nummer
geradezu
auf. Sie sind zusammen mit der Seitenbezeichnung genau so persistente
Namen
für eine Resource wie eine URN, dazu aber noch in der Fachwelt bekannt
und
etabliert und eigentlich nicht mehr veränderbar. Aus meiner Sicht gäbe
es nur
zwei URLs. Zum einen, die aus Halle:

http://digitale.bibliothek.uni-halle.de/V_C_2986/17/

... und zum anderen die aus dem übergeordneten Portal:

http://www.vd17.de/32:623995L/17/

Der zweite Verweis könnte auf die beste, tollste, neuste
Digitalisierung eines
Exemplars verweisen. Diese URLs könnte man auch bequem aus der
Adresszeile des
Browsers kopieren.

Beste Grüße

--
Bernhard Assmann
Sometimes he sings.
Sometimes he talks to the audience.
Sometimes there is trouble.



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.