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Re: [InetBib] mandate deposit



Science needs free flow and access of scientific information to be 
effective.

1. mandating or not

Die Einfuehrung von "mandating OA" (Verpflichtung der Autoren zu 
Ablieferung einer digitalen Kopie jedes eingereichten Papers) an deutschen 
Hochschulen ist im Unterschied zum angelsaechsischen Raum nicht so 
einfach, weil die Unabhaengigkeit des Hochschullehrers gegenueber seiner 
Verwaltung in der Forschung groesser ist. Ueber ein 'urging OA' 
(Auffordern zu OA) wird man also nicht hinauskommen. 

Erfolgversprechender ist daher der andere Weg: "urging plus carrots"
Als verantwortlicher Bibliotheksdirektor/Univ.-Leitung/FB-Dekan Anreize 
schaffen. Beispiel Univ.Minho in Portugal
http://www.isn-oldenburg.de/~hilf/vortraege/esof06/esof06-rodrigues2.pdf
Innerhalb von zwei Jahren wurde an der ganzen Universitaet de facto 100% 
OA erreicht,- ohne juristische Verkrampfungen. (ab slide 11-22).
Gesetzte Anreize waren a) finanzielle Zuwendungen an Fachbereiche durch 
die Universitaet, sofern sie ein de-facto mandate durch 
Selbstverpflichtung beschliessen und realisieren; b) Nutzung des OA 
Repository, um Werbung fuer die Universitaet zu machen;
Nachweis der Erhoehung der Zitationen von Arbeiten aus dem Hause.

2. schadet oder nuetzt der Kampf um ein verbessertes Urheberrechtsgesetz
(Copyright law) der Durchsetzung von OA?
Klar ist, je unsinniger die gesetzlichen Einschraenkungen eines fairen 
freien Zugangs zum Wissen sind, je groesser wird der Druck, sich selbst 
zu helfen, d.h. Realisierung durch Repositorien mit OA erreichbaren 
digitalen Kopien.
Tatsaechlich sind aber (insbesondere) die grossen kommerziellen Verlage
intensiv dabei, sich intern auf langfristig tragbare Geschaeftsmodelle
umzustellen, die jedenfalls eine digitale open Access Kopie der Werke 
enthalten,- verdient wird dann an den neuen Add-on-Diensten, die nun auf
den Markt kommen (werden), und das wiss. Arbeiten mit wiss. Information
wesentlich effektiver machen werden, an Print on demand, semantischer
Unterstuetzung der Suche nach relevanten Artikeln, Pflege der 
Publikationslisten von Autoren pp.

In der jetzigen Uebergangszeit sehen wir 

a) einige Schlechtinformierte bzw. solche, die die Entwicklung nicht 
verstehen duerfen sondern stattdessen predigen, was Ihnen einst als 
Lobby-Auftrag aufgetragen worden war,- Beispiele sind die Leitung der 
Rechtsabteilung des Deutschen Boersenvereins, und in der Politik
Vertreter, die den Universitaetsbetrieb nicht verstanden haben
mit seiner gewollten engen Verzahnung von Lehre und Forschung, sowie
Buecher und Zeitschriftenartikel verwechseln,
http://www.cducsu.de/Titel__Rede_Autoren_und_Verlage_muessen_zu_ihrem_Recht_kommen/TabID__1/
SubTabID__2/InhaltTypID__2/InhaltID__11325/Inhalte.aspx
  
c) erste grosse OA-Zeitschriften, die Gewinn machen, so braucht das New 
Journal of Physics NJP keine Zuschuesse seiner es tragenden 
Fachgesellschaften (IoP, DPG) mehr. NJP zeigt auch eindrucksvoll die hohen 
und immer noch steigenden Impact Faktoren, die mit OA Zeitschriften zu 
erreichen sind. 
http://www.iop.org/EJ/news/-topic=1324/journal/-page=about/1367-2630

Das Hinwirken auf ein wissenschaftsfreundliches Urheberrecht durch die 
Wissenschaftsvertretungen und ihr Aktionsbuendnis 
http://ww.urheberrechtsbuendnis.de ist also sinnvoll, foerdert das 
Sichklarwerden, was die Wissenschaft braucht, um effektiv mit wiss.
Informationen arbeiten zu koennen, und ebnet den Weg in eine Zukunft,
in der Verlage als kommerzielle Informationsdienstleister die 
Anforderungen und Wuenschen der Wissenschaft 
aktiv abfragen, verstehen und dazu hilfreiche passende professionelle
Dienste anbieten, statt in eine Subventionsmentalitaet sich draengen zu 
lassen (Erhalt der ueberkommenen Geschaeftsmodelle aus der Papierzeit, 
weil sie noch gutes Geld bringen) und auf ihre Kunden einzuschlagen
http://www.isn-oldenburg.de/~hilf/vortraege/spd05/spd05-0.html
Eberhard R. Hilf
...............................................

On Mon, 17 Nov 2008, Rainer Kuhlen wrote:

Stevan Harnad nahm über Videokonferenz aus Montreal an der letzte Woche in
Berlin durchgeführten europäischen ENCES-Konferenz teil (eine Pressemitteilung
dazu vorab an die Liste unter: http://www.kuhlen.name/
Downloads/Presse-E/Pressemitteilungen/Pressemitteilung-ences-2--081116.doc
  ).
Harnad sieht in den Anstrengungen um ein wissenschaftsfreundliches
Urheberrecht eher ein Hindernis für die Entwicklung von OA ( "improving
copyright is slowing the OA movement"). Wie auch immer, meine Bitte um
Kommentare zu folgender, den meisten sicher ohnehin bekannten Taktik:

Harnad setzt sich ja bekanntlich stark für den OA green approach und in den
letzten Jahren noch stärker für ein "mandate" der Wissenschaftsinstitutionen
(Universitäten, Departments, etc.) ein.

Weltweit gibt es (erst) etwa 60 solcher Mandates (vgl. ROARMAP - Registry of
OA Repository Mandates - ROAR (Registry of OA Repositories):
http://roar.eprints.org/). Durch ein solches Mandate verpflichten (nicht bloß
ermutigen) die Institutionen ihre Mitglieder, ihre veröffentlichten Papiere in
einem OAR der Institution zumindest erst einmal zu deponieren (Mandate ID/OA).

Harnad hält dafür, dass dieses Deponieren nicht von den Verlegern verhindert
werden kann ("Publishers have no say over institution-internal
record-keeping").

Deponieren ist zunächst natürlich nur "Closed Access  instead of Open Access".
Aber da gegenwärtig schon 63% aller Journale (so Harnad) green sind, also
unmittelbaren OA erlauben, könnte über das Mandat (und zwar des geringsten
Niveaus des Deponierens - nur zu dem müssen sich die Wissenschaftler
verpflichten; die Klärung der weiteren Rechte übernimmt der OAR-Betreiber) der
größere Teil des in Zeitschriften publizierten Wissens OA gestellt werden. In
Deutschland gibt es offenbar erst eine solche Mandate Deposit Vereinbarung.

Welche (auch UrhR-)Probleme werden damit gesehen und wenn keine, wie kann man
das rasch in D. umsetzen?
RK
-- 
********************************
ISI 2009 - http://www.isi2009.de/

Prof. Dr. Rainer Kuhlen
Department of Computer and Information Science
University of Konstanz, Germany

German Chair for Communications of the UNESCO (ORBICOM)
Speaker of the Coalition "Copyright for Education and Science"
http://www.urheberrechtsbuendnis.de/

URL: www.kuhlen.name
Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx
Phone/Fax Konstanz: 0049 7531 882879/882048
Phone Berlin: 0049 30 27594241; Mobile: 0171 4527010
Mail to: Rochstr. 4 - D-10178 Berlin


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.