[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Nochmal: paperC



Das ist eine groteske Situation. Da wechselt die Diskussion vom Thema  
"baldiges Verlagssterben, weil sie keine neuen Geschäftsmodelle  
anbieten" hin zum Thema: "baldiges Bibliothekssterben, weil die  
Verlage neue Geschäftsmodelle anbieten".

Ich sehe in der Deutschen Digitalen Bibliothek mit dem geplanten  
Verlagsbeitrag der lieferbaren Werke eine viel Größere Konkurrenz zum  
Bibliotheksangebot. Aber vermutlich werden weder Bibliotheken noch  
Verlage sterben.

Als Laie stelle ich mir das so vor: Die Bibliotheken werden mehr  
Informationsberater sein und den Zugang zu Informationen bereitstellen  
und die Nutzung erläutern. Dafür werden Sie wohl kaum mehr sammeln.  
Das verändert natürlich massiv den Raumbedarf und die Budgets, bei  
denen Anschaffungsetats und Personaletat sinken und die Budgets für  
Technik und Lizenzen stark steigen werden. Mich würde interessieren,  
wie die Szenarien auf Bibliotheksseite gesehen werden.

Zu PaperC: ich bin bei dem Geschäftsmodell skeptischer als manche  
Verlegerkollegen. Es ist für Studenten natürlich toll. Aber zum einen  
sind die Preise extrem niedrig. Zum anderen sehe ich die Möglichkeit,  
dass aus PaperC und 52b ein Null-Geschäft für Verlage wird. Bei  
PaperC zu Hause online lesen und dann im Lesesaal über 52b ausdrucken.  
Das kommt mir noch nicht ausgereift vor.

Es ist aber sicher ein interessantes Modell, das man beobachten  
sollte. Da werden in diesem und im nächsten Jahr aber noch zahlreiche  
weitere Modelle zum Onlinezugriff auf den Markt kommen, die alle auf  
dem Bibliotheksmodell basieren.

Gruss
Matthias Ulmer





Am 28.08.2009 um 19:33 schrieb "Klaus Graf" 
<klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 
:

On Fri, 28 Aug 2009 15:24:06 +0200
Walther Umstaetter <    h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:

Ich wundere mich in diesem Forum viel mehr darueber, dass
einerseits
die kostenlose Verfuegbarmachung von Volltexten
gefordert wird, aber andererseits "Volltext-Teaser" bei
http://blog.bildungsserver.de/?p=269
 empfohlen werden,
oder PaperC als "unglaublich billig" eingestuft wird,
weil "674 Seiten
des VL ... nur gut 33 Euro" kosten.

Ja und? Was haben diese drei Beispiele miteinander zu tun?
Vielleicht ordnen wir einfach mal, bevor wir Halbgares in
die Runde werfen?

Die kostenlose Verfuegbarkeit von Volltexten im Sinne von
Open Access ist kein Selbstzweck, sondern soll die
Wissenschaftskommunikation verbessern und auch Buergern
helfen.

Der Wissenschaft wird daneben aber in der Aufbauphase von
Open Access aber auch mit preisguenstigen oder fuer
registrierte Nutzer kostenlosen (Remote Access,
Nationallizenzen) lizenzierten Angeboten gedient. Es muss
erheblich mehr von ihnen geben, aber die verrotteten
Unibibliotheken scheren sich nur um die eigene Klientel,
auch wenn sie sich wie die - denkbar benutzerunfreundliche
- ULB Duesseldorf Landesbibliothek nennen duerfen und ihre
externen Nutzer schamlos abkassieren.

Volltext-Teaser, bei denen aus Sammelbaenden wenigstens
einige Beitraege in einem Repositorium landen, sind besser
als nichts, und Zeitschriften, die nach einem Embargo
zugaenglich sind, sind besser als Zeitschriften, die gar
keine freien Inhalte bieten (wie die ZfBB, Auskunftsklage
ist ja vorm VG Gera anhaengig).

Bedenkt man, dass das genannte Verfasserlexikon normal
319,00 Euro kostet, wird man es doch wohl nachvollziehen
koennen, dass etwa ein Zehntel als unglaublich billig
bezeichnet wird.

Ich denke, man sollte bei der Diskussion ueber PaperC
unbedingt auch ein US-Angebot einbeziehen, das sich vor
allem an Studenten richtet:

http://www.questia.com

70.000 Buecher, 2 Mio. Artikel. Aehnlich wie NetLibrary
ohne Download, aber fuer den Privatnutzer mit ca. 14 Euro
im Monat doch recht guenstig. Ich selbst wuerde mir
durchaus eine solche "Flatrate" ueberlegen, wenn das
Angebot vom Umfang deutlich in Richtung Google Book Search
ginge.

PaperC ist so genial, weil es schlicht und einfach viel
bequemer ist als eine Bibliothek zu benutzen und dort
auszuleiehen und/oder zu kopieren. Kein Aerger mit
unfreundlichen Bibliothekarinnen (ULB Duesseldorf!), keine
langen Vorbestellzeiten (UB Freiburg), keine Abzocke mit
kostenpflichtigen Scannern (ULB Duesseldorf) und
ueberteuerten Fotokopie- oder Auftragsscanpreisen usw. 24
Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

http://archiv.twoday.net/stories/5900939/

Klaus Graf


-- 
http://www.inetbib.de


-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.