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Re: [InetBib] Professor Reuß, das Urheberrecht =9=75nd 1995



Na ja. Selbst wenn Herr Reuß die Musik bestellt hat, dann beklagen  
Sie doch gerade das, dass er eine solche Tonlage vorgibt. Und  
einerseits darüber klagen und gleichzeitig liefern?

Hat Herr Reuß "undifferenziert" über Verfassungsbruch gesprochen? Ich  
denke, das Thema Veröffentlichungszwang und Verfassungsbruch hat wohl  
niemand in den vergangenen zwölf Monaten differenzierter bearbeitet,  
oder? Vielleicht für alle zu differenziert, das kann sein.

Hat er undifferenziert über eine digitale Machtergreifung gesprochen?  
Es ist eine Metapher... Aber: von mir aus.

Ist das Bild mit den Eunuchen so schlecht? Vielleicht etwas  
drastisch. Aber  Sie greifen es ja selbst auf, es leuchtet also ein.

Nun haben Sie ihn also überführt! Welcher Sünden hat er sich denn  
schuldig gemacht, wie lautet die  Anklage?

1. er publiziert im Prinzip Open Access? Welch gravierende  
Anschuldigung aus  Ihrem Mund... Er  lebt sie (das ist wachsweich  
formuliert), die OA-Kultur. Das ist ein dünner Strick. Und: er  
generiert aus freiem Content etwas Neues? Ist das der Vorwurf?  Hat  
er wirklich behauptet, dass es verboten gehöre aus freiem Content  
etwas Neues zu generieren? Auf was für Abwege geraten wir  denn  
gerade???

2. er nutzt die Texte von Kafka zu einer Werkausgabe, die zu einem  
Zeitpunkt vorbereitet wird, zu dem sie noch gar nicht frei ist?  
Sicher eine interessante Frage, was alles erlaubt ist und wo die  
Grenzen genau liegen, in der Bearbeitung. Aber: um zu klagen muss man  
doch eine Anspruchsgrundlage haben? Und jetzt lehne ich mich weit aus  
dem Fenster: Sie haben keine! Es müsste also  der S.Fischer Verlag   
als  Rechteinhaber seine Ansprüche gegen Reuß geltend machen. Und,  
hat er das? Nein. Warum? Weil er nichts dagegen hatte, vielleicht?

3. Und die Zitate von Schirrmacher, für den führen Sie nun auch  
Klage, ebenfalls ohne Anspruchsgrundlage.  Und wenn Schirrmacher  
seinem alten Kommilitonen die  Rechte freundschaftlich überlassen  
hätte?  Wie stünden Sie dann da?

Sie  wollen es Reuß mit gleicher Münze heimzahlen. Aber Ihre Münze  
ist, entschuldigen Sie das, sehr sehr klein. So wechselt der Eunuch  
munter von einer Seite zur anderen.

Schöne Grüße
Matthias Ulmer



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Am 01.09.2009 um 17:34 schrieb Eric Steinhauer:

Lieber Herr Ulmer,

die Musik habe ich nicht bestellt, die Tonlage hat Professor Reuß  
vorgegeben. Wer undifferenziert von Verfassungsbruch und digitaler  
Machtergreifung spricht, wer andere als Eunuchen bezeichnet, muss  
es sich gefallen lassen, wenn man sich auch bei ihm einmal näher  
umsieht. Und in der Tat: ich lohnt sich.

Im Grunde lebt Professor Reuß mit seiner Kafka-Ausgabe die Open- 
Access-Kultur, die er bei andern als Untergang der Abendlandes  
kritisiert: Er generiert aus freiem Content etwas Neues.

Ich denke, ich habe mich hier oft genug so geäußert, dass ich trotz  
der Digitalisierung und ihrer unbestreitbaren Vorteile für den  
Leser auch und gerade an die Zukunft des gedruckten Buches glaube.  
Ich kann nicht erkennen, dass ich mit der kleinen Blütenlese in  
Sachen Reuß hier irgendeine andere Position eingenommen haben.

Aber nochmal: Wer austeilt, darf auch einstecken. Und wer andere  
Eunuchen nennt, ist manchmal selber einer! ;)

Viele Grüße
Eric Steinhauer


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