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[InetBib] Subject: Re: Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare



Man kann die Sache noch grundsätzlicher betrachten. Wir Antiquare haben 
es ja schon immer auch mit bibliographischen Veröffentlichungen zu tun, 
die wir einsehen und benutzen müssen, wenn sich unsere Arbeit nicht auf 
Abkupfern aus dem ZVAB beschränken soll.

Mir fällt nun seit Jahren auf, daß die wenigen, hier ja gut bekannten 
Fachverlage für Dokumentation und Bibliothekswesen eine Preispolitik 
betreiben, die mich regelmäßig sprachlos macht. Ich habe öfter versucht, 
die betreffenden Verfasser und Institutionen daraufhin anzusprechen, 
stieß aber nur auf peinlich berührtes Schweigen.

Was bitte soll man dazu sagen, wenn ein Wiesbadener Verleger zwei - 
notabene nur und ausschließlich auf Staatskosten in Potsdam erstellte - 
bebilderte Bibliographien zum Stückpreis von rd. 150 Euro je Band 
vertreibt? Aus München gibt es ähnlich erstaunliche Beispiele in Reihe, 
sapienti sat.

Ich nenne das ein "Verhehlen" der Arbeitsergebnisse, unlauter ist es 
nach meiner Einschätzung, weil wir alle via Staatsknete die Arbeit 
bezahlen und findige Fachverleger für Bibliothekswesen und Bibliographie 
dann abkassieren. Die gleichen Verlage sind es, die dann mit 
geifernd-eilfertigen Anwälten jeder Urheberrechtsverletzung hinterherlaufen.

Open access wäre zumindest für öffentlich finanzierte Arbeiten jeder Art 
ein Segen, und Dr. Graf ist unbedingt beizupflichten, wenn er die 
Bibliothekare daran erinnert, nicht nur schöne liberale Sprüche zu 
klopfen, sondern im eigenen Haus Ordnung zu schaffen. Was im Bereich des 
bibliographisch-bibliothekskundlichen Verlagswesens stattfindet - die 
Stadtbüchereien und ihr Umfeld einmal ausgenommen - , das ist in der Tat 
nicht nur Heuchelei, sondern ein Skandal.

Freundlichen Gruß entbietet Ihnen gern
Peter Mulzer in Freiburg

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