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[InetBib] Subject: Re: Open Access



Lieber Herr Umstätter,

Am Do, 17.09.2015, 17:19 schrieb h0228kdm:
Darf ich fragen, ob hier in INETBIB noch mehr Teilnehmer den Eindruck
haben, dass die Open Access Entwicklung immer mehr dahingehend missbraucht
wird, dass Internetteilnehmer aufgefordert werden, Beiträge zu irgend
welchen Zeitschriften mit xxx Impact Factor, Peer Reviewed und indexed in
yyy zu liefern. Ich bekomme solche Angebote inzwischen fast täglich, und
werde das Gefühl nicht los, dass diese Entwicklung für einige Verlage ein
lukratives Geschäft geworden ist.

sofern Sie nicht vor allem auf "predatory publishing" anspielen, kann ich das 
mit einigen Zahlen aus UK beantworten. Bei uns sind Article Processing Charges 
inzwischen Standard geworden, oder wie es in einem gerade von UUK 
veröffentlichten Bericht heißt: "APCs now constitute 12% of universities’ total 
expenditure on journals". 
http://www.universitiesuk.ac.uk/highereducation/Documents/2015/MonitoringTheTransitionToOpenAccess.pdf

Wir (Imperial College London) bearbeiten im Moment rund 100 APCs pro Monat in 
der Bibliothek:
https://wwwf.imperial.ac.uk/blog/openaccess/2015/07/14/open-access-in-numbers-june-2015/

Dazu kommen dann noch Autoren, die aus EU-Mitteln sowie eigenen Budgets APCs 
bezahlen. Der Durchschnittspreis für einen Artikel liegt bei uns seit bald zwei 
Jahren konstant bei ~£1850. Anebtrieben wird das von den Forschungsförderern; 
von RCUK alleine haben wir dieses Jahr £1,5m für Open Access überwiesen 
bekommen.

Es geht also um einen finanziell attraktiven Markt, den Verlage unterschiedlich 
bedienen (siehe das Beispiel Springer). Soweit sich das bisher abzeichnet, 
läuft einen Konzentration zugunsten der Großverlage ab, mit einigen 
erfreulichen Überraschungen allerdings (PLOS ONE ist für unsere Autoren 
inzwischen Zeitschrift #1 geworden). Impact Factor ist ein zentrales 
Marketinginstrument, um Autoren anzulocken. Leider auch erfolgreich.

Predatory publishing spielt bei Imperial allerdings keine Rolle. Zum einen 
liegt das an unseren Autoren, die generell nur in den "besten" Zeitschriften 
veröffentlichen - man kann die APCs für Lancet für unverschämt halten, aber 
zumindest ist es kein klassisches "predatory publishing". Da wir den Großteil 
der APCs zentral bearbeiten, würde aber ein predatory publisher sowieso 
aufffallen.

Beste Grüße,
Torsten Reimer

Dr Torsten Reimer
Scholarly Communications Officer
Imperial College London
Level 5, Sherfield Building
Imperial College London, Exhibition Road
South Kensington, London, SW7 2AZ
Tel: +44 (0)20 7594 3190<http://www3.imperial.ac.uk/researchsupport>
http://www.imperial.ac.uk/people/t.reimer
https://twitter.com/torstenreimer
http://orcid.org/0000-0001-8357-9422
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