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[InetBib] Versuch, die Stellungnahme der norwegischen Bibliotheksverbände zu übersetzen



Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich habe seit Jahren nichts mehr hier geschrieben und bin unsicher, ob ich
das so richtig mache.

Mit freundlichen Grüßen,
Jochen Lankenau

Ich liefere hier eine Übersetzung der Stellungnahme der norwegischen
Bibliotheksverbände zu Wikileaks. Der Originaltext findet sich hier:
http://www.norskbibliotekforening.no/article.php?id=2545



Die Bibliothekverbände unterstützen gemeinsam Wikileaks

Die vier größten norwegischen Bibliotheksorganisationen und Gewerkschaften
für Bibliotheksangestellte sind heute zusammengetroffen, um sich gemeinsam
zum Thema Informationsfreiheit vor dem Hintergrund der aktuellen Wikileaks
Thematik zu äußern.
Sie geben an, daß Wikileaks ?beigetragen hat, das Wissen der Allgemeinheit
zu vergrößern? und daß ?Versuche, Wikileaks zu schließen, ... die
Informationsfreiheit bedrohen kann.?

Text: Anders Ericson

Die Bibliotheksverbände sagen außerdem, daß ?die Arbeit und die Materialien
von Wikileaks erneut die Diskussion eröffnen, welche Rolle Bibliotheken in
diesem Zusammenhang spielen sollen. Das Entscheidende ist nach unserer
Ansicht, daß Bibliotheken u.a. Informationen ? auch im Internet ? anbieten
sollen, die herrschaftskritisch sind?.

Der Leiter des norwegischen Bibliotheksverbands, Svein Arne Tinnesand,
betont gegenüber dem NBF-Forum (Norsk Biblioteksforening / Norweg.
Bibliotheksverband), daß die Äußerung keine Stellungnahme zu den derzeitigen
Verfahren gegen Assange in London oder zum Inhalt der Dokumente sei, die
durch Wikileaks durchgesickert seien.

Unter Bibliothekaren hat es dazu mehrere Diskussionen in Internetforen
gegeben, sagt er weiter. Zusammen mit Monica Deildok, der Leiterin des
Bibliothekarsverbands, habe ich die Initiative zu dieser gemeinsamen
Erklärung ergriffen.

U.a. sind auch die Bibliothekare in den USA stark in dieser Angelegenheit
engagiert. Die Bundesbehörden haben Wikileaks verurteilt, und den
Bibliotheken auferlegt, die Internetzugänge der bibliothekseigenen
öffentlichen PCs zu filtern. Aber auf der jährlichen Winterkonferenz der
Bibliothekare (mit ca. 10000 Teilnehmern) im Januar hat die
Bibliothekarsvereinigung ALA kürzlich das Eröffnungsprogramm umgestellt und
einen längeren Tagesordnungspunkt durchgesetzt, um eine grundlegende
Diskussion über Wikileaks zu führen. 


Die Erklärung der Bibliothekare lautet wie folgt:


Erklärung zu Wikileaks


Offene Gesellschaft

Es ist ein grundlegendes Prinzip in einer Demokratie, daß die Bevölkerung
Einsicht hat in die Beschlüsse und Beschlußprozesse, die sie betreffen. Die
offene Gesellschaft ist eine Barriere gegen Korruption und Machtmißbrauch.
Wikileaks hat dazu beigetragen, die Kenntnisse der Allgemeinheit zu
verbessern, indem sie kritikwürdige Umstände an die Öffentlichkeit bringt.
Versuche, Wikileaks zu sperren, sind eine voreilige Reaktion, die bis heute
von keinem Gericht untermauert wurde. Das kann die Informationsfreiheit
bedrohen.

Meinungsfreiheit

Die Bibliotheken betrachten die Informationsfreiheit als grundlegend, um
Meinungsfreiheit und Demokratie zu fördern. Wikileaks Arbeit und Materialien
eröffnen die Möglichkeit für eine neue Diskussion, welche Rolle Bibliotheken
in diesem Zusammenhang spielen sollen. Das Entscheidende ist nach unserer
Ansicht, daß Bibliotheken u.a. Informationen ? auch im Internet ? anbieten
sollen, die herrschaftskritisch sind.
Die Bibliotheksverbände in Norwegen haben durch ihre gemeinsamen ethischen
Richtlinien festgelegt, daß Material, so es sich innerhalb des gesetzlichen
Rahmens bewegt, keiner Sonderbehandlung bedarf, sondern genauso zugänglich
gemacht werden soll, wie jedes andere Material in Bibliotheken sonst auch.

Svein Arne Tinnesand
Norsk Bibliotekforening (Norwegischer Bibliotheksverband) 
Kristin Røijen Norsk fagbibliotekforening  (Norwegische
Bibliotheksgewerkschaft) 
Monica Deildok Bibliotekarforbundet (Bibliothekarsverband) 
Trygve Eliasen Fagforbundet ? rådet for bibliotekansatte (G) (Die
Gewerkschaft ? Rat für Bibliotheksangestellte) <<



Jochen Lankenau (mit Dank an Herrn Schaarwächter)
 
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Lankenau@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Tel.: +69-798-32829 Mo, Di, Mi 9-17h, Do 9-14h Bibliothekszentrum
Geisteswissenschaften, Team 1 Grüneburgplatz 1
60323 Frankfurt



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