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Re: [InetBib] FW: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren Doktortitel ruhen lassen, solange Guttenberg...



Und Herr Weber steht damit keineswegs allein. Hier der Link auf einen
Artikel von Dirk Matten auf Spiegel Online:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,747408,00.html

Nur weil keine Talare mehr getragen werden, heißt das noch lange nicht,
dass an den Lehrstühlen nicht noch Muff von 1000 Jahren mieft. Guttenberg
hat ein korruptes System genutzt, um beim Jahrmarkt der Titel-Eitelkeiten
mitspielen zu können.
Ich habe den hoffnungsvollen Verdacht, dass bei den Technikern und
Naturwissenschaftlern anderes gelten könnte.

Ingo Iltis, harscher Kritiker der Justiz und der Juristen, verweigerte
sich dem Titelwahn mit einem Schild an seiner Richterzimmertür "Hier
bedient sie Richter Iltis, der auf keinen Titel wild ist"

Friedliche Sonntagsgrüße

Susanne Drauz




Herr Weber spricht mir aus dem Herzen
Mit freundlichen Grüßen
R. Düpow
Nortorf


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Am 27.02.2011 um 14:20 schrieb "P.J. Weber"
<peterjohannes.weber@xxxxxxxx>:

Liebe alle

Es ist schon interessant, wie sich alle auf den Täter Guttenberg
einschiessen,
aber die anderen Mittäter konsequent aussen vorlassen. Liegt das
vielleicht
daran, dass diese uns wissenschaftlichen Bibliothekaren zu nahe stehen?
Es ist
schön, die klaren Worte von Herrn Lepsius zu lesen, aber hat nicht auch
sein
Vorgänger, Herr Häberle, unter Realitätsverlust gelitten, als er die
Doktorarbeit annahm? Und die ganze Fakultät, als sie Guttenberg mit
Summa cum
laude promovierte? Dies aber beim Namen zu nennen wäre
Nestbeschmutzerei,
weshalb die Kritik einfach nur in Richtung Politik und Guttenberg geht.
Das sind
ja eh die Feinde, da von dort die bösen Etat-Kürzerer herkommen.

Und weil wir gerade bei den wissenschaftlichen Mittätern aus dem
Universitätsbetrieb sind. Wer hat denn erst das Umfeld geschaffen, in
dem diese
Tat geschehen konnte? Gewiss nicht Guttenberg, der von ihm profitiert
hat,
sondern die lieben Damen und Herren Professoren. Was ich in den letzten
zehn
Jahren teilweise als juristische Dissertationen auf den Schreibtisch
bekommen
habe, war schlicht nur peinlich. Umfang 70 bis 90 Seiten, Zeilenabstand
recht
gross, im Literaturverzeichnis nur Monographien und Kommentare, aber
keine
Zeitschriftenaufsätze und Beiträge aus Sammelwerken usw. Wieso klagen
wir nicht
schon seit Jahren die teils miserablen Dissertationen deutschsprachiger
Universitäten an? Vermutlich weil wir selbst alle in diesem Betrieb
arbeiten und
ungern eine Abmahnung von oben bekommen wollen. Wie scheinheilig sind
wir
eigentlich?

Und schauen wir doch mal über die Fakultätsgrenze zu den Medizinern? Was
dort an
Doktorarbeiten abgegeben werden kann, würde an einer anderen Fakultät
erst gar
nicht als Seminar- oder Diplomarbeit akzeptiert werden. Wer beklagt sich
darüber? Stellt die Urheber solcher Arbeiten anklagend ins Netz?
Seltsamerweise
niemand.

Solange hier nur auf einer Person herumgehackt wird, ohne alle
Schuldigen beim
Namen zu nennen, die sich aktiv oder inaktiv daran beteiligt haben, die
erst das
ganze Umfeld für diesen Betrug geschaffen haben, haben all die schönen
Worte
gegen Guttenberg den starken Beigeschmack, hier geht es in erster Linie
um eine
Abrechnung mit einem Politiker, der dem gegnerischen Lager zuzurechnen
ist. Und
solange habe ich Mühe, die hier geäusserte Empörung für echt zu halten.

Beste Grüsse
Peter Johannes Weber



Peter Johannes Weber * Sprünglistrasse 3, 3006 Bern, Schweiz * T: +41 31
351 51
31 * H: +41 79 503 51 00 * peterjohannes.weber@xxxxxxxx *
www.biblioteca-canoviana.ch




________________________________
Von: Kay Heiligenhaus <kay.heiligenhaus@xxxxxxxxxxxx>
An: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Gesendet: Samstag, den 26. Februar 2011, 13:39:58 Uhr
Betreff: Re: [InetBib] FW: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren
Doktortitel
ruhen lassen, solange Guttenberg...

Liebe Inetbibler,

klare Worte aus Bayreuth von Oliver Lepsius, Nachfolger auf dem
Lehrstuhl von
Peter Häberle:


"'Wir sind einem Betrüger aufgesessen. Es ist eine Dreistigkeit
ohnegleichen,
wie er honorige Personen der Universität hintergangen hat.' [...] 'Der
Minister
leidet unter Realitätsverlust', sagte er der Süddeutschen Zeitung. 'Er
kompiliert planmäßig und systematisch Plagiate, und er behauptet, nicht
zu
wissen, was er tut. Hier liegt die politische Dimension des Skandals.'
[...] Die
Stellungnahmen hochrangiger Regierungspolitiker, die Guttenberg die
Stange
halten, ist nach Lepsius' Dafürhalten 'von Seiten der Wissenschaft nicht
hinnehmbar'. Neben der Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie
habe
einen Verteidigungsminister und keinen wissenschaftlichen Assistenten
berufen,
empört ihn die Haltung von Bundesbildungsministerin Annette Schavan.
'Wenn sie
sagt, es sei egal, ob und wie jemand promoviere, vergrößert das den
Skandal",
sagt Lepsius. 'Man kann nur entsetzt sein.'" [1]


In großen Teilen der Wissenschaft scheint nun angekommen zu sein, was da
eigentlich passiert ist und welche Dimension dieses Geschehen
tatsächlich hat.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

[1]
http://www.sueddeutsche.de/politik/plagiatsaffaere-um-guttenberg-wir-sind-einem-betrueger-aufgesessen-1.1065263


-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:inetbib-
bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Rainer Kuhlen
Sent: Friday, February 25, 2011 9:22 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: Re: [InetBib] FW: Lutz Hachmeister und andere wollen ihren
Doktortitel ruhen lassen, solange Guttenberg...

gut, auch DHV und O. Lepsius, dass ich mich geirrt habe RK Am
25.02.2011
21:29, schrieb Juergen Fenn:

Am 25.02.11 18:39 schrieb Rainer Kuhlen:
In der Tat - weder die Profession der urheberrechtlichen Experten
(Professoren) noch die großen Wissensschaftsorganisationen haben sich
m.W. bislang zu "Guttenberg" geäußert.
Pressemitteilung des Wissenschaftsrats ("Der Wissenschaftsrat berät
die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der
inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der
Wissenschaft und der Forschung") von heute:

<http://www.wissenschaftsrat.de/index.php?id=355&L=>

| Standards müssen eingehalten werden
|
| Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Wolfgang
| Marquardt, erklärt zu der aktuellen Diskussion im Zusammenhang mit
| den Plagiatsvorwürfen gegen die Doktorarbeit des Bundesministers der
| Verteidigung:
|
| Mit zunehmender Besorgnis nehme ich derzeit zur Kenntnis, wie in
| Folge der Diskussionen um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu
| Guttenberg das gesellschaftliche Ansehen der Wissenschaft Schaden zu
| nehmen droht. Die öffentlich verlautbarte Geringschätzung der
| grundlegenden Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens lässt außer
| Acht, dass wissenschaftlicher Fortschritt und damit verbunden auch
| der Wohlstand unseres Landes maßgeblich auf der Einhaltung dieser
| Prinzipien beruhen. Eine erfolgreiche Wissenschaft kann es ohne
| einen sorgfältigen Umgang mit Quellen, ohne eine unmissverständliche
| Unterscheidung fremden und eigenen Wissens und ohne die
| Dokumentation und kritische Diskussion der eigenen, sachlich
| weitestgehend abgesicherten Forschungsergebnisse nicht geben. Die
| weit überwiegende Zahl der an deutschen Universitäten erarbeiteten
| Promotionen genügt diesen hohen Qualitätsanforderungen.
|
| Die deutsche Wissenschaft und deren Qualitätssicherungssysteme sind
| auch im internationalen Vergleich hoch anerkannt. Diese Reputation
| darf nicht durch die Bagatellisierung wissenschaftlichen
| Fehlverhaltens beschädigt werden. Umso wichtiger ist es, auf der
| Einhaltung der diese Qualität sicherstellenden Standards zu bestehen
| und jede Missachtung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis
| streng zu verfolgen. Dafür brauchen wir auch die Unterstützung der
| Politik.

Jürgen Fenn.



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********************************
Prof. Dr. Rainer Kuhlen
FB Informatik und Informationswissenschaft Universität Konstanz

URL: www.kuhlen.name
Projekt IUWIS HU-Berlin: www.iuwis.de
Aktionsbündnis: http://www.urheberrechtsbuendnis.de/
Email: rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx


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