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Re: [InetBib] "Eckenknick - Double fold"





Am 14.07.11 13:45 schrieb Walther Umstaetter:

Mir scheint es bemerkenswerter, dass hier in *InetBib* niemand dem Satz >
"... denn eine Bibliothek ohne Bestand, also ohne Besitz (!), mag alles
mögliche sein, aber sicherlich keine Bibliothek."
widerspricht.
Ist eine geordente Sammlung von Büchern im Internet demnach keine
Bibliothek, oder sind E-books keine Bücher?
Ich dachte, dass diese Frage schon durch den Ausdruck Digitale Bibliothek
(und deren Definition) seit etlichen Jahren geklärt ist.

Das mag sein. Natürlich kann man den Bibliotheksbegriff immer wieder
erweitern. Es kann aber durchaus sein, daß die Digitalitis verbunden mit
dem Outsourcen von Inhalten auf externe Dienste am Ende dazu führt, daß
unsere Bibliotheken im wahrsten Sinne des Wortes einmal ohne Bücher
dastehen könnten, falls die Verlage den Zugriff auf bisher kostenlose
Angebote plötzlich kostenpflichtig machen oder die Preise auch hierfür
anheben, eben weil dann ja alle auf Online angewiesen sind. Ich denke
dabei nicht nur an die großzügig geöffneten Datenbanken von Spiegel und
Zeit, sondern auch an wissenschaftliche Datenbanken wie etwa Springer.

Wenn ich es richtig verstanden habe, kann das bei den Datenbanken, für
die Nationallizenzen vereinbart worden sind, nicht mehr geschehen, weil
dort ein zeitlich unbegrenztes Nutzungsrecht geschuldet ist, das auch
die Backfiles für die Langzeitarchivierung mit einbezieht, was der
Anschaffung eines gedruckten Buchs entspricht. Wenn aber Datenbanken wie
Juris oder Springer über eine Flatrate abgerechnet werden, besteht nur
ein Recht auf den Zugriff auf den jeweiligen Bestand der Datenbank.

Auf der letzten Buchmesse konnte man mir bei Springerlink nicht sicher
Auskunft darüber geben, ob von einem Lehrbuch, das dort im Bestand sich
befindet, auch zukünftig alle früheren Auflagen weiterhin abrufbar sein
werden. Es ist ein Problem, das wohl in der Wahrnehmung allgemein
vernachlässigt wird, weil sich das Augenmerk immer mehr auf die
Gegenwart verschiebt, so dass das historische Interesse verdrängt wird,
das aber für die wissenschaftliche Arbeit weiterhin von großer Bedeutung
ist.

Viele Grüße,
Jürgen Fenn.

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