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AW: [InetBib] Der VDM - Erwerbungsgrundsätze



Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Herr Graf,


Herr Graf schrieb:
2. Wissenschaftliche Bibliothekare muessen achtsam mit den finanziellen
Ressourcen umgehen, sie haben sich aber auch nicht als Zensoren
aufzuspielen und einen Generalbann ueber die Publikationen eines
bestimmten Verlags bzw.
Verlagskomplexes auszusprechen. 

Warum nicht? Ich schließe einen Haufen Verlage bei meiner 
Erwerbungsentscheidung pauschal aus, z.B. weil diese nur italienisch 
publizieren und in meiner Bibliothek dafür kein Publikum ist. 

Dass es irreführend ist, bei "Nichtkaufen" von "Zensur" zu sprechen, versteht 
sich von selbst. Aber wie kommt es dazu, dass Sie das tun und das 
Selbstverständliche nicht verstehen? Mir scheint, dass VDM seine Autoren mit 
dem Versprechen, die bei ihm verlegten Bücher würden da und dort erscheinen und 
sichtbar werden, systematisch in die Irre führt. Aber Versprechen verpflichten 
denjenigen, der das Versprechen gibt, nicht jemand anderen.
 
4. Wenn wissenschaftliche Bibliotheken kooperieren wuerden, was sie noch
nie wirklich haben, koennte man ohne weiteres ein unaufwaendiges
Besprechungs- = Begutachtungsverfahren fuer VDM-Produkte organisieren,
das eine Hilfestellung fuer die Erwerbung bietet - gute Arbeiten von VDM
leiden unter dem fragwuerdigen Pauschalverdikt.

Auch diese Idee verkennt die Art, in der Erwerbungsentscheidungen oft fallen. 
Sie beruhen ja nur in seltenen Fällen auf der Prüfung des Mediums -- ich selbst 
habe dazu nur Gelegenheit bei der Ansichtslieferung. Beim Durchsehen der 
konventionellen Erwerbungsunterlagen hingegen prüfe ich nicht das Medium und 
beurteile seine Qualität, sondern ich *schätze* die *erwartbare Qualität* der 
Veröffentlichung aufgrund von Wissen und Erfahrung. 
Aufgrund dieser Methode schaffe ich keine Veröffentlichungen von GRIN, VDM und 
ähnlichen Anbietern an.

Ein Einwand liegt auf der Hand, nämlich dass dies eine konservative Methode 
ist, d.h. dass sie zur Erwerbung von Büchern führt, die ähnlich den schon 
vorhandenen sind. Aber zur Ergänzung gibt es dann ja das Instrument der 
Anschaffungsvorschläge. Seltsamerweise wurden diese, was VDM oder GRIN angeht, 
bisher stets zurückgezogen, wenn ich genauer nachgefragt habe, à la "Wollen Sie 
wirklich eine 30 seitige Hausarbeit über Kant lesen, die offenkundig ein 
Wirtschaftswissenschaftsstudent für ein Seminar geschrieben hat und in der auf 
den ersten sechs Seiten die Biographie von Kant dargestellt wird?"

Ja sicher, wir wissenschaftliche Bibliotheken könnten die Qualität der Arbeit 
'kooperativ in jedem Einzelfall im Vorhinein' prüfen. Aber wozu? Um die 
Bibliotheken zum Dienstleister für VDM zu machen?

4. Wenn wissenschaftliche Bibliotheken kooperieren wuerden, was sie noch
nie wirklich haben,

Ihre Lust an Verallgemeinerungen ist ungebrochen. Wenn Sie mal genauer hinsehen 
würden, "was Sie noch nie wirklich haben" ...

Grüße,

J. Eberhardt (LLB Detmold)

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