[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Von Arbeitsgemeinschaften, Trotteln und Calls for Papers



Sehr geehrter Herr Heller,

wir sollten hier nicht uns beharkend nebeneinander her reden. Ich wirke 
seit ca. 1978 bei der AjBD und später auch der APBB mit, mit wechselnden 
Aufgabenbereichen. Daher sollten Sie mir gewisse Kenntnisse des 
Innenlebens von Arbeitsgemeinschaften, ihrer Probleme, der zu opfernden 
Freizeit und der Finanzierbarkeit von Aktivitäten durch 
Mitgliederbeiträge zubilligen.
Wo die mickrigen Erträge helfen, hatte ich genannt: U.a. Kosten für 
nicht kostenlos auftretende Referenten, Raum- und Gerätemiete bei 
Veranstaltungen. Das sind Dinge, die durch Blogs nicht zu ersetzen sind.

Gegen die von Ihnen gelobten Aktivitäten von Einzelkämpfern oder losen 
Gruppierungen habe ich nichts vorgebracht, die finde ich ebenso gut wie Sie.

Beide Aktivitätsformen ergänzen sich. So gesehen plädieren wir beide für 
engagierte Berufsarbeit, gleich in welcher Form. Für eine Kabbelei, 
welche Form die bessere ist, besteht kein Anlass.
Dass die Welt mehr durch die Engagierten vorangebracht wird als durch 
die Traditionalisten ist eine Binsenweisheit, die wir nicht für das 
Bibliothekswesen gepachtet haben.

Einen schönen Tag wünscht

Dietrich Pannier


Am 12.10.2011 00:09, schrieb Lambert Heller:
Sehr geehrter Herr Pannier,

ich bin mir wirklich nicht sicher, worin die Besonderheiten der
"kleinen Arbeitsgemeinschaften (AG)" bestehen sollen, die Sie sie in
Ihrer Ausgangsmail gemeint hatten. Wenn Sie einwenden: Ja, der Jürgen
Plieninger, ja, der Edlef Stabenau (bzw. ja, die vielen kleinen
BloggerInnen), dann muß ich unweigerlich entgegnen: Das sind doch
nicht die Ausnahmen, sondern das sind *für die Art Engagement*, über
die wir hier reden, die typischen Fälle. Typisch im Sinne von: Wenige
Einzelne, die mit ziemlich viel Engagement etwas voranbringen, um die
drumherum es nochmal einen Haufen weiterer Personen gibt, die
vielleicht nicht ganz so viel machen, aber hier und da nach
Möglichkeit ein bißchen Aktivität beisteuern. So läuft's, behaupte
ich, unter den bibliothekarischen BlogautorInnen, den BeiträgerInnen
zur OPL-Checkliste, und - so meine Behauptung - letztlich auch im
"traditionell" organisierten Arbeitrgruppenwesen der Bibliotheken und
Ihrer Berufsverbände. Liege ich da falsch?

Wenn ich recht habe, dann wäre für diese "Engagierten" das, was an
Aufwandsentschädigung durch Abogebühren von Vereinsblättern etc.
reinkommt, mickrig. Ich bleibe bei genau diesem Wort: Mickrig. Die
Mickrigkeit bemerkt man z.B. daran, daß diese Einnahmen den
"Engagierten" doch nie eine typische, schwierige Alternative abnehmen:
Entweder, sie opfern dem Engagement einen Teil ihrer Freizeit. Oder
Sie holen sich Rückendeckung bei Ihrer Einrichtung. (Man einigt sich
mit der Bibliotheksleitung darauf, daß das Veranstalten von Barcamps
ein ganz schön nützlicher Ersatz für einen Haufen
Weiterbildungsmaßnahmen sein kann - um mal ein Beispiel zu nennen.)
Meistens tun sie beides: Bißchen Freizeit opfern, bißchen
Rückendeckung für Engagement in der Arbeitszeit holen.

Nochmal: Wo hilft da die Abogebühr? Das, und nicht die Beispiele, war
die Hauptfrage in meiner letzten Mail.

Ihre These war: "Die kleinen Gruppierungen würden sich also selbst den
Boden unter den Füßen wegziehen, wenn sie open-access vollständig
einsetzen würden." - Meine Gegenthese lautet: Von X realen "kleinen
Gruppierungen", die seit Jahren wichtige neue Impulse in die
bibliothekarische Fachöffentlichkeit bringen, hätte man ohne freie
Medien im Internet kaum etwas gehört.

Wie ich in meinem Vortrag bei der letzten DGI-Konferenz meinte: Würden
Außerirdische auf der Erde landen, und sich allein auf Grundlage
dessen, was in gedruckten Fachpublikationen steht, eine Meinung über
vascoda bilden, sie müßten denken, das sei eine lange
Erfolgsgeschichte gewesen, die aus unerklärlichen Gründen irgendwann
abrupt endete. Kritik, Außenperspektiven, das Thematisieren von
Problemen etc. haben in Publikationen, die sich seitenweise wie Briefe
von Drittmittel-Nehmern an -Geber lesen, offenbar kaum Platz.

Ein anderes Beispiel: Daß Bibliotheken heute ihre Bibliothekskataloge
als Linked Open Data freigeben - das hat eine Menge damit zu tun, daß
ein paar Einzelpersonen  dieses Thema engagiert vorangebracht haben,
und dabei haben selbständig genutzte, frei zugängliche Webmedien eine
Rolle gespielt. Zumindest als ganz wesentliche "Schrittmacher" und
Medien der ExpertInnendiskussion.

Viele Grüße,
Lambert Heller



-- 
Dietrich Pannier
Turbanstraße 15
D-75015 Bretten
Mobil +49 177 6382761
Tel. +49 7252 78288 (Berlinghoff)
Mail dietrich.pannier@xxxxxx

-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.