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Re: [InetBib] #newLIS: Wie soll es weitergehen? Ein Beitrag zur Diskussion um ein Open Access Journal für die Bibliotheks- und Informationswissenschaft



Lieber Herr Kuhlen,
Ich bin ja auch gar nicht dagegen :)))

Von meinem iPad gesendet

Am 26.07.2012 um 18:47 schrieb "Rainer Kuhlen" <rainer.kuhlen@xxxxxxxxxxxxxxx>:

Liebe Frau Kustos
alles sehr richtige Gedanken, aber dennoch - sind aber doch eher Klagen 
auf einem hohen Niveau. WissenschaftlerInnen der weiteren 
Informationswissenschaft können schon den Aufwand für eine 
OA-Zeitschrift bzw. eine OA-Datenbank oder eine 
OA-Kommunikationsplattform aufbringen, und sie werden es auch tun, wenn 
es nicht zuletzt im eigenen Interesse liegt. Zudem ist ja nicht 
auszuschließen, dass Förderinstitutionen finanzielle 
Anfangsunterstützung geben.
Richtig ist, dass von der Praxis der Bibliotheken nicht allzuviel an 
Input erwartet werden darf. Aber das einzige universitäre 
bibliothekswissenschaftliche Institut (IBI der HU) hat inzwischen eine 
große wissenschaftliche Kompetenz und Potenz entwickelt, so dass 
interessante Arbeiten entstehen. Chancen hat das Vorhaben nur, wenn alle 
Kräfte (Personen und Institutionen) aus dem weiteren I,B,A,M-Gebiet 
gebündelt werden können.
RK

Am 26.07.2012 03:24, schrieb Annette Kustos:
Liebe Liste,
man sieht dem neuen OA-Projekt mit guten Gedanken entgegen, in dem genannten 
Blog sind auch die "echten Probleme" dokumentiert, wie soll organisiert, 
ge-reviewed und letztlich finanziert werden. Genau das sind die Fragen einer 
verlegerischen Arbeit die es auch mit neuen Techniken gibt. Ich erlaube mir 
mal wieder einige Randbemerkungen dazu.

Zusätzlich ist auch relevant, welche Publikationspraxis in der 
Bibliothekswelt existiert. Das "Ziehen" von Beiträgen ist ebenfalls nicht 
trivial. Ist es nicht auch so, dass viele Bibliothekarinnen und 
Bibliothekare, die eine Führungs- oder Fachaufgaben haben, nicht ständig 
publizieren können? Ist es nicht auch so, dass selbst die Lehrenden, die das 
sicherlich per se häufiger tun, sich das mittlerweile aus der Reserve holen? 
Und ist es nicht auch so, dass diejenigen, in der Regel jüngeren Kolleginnen 
und Kollegen, die sich hier verständlicherweise ein Forum für ihre 
qualifizierte Arbeit suchen, die sind, die keine oder schlecht bezahlte 
Arbeit haben? Zumindest sind es einige.
Ich frage mich an dieser Stelle einfach ohne jede Vorwurfsmentalität ob man 
sich hier noch freiwilliger in unbezahlte Arbeit begibt. Unbezahlt 
schreiben, unbezahlt redigieren, unbezahlt veröffentlichen, unbezahlt.... 
Bei aller Berufung, die ich in unserer Profession sehe und mit der man nicht 
immer die leckersten Früchte vom Baum bekommt, möchte ich für meine Arbeit 
immer noch bezahlt werden. Sollte mir je jemand eine Rechnung schicken, um 
einen Artikel zu veröffentlichen, lese ich den lieber selber. Natürlich 
können sich die um Sichtung kämpfenden Wissenschaftler eine solche Haltung 
nicht leisten. Und genau da, sind wir beim Problem.. wo führt das hier 
eigentlich alles hin. Wissenschaftsprekariat ist leider keine Blase, sondern 
Wirklichkeit.
Unser Staat hat hier Millionen schleichend in die Umbildung unseres 
Wissenschaftssystems in Pizza Bolognese gesteckt, ohne mit der Wimper zu 
zucken. Wo waren die Kosteneinschätzungen dieser "Reform", die zu 
ECTS-Folter, Verschulung und Evalutionstextklötzen geführt haben, für 
etwaige 5% die vielleicht mal nicht in Deutschland sondern Spanien arbeiten 
werden.

Für grundlegende Bezahlung wissenschaftlicher Arbeit hat man in Wirklichkeit 
aber wohl kein Geld. Wissenschaft erfordert auch ein Stück weit Substanz, 
auch wenn das nicht Butter sein muss, dann wird man bequem, aber heute wird 
der wissenschaftliche Mittelbau, insofern er überhaupt noch irgendwo 
unterkommt, in Anbetracht der in sie "investierten" Ausbildung in nie da 
gewesener Weise ausgebeutet. Übrigens eine volkswirtschaftliche Katastrophe, 
die in keinem Evaluationstextklotz steht. Komisch, nicht wahr?
Ich weiß jedenfalls nicht, ob man so voller technischer Begeisterung und 
inhaltlichem Fachinteresse so weiter machen sollte.
Für mich heißt Open Access, dass die aus der Wissenschaft natürlich 
erwachsenen Ergebnisse ohne künstliche Verknappung durch Verwerter zu 
ausgeglichenen Konditionen der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich 
sein sollen. Dafür können verschiedene an der Publikationswelt beteiligten 
Player Geschäftsmodelle entwickeln und ich habe da keinerlei Vorbehalte 
gegenüber Vereinen, Bibliotheken oder Verlagen. Open Access heißt nicht, 
bitte alles umsonst und bitte alles schön unbezahlt und ein Selbstzweck ist 
es auch nicht.
Bin übrigens von Libreas sehr angetan.
Ich trau mich mal, das abzusenden.


Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil:
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
Web: www.hs-gesundheit.de

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Walther Umstaetter
Gesendet: Donnerstag, 26. Juli 2012 10:29
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] #newLIS: Wie soll es weitergehen? Ein Beitrag zur 
Diskussion um ein Open Access Journal für die Bibliotheks- und 
Informationswissenschaft

Wo, bitteschoen, war denn da Defaitismus, wenn ich ebenso wie Sie meine, 
dass sich die Zeitschrift "Durchsetzen" muss?

Mfg

W. Umstaetter

Die eigentliche Frage bei einem newLIS-Journal ist aus meiner Sicht,
ob es
sich gegen die bisherigen Zeitschriften auf diesem Gebiet
dominierend durchsetzen kann,
  Seh ich genau so. Wird wohl nicht passieren.
nee, einfach machen, nicht schon vorher Defaitismus betreiben.

Durchsetzen wird sich die Zeitschrift, die am ernsthaftesten und
zuverlaessigsten arbeitet und sich auf moderne Dienste einlaesst,
gewuerdigt wird dann danach.
Vor der Gruendung von DLib-Magazine gab es vergleichbare Diskussionen.
E.Hilf

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Prof. Dr. Rainer Kuhlen
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