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Re: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche Bibliothek



Lieber Herr Umstätter,

Sie sprechen es selbst an, wir müssen streng zwischen Wissenschaftlichen 
Publikationen, zwischen Lehrmitteln und der allgemeinen Buchproduktion 
unterscheiden. Hier geht es nur um letztere. Wissenschaft ist ganz anders 
gelagert, da sind Ihre Argumente angebracht.
Ich halte auch eine Diskussion um Schund nicht für sinnvoll. Der Leser 
entscheidet, was er will. 
Und auch der Konflikt zwischen Autoren und Verwertern stellt sich nicht. Wer 
selbst publizieren mag tut das, effektiv wird er dadurch zum Selbstverleger und 
entscheidet über sein Werk nach seinem Gusto. Wenn ein Autor mit einem Verlag 
arbeiten will, dann tut er das. Solange Verlage einen Mehrwert bieten ist das 
für ihn attraktiv. Da müssen wir schon selbst dafür sorgen, dass wir unsere 
Funktion behalten. Darum ist mir nicht bange, weil ich weiß, wie unsere Werke 
entstehen und was unsere Autoren wollen. Was sie nicht wollen ist enteignet 
werden, nicht von einem Verleger und nicht vom Staat.
Beim Lending geht es ausschließlich um die 85% des Marktes, die nicht 
Wissenschaft und nicht Lehrbuch sind. 

Gruß
Matthias Ulmer


Am 13.10.2012 um 20:45 schrieb h0228kdm <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>:

Interessant ist, wie siegessicher sich die Verlage, und sicher nicht 
nur Sie Herr Ulmer, z.Z. bereits fühlen, wenn es da heißt: „Und wir 
haben einen Trend, der weg von Besitz und hin zu Zugriff geht.“ Oder 
„Damit Bibliotheken das Angebot an E-Book Ausleihe ausbauen können 
benötigen sie Medien.“

Sie gehen damit davon aus, dass die „Medien“ ihr Eigentum bleiben, 
obwohl das geistige Eigentum beim Urheber liegt. Wenn also die Urheber 
immer häufiger ihre Verwertungsrechte für sich behalten und Ihr 
geistiges Eigentum der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, ist der Sieg 
dahin.
Das erwarte ich aber nicht bei dem unterhaltsamen "Lending" das wir 
seit Monaten beobachten können. Zumindest in der Wissenschaft, ist es 
doch weitaus wichtiger, neu erworbenes Wissen zu publizieren, als vom 
Autorenhonorar leben zu wollen. Der „Trend“ hin zum Zugriff kann auch 
eine Pendelbewegung wieder zurück zum Besitz aller am geistigen Eigentum 
des Wissens in der Welt werden. Zumindest ist das meine reale bisherige 
Erfahrung in der Wissenschaft. Jede neue Generation erwirbt das Wissen 
als Erbe für sich neu, und es wäre fatal, wenn es den Verlagen, in 
Umkehrung ihrer früheren Funktion, gelänge das juristisch zu 
torpedieren. Geistiges Eigentum erwirbt man nur durch Publikation, das 
ist anders als bei Materiellen Gütern.

Was die benötigten „Medien“ betrifft, so ist schon klar, dass die 
Verlage seit Jahrzehnten hier Urheberrecht, Verwertungsrecht und 
Nutzungsrecht gern synonym verwenden, um so zu tun, als gehörte ihnen 
das Geistige Eigentum. Die Verlage pochen auf das Urheberrecht, obwohl 
sie nur Nutzungsrechte haben, nur um die Bibliotheken erneut rechtlich 
auszuhebeln.

Die Aussage: „Längst sprächen die Bibliotheken nicht mehr ihre 
ursprüngliche, eher einkommensschwache Zielgruppe an“ ist effektiv eine 
Verdrehung der Tatsachen, genauso wie die oft wiederholte Behauptung, 
die Verlagsprodukte seien alle qualitativ hochstehend.

Weil viele Verlage zu viel Schund produzieren, hatten Bibliotheken von 
Anfang an die Aufgabe gutes und schlechtes in einer Synopse so zu 
präsentieren, damit jeder Benutzer erkennt was er nicht studieren muss, 
um seine kostbare Zeit zu sparen.

Wenn ich sehe, dass 50 Shades of Grey bei Amazon an die Spitze gelangt 
ist, habe ich heute die Hoffnung, dass Bibliotheken in Zukunft dieses 
und ähnliches nicht mehr kaufen müssen, weil solche Anbieter nun wieder 
die Funktion der alten Leihbibliotheken in neuem Gewand übernehmen, 
denen gegenüber die Öffentlichen Bibliotheken im Public Sector einst den 
Kampf ansagten (und dies nicht als geistige Suppenküchen für 
Minderbemittelte, sondern als Bildungseinrichtungen gegen die Verdummung 
des Volkes).

Die Synopse in der Digitalen Bibliothek wird durch die sogenannte 
Findability erzeugt und geschieht heute in erster Linie durch Google und 
sein Ranking. Dabei können allerdings zur Zeit noch große Verlage 
Spezialisten einsetzen, die dafür sorgen, dass ihre Produkte im Ranking 
möglichst hoch angesiedelt sind. Das kann allerdings nicht das Ziel der 
Digitalen Bibliothek sein, dass diejenigen die am meisten Zahlen, hohe 
Qualität vortäuschen.

Schön zu sehen ist das neue Ranking bei „Science“ oder „Nature“, wo 
Google sofort erkennt, dass man „Science Magazine“ bzw. „Nature 
Publishing Group“ sucht, obwohl die beiden Worte in Millionen anderen 
Zusammenhängen vorkommen. Das war auch lange anders, so dass Google hier 
deutlich erkennbar sein Ranking in diese Richtung verändert hat.

Das Verlagswesen ignoriert absichtlich die Unterscheidung zwischen dem 
sog. Browsing, dem Lesen und dem genauen Studieren von Texten, das 
unverzichtbar ist, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Geht man 
größenordnungsmäßig davon aus, dass Menschen das Hundertfache an Texten 
überfliegen, um zu prüfen, ob es sich für sie lohnt etwas wirklich zu 
lesen, und davon wiederum einen nur ähnlich geringen Anteil genau zu 
studieren, so tun die Verlage so, als wäre jede Publikation nicht nur 
lesenswert, sondern auch entsprechend zu bezahlen, als hätten sie noch 
nie etwas von Sir K. Popper gehört. Wir können bzw. müssen einen Aufsatz 
in einer Zeitschrift in durchschnittlich 2 Minuten auf Brauchbarkeit 
(oder auch Schund) prüfen, zum genaueren Lesen brauchen wir schon rund 3 
Stunden und zum wiederholten Lesen, bzw. zum prüfen der Logik, bis hin 
zur möglichen Falsifikation etc. brauchen wir Wochen bis Jahre.

Genau aus dieser Ignoranz der Verlage heraus, behaupten diese so gern, 
dass sie auf die hohe Qualität all ihrer Produkte achten, obwohl 
Jedermann täglich in Buchläden gehen und die Unmengen an schlichtem 
Schund dort besichtigen kann. Auch wenn es jedem Menschen unbenommen 
ist, seine Zeit mit Trivialliteratur totzuschlagen, aus der Realität zu 
flüchten, bzw. damit Erholung, Erbauung oder Zerstreuung zu suchen, die 
alte Erkenntnis der „ungesunden Lesewuth“ war nicht so falsch, wie die 
Aussage derjenigen, die uns jeden Schund als hohes Kulturgut anbieten 
möchten. Es ist mir schon klar, dass die Buchhandlungen nur das auf 
Lager haben, was am stärksten nachgefragt wird, aber darum ist eine ÖB 
auch noch keine Buchhandlung. Gerade in Bibliotheken bzw. auch im 
Internet lässt sich Schund leicht erkennen, in dem jeder ganz 
individuell für sich Besseres mit Schlechterem vergleicht und sich so 
nur das Beste heraus pickt. Genau das macht die große Bedeutung von 
Bibliotheken aus, den Benutzern die Gelegenheit zu geben, alles 
auszusortieren, was sich nicht zu lesen lohnt. Das ist schon allein ein 
unglaublicher Zeitgewinn. Aber Tausende von Publikationen bezahlen zu 
müssen, nur um ein wirklich wichtiges Werk genau zu studieren, ist eine 
unglaubliche Zumutung, und genau das haben die Verlage mit ihren 
kostenpflichtigen „Ausleihen“ vor.

Je rascher die Verlage dieser Strategie folgen, um so schneller wird 
sich Open Access Bahn brechen müssen.

Man muss es nochmals wiederholen. Die Verlage versuchen seit einigen 
Jahrzehnten die Leser und insbesondere die Bibliotheken nachweislich zu 
enteignen. Es wird nun Zeit, dass die Juristen dies auch klar erkennen, 
und diesem Trend "zum Zugriff" einen Riegel vorschieben.

Die Tatsache, dass Verlage aus ihren Nutzungsrechten heraus fast 
beliebig hohe Kosten für ihre Produkte verlangen können, weil der 
Gesetzgeber ihnen ein befristetes Monopol gewährt, hat dazu geführt, 
dass die Verlage unter dem Deckmantel sozialen Handelns in armen Ländern 
sehr viel niedrigere Preise für die selbe Information verlangen können. 
Darum sind sie nun gezwungen, durch die Erschöpfung zu verhindern, dass 
ihre Billigprodukte auch in Länder strömen, die durch die Preisbindung 
weitaus mehr zahlen müssen. Soetwas nennt man einen höchst ungesunden 
Markt.

Wir müssen wieder sauberer unterscheiden lernen zwischen Forschung, 
Lehre und Wissenschaft einerseits und Amüsement, Unterhaltung bzw. 
Zerstreuung andererseits – und noch wichtiger, zwischen Information, a 
posteriori bzw. a priori Redundanz (Wissen). In der Wissenschaft 
verdient man sein Geld nicht durch hohe Auflagen oder Ausleihzahlen, 
sondern durch die Qualität der Publikationen. So wurde beispielsweise 
Einstein als Jude stark angegriffen, viel zitiert und unterlag auch 
unzähligen Falsifikationsversuchen, seinen Ruf gewann er aber dadurch, 
dass er Recht behielt. Seine Theorie hat sich gegen viel Schund 
durchgesetzt.

MfG

Walther Umstätter




Am 13.10.2012 16:37, schrieb Matthias Ulmer:
Lieber Herr Deeg,

ich kann von der Buchmesse aus nur eingeschränkt antworten. Aber das
Thema Lending ist hier vorherrschend und die Konzepte sind in der
Umsetzung. Wenn ich von Geschäftsmodell spreche kann es sein, dass 
die
Umsetzung misslingt. Aber für unser Thema hier ist das doch
irrelevant: entscheidend ist, dass Lending als Geschäftsmodell kommt
und ob das nun der Verband, Bertelsmann, Amazon oder wer anders 
macht,
das spielt doch keine Rolle. Meine Aussage war, dass es kommt und für
uns kommerziell wichtig wird.

Ihre Beschreibung der Situation der Bibliotheken ist sehr klar und
zeigt die anstehenden Aufgaben. Damit unterstreichen Sie ja meine
Vermutung, dass wir auf einen Konflikt zusteuern.
Vielleicht war mein Versuch einer Lösung naiv. Noch will ich aber
nicht die Lösung von Herrn Müller akzeptieren, der das gerichtlich
ausfechten will und sich die Erlösung ausgerechnet vom EuGH erhofft.
Sehr viel wichtiger finde ich Ihren Hinweis auf ein Dreieck Amazon
etc., Bibliotheken und Verlage als Angebotsspektrum für die Kunden.
Ich würde das etwas variieren: Zentrale Plattformen (Amazon etc. aber
auch die skizzierte Lending-Plattform und die DDB bzw Europeana),
Bibliotheken und  Buchhändler (statt Verlagen). Und das würde ich 
noch
um Bildungseinrichtungen wie Schulen und VHS als vierte Ecke 
ergänzen.

Wie viele Ecken auch immer, über die Abgrenzungen der Schnittstellen
und unsere Modalitäten wird man sich einigen müssen. Diese Einigung
sollte die Interessen der Autoren und der Leser genau so im Auge 
haben
wie die ökonomischen und sozialen Anforderungen an ein nachhaltiges
Angebot.

Herzliche Grüße
Matthias Ulmer

Am 13.10.2012 um 11:38 schrieb Christoph Deeg 
<christoph.deeg@xxxxxxxxxxxxxx>:

Sehr geehrte Listenmitglieder,

ich finde diese Diskussion sehr spannend und erlaube mir, mich auch 
dazu zu
äußern. Ich beziehe mich dabei auf öffentliche Bibliotheken:

Interessant ist, dass Sie Herr Ulmer von einem Geschäftsmodell der 
Verlage
sprechen. Welches Geschäftsmodell soll das sein? Bis jetzt kommt von 
den
Verlagen nicht ein einziges kundenorientiertes Angebot im Bereich 
eBooks.
Im Gegenteil, bis jetzt wurde erfolgreich versucht das Thema zu 
bekämpfen.
Nicht die Verlage sondern Unternehmen wie Amazon, Google und Apple 
haben
hier interessante Services geschaffen. Und wenn diese Unternehmen 
nun
direkt mit den Autoren Verträge eingehen, können Kunden davon nur
profitieren.

Das wir eine Bewegung weg vom Eigentum und hin zum Zugang haben ist 
kein
neuer Trend. Schon Jeremy Rifkin wies vor vielen Jahren in seinem 
Buch
"Access" darauf hin:



http://www.amazon.de/Access-Verschwinden-Eigentums-besitzen-ausgeben/dp/3593365413


und er beschrieb darin keine Zukunftsvision sondern eine vorhandene
Situation. Anstatt nun also Bibliotheken als Konkurrenz zu sehen
wäre es hilfreicher, wenn Sie sich überlegen würden, wie man als 
Verlag
wirklich kundenfreundliche Angebote schafft.

Öffentliche Bibliotheken sind keine Almosensysteme. Sie haben zwar 
auch
einen sozialen Auftrag aber eben nicht nur. Sie sind kultureller
Ort, sozialer Ort, Lernort und sie werden in Zukunft den digitalen 
Bereich
unserer Gesellschaft mitgestalten. Wir müssen dafür sorgen,
dass öffentliche Bibliotheken für alle Einkommensklassen bzw.
Lebensrealitäten ein Angebot vorhalten können. Für mich als Kunden
geht es z.B. nicht um einen kostenlosen Zugang zu Inhalten sondern 
um einen
professionellen Umgang mit Inhalten.

Die Herausforderung für Bibliotheken ist aber weitaus größer. Es 
geht
längst nicht mehr nur um Bücher bzw. eBooks. Amazon, Apple,
Google und Co. bieten diese Leihmodelle für eine Vielzahl an Medien 
an. Bei
Lovefilm von Amazon habe ich für 6,99€ eine Flattrate
für das Streamen von Filmen. Spotify und Audible vermarkten Musik 
und
Hörbücher. Shoutcast bringt mir tausende Radiosender
nach hause. Ganz zu Schweigen von den animierten Kinder-eBooks, die 
als
Apps. nicht mehr in das Konzept einer Onleihe
integrierbar sind. Im Rahmen meiner "Mobile Internet Roadshow für
Bibliotheken" probieren die Teilnehmer auch diese Plattformen
aus und das Feedback ist immer eindeutig: die Angebote sind
kundenorientiert und machen Spass.

Für Bibliotheken geht es also um viel mehr. Immer mehr 
Inhalte/Medien
können nicht mehr in der Bibliothek als Teil
des Bestandes verortet werden. Sei es, weil die Distributionsmodelle 
eine
Integration in die Bibliothek nicht mehr zulassen oder sei es,
weil sie frei zugänglich sind wie z.B. Youtube-Videos oder Blogs. Es 
geht
also um einen Wandel von der Bestands- zur Serviceorientierung.
Was Amazon seinen Kunden bietet ist ein Service. Die Menschen zahlen 
für
diesen Service, nicht für den Inhalt. Es geht um die Frage,
wie Bibliotheken mit den Inhalten arbeiten können, die nicht mehr 
klassisch
Teil des Bestandes sind.

Letztlich wird es auch darum gehen, neue Kooperationsmodelle zu 
entwickeln.
Verlage gegen Amazon, Google und Co. wird nicht viel
bringen. Dafür fehlt es den Verlagen in der Breite an 
Innovationskraft.
Verlage gegen Bibliotheken macht noch weniger Sinn, denn Verlage
werden die Bibliotheken brauchen. Wir werden ein Dreieck aus 
Verlagen,
Bibliotheken und Unternehmen wie Amazon und Google
entwickeln müssen um den Kunden, und nur um die sollte es gehen,
interessante Angebote anbieten zu können.

Beste Grüße

Christoph Deeg




Am Freitag, 12. Oktober 2012 schrieb Matthias Ulmer :

Lieber Herr Mittermaier,

eigentlich zeigt Ihre Substitution doch nur, dass in der Logik 
daraus
Fehlschlüsse entstehen.
Aber das spielt letztlich auch keine Rolle, wer wann wo Konkurrenz
bekommen hat.

Wir haben eine technische Entwicklung, die das Leser- bzw. besser
Nutzerverhalten verändert.
Und wir haben einen Trend, der weg von Besitz und hin zu Zugriff 
geht. Für
die Rechteinhaber bedeutet das, dass sie von Print zu Digital und 
von
Verkauf zu Vermietung wechseln.
Das ist kein Buchtrend, das ist ein allgemein gesellschaftlicher 
Trend.

Weiter gibt es seit Jahrzehnten eine Veränderung im Verständnis des
Bibliotheksauftrags. Um mal das Extrem zu nehmen: die Unesco 
formuliert die
Versorgung aller Bevölkerungsgruppen mit Information, Kultur, 
Medien als
Auftrag der Bibliotheken.

Wer jetzt wann welche Erstgeburtsrechte auf Verleih hat ist 
irrelevant.
Dass es einen Konflikt gibt, den sich niemand, weder Bibliotheken 
noch
Rechteinhaber wünschen ist klar.

Dass das kommerzielle Geschäftsmodell der Ausleihe beginnt ist 
jetzt auch
offensichtlich. Gerade heute hat Amazon die Ausleihe in Deutschland
gestartet, siehe Pressemeldung in Buchreport etc.

Damit Bibliotheken das Angebot an E-Book Ausleihe ausbauen können
benötigen sie Medien. Die bekommen sie entweder von Verlagen, wenn 
die
beiden Ausleihmodelle nicht zu sehr miteinander konkurrieren. Oder 
sie
müssen auf die nächste Schranke im nächste Korb hoffen. Ich halte 
es
angesichts der ökonomischen Bedeutung der Ausleihe für 
unrealistisch hier
viel zu erwarten, da der Eingriff in die Eigentumsrechte der 
Rechteinhaber
in diesem Konflikt bei der angedeuteten Marktentwicklung zu massiv 
wäre.
Realistisch ist vielleicht die Bindung an die Räumlichkeiten der 
Bibliothek
und an spezielle Lesegeräte. Aber bis das soweit ist vergehen 
Jahre.

Das finde ich sind ausreichend Gründe gemeinsam nach einer Lösung 
zu
suchen und nicht historische Feindschaften zu beschwören.

Gruss
Matthias Ulmer





Am 12.10.2012 um 08:53 ngschrieb "Mittermaier, Bernhard" <
B.Mittermaier@xxxxxxxxxxxxx <javascript:;>>:

Lieber Herr Ulmer,
wenn man Ihre Argumentation bei den E-Books akzeptiert, dann sehe 
ich
keinen Grund, sie für den print-Bereich nicht zu akzeptieren. Und 
so wird
vielleicht deutlich, dass Sie letztlich aussagen, dass die 
Bibliotheken den
Verlagen das Geschäft kaputt machen (gestern war ich bei einer
Veranstaltung in Frankfurt, bei der viele Verlage *mit* vielen 
Bibliothek
Geschäfte machen, aber das nur nebenbei).
Ich erläutere Ihnen dies durch die Methode des Substitution: Wenn 
ich in
dem Zitat aus boersenblatt.net "E-Book" durch "Buch", "zu 
speichern"
durch "ins Regal zu stellen" und "Onleihe" durch "Ausleihe" 
ersetze, dann
ergibt sich:

Matthias Ulmer nimmt an, dass künftig mehr *Buch*-Leser dazu 
übergehen
werden, Titel nicht dauerhaft *ins Regal zu stellen*, sondern nach 
Bedarf
auf sie zuzugreifen. In diesem Zusammenhang erwachse den Verlagen 
eine
Konkurrenz aus den *Ausleihe*-Angeboten der öffentlichen 
Bibliotheken, die
auf Dauer das Geschäftsmodell der Verlage gefährden könnten. Längst
sprächen die Bibliotheken nicht mehr ihre ursprüngliche, eher
einkommensschwache Zielgruppe an, sondern einen wesentlich größeren
Nutzerkreis. Hier steuere man auf einen Konflikt zu.

Vereinfacht gesagt, war das Geschäftsmodell der Verlage bislang 
die
Publikation und der Verkauf von Büchern; Bibliotheken haben Bücher 
gekauft
und verliehen. Wer erzeugt denn nun eine Konkurrenzsituation?

Herzlichen Gruß
Bernhard Mittermaier

###########################################
Dr. Bernhard Mittermaier
Forschungszentrum Jülich
Leiter der Zentralbibliothek / Head of the Central Library

Tel  ++49-2461-613013
Fax ++49-2461-616103

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Date: Thu, 11 Oct 2012 19:24:48 +0200
From: Matthias Ulmer <mulmer@xxxxxxxx>
Subject: Re: AW: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche
     Bibliothek
To: Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID: <C1A275F3-EB4B-41F5-A944-7FA335F65B37@xxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset=utf-8

Lieber Herr Müller,

mit der E-Book Ausleihe bzw. Vermietung hat das nichts zu tun, 
oder? Nur
sicherheitshalber, damit ich nichts falsch verstehe...

Sie wollen partout eine große ewige Feindschaft zwischen Verlagen 
und
Bibliotheken. Wenns Spaß macht... Aber dem müssen ja nicht alle 
folgen.
Wenn die Bibliothekstantieme Ihr Beweis dafür ist, dass die 
Verlage die
Bibliotheken als Konkurrenz betrachten, kann sein, dass das eine 
Diskussion
war. Man muss aber tief in den Archiven kramen um das als Beleg 
heran zu
ziehen.
Wie hoch die Bibliothekstantieme oder unser jährlicher Anteil 
daran ist?
Keine Ahnung. Dass Verlage und Urheber in den Gremien seit Jahren
problemlos zusammenarbeiten und beide Seiten das Urteil des LG 
München
absurd finden können Sie gerne ignorieren. Auch die von Ihnen 
gewünschte
allgemeine Feindschaft zwischen Autoren und Verlagen gibt es nicht.
In Ihren Augen wäre ja jede Geschäftsbeziehung zwischen Bibliothek 
und
Verlag ein Beweis für Konkurrenzdenken und aus der Welt wäre das 
erst, wenn
die Verlage den Bibliotheken alles umsonst geben. Sehr eigenwillig.

Das mit den Prozessen: obwohl es sinnlos ist erlaube ich mir den 
Hinweis
auf die eigenartige Argumentation, nach der man zum Vorwurf bekommt 
sich
gegen eine Rechtsverletzung zu wehren. Ich weiß von drei Verfahren, 
eins zu
52b und zwei zu 52a. Ein wirklich unglaublicher Vorgang, dass hier 
drei
Musterverfahren zu zwei neuen Paragrafen gemacht wurden. Und ob 
Klagen
berechtigt sind kann man doch auch am rechtsverbindlichen Urteil 
ablesen.

Und Heidelberg ist doch Kurpfalz und nicht Baden?

Na ja, aber vielleicht haben Sie zum Thema E-Book-Ausleihe doch 
noch
eine Anmerkung?

Freundliche Grüße
Matthias Ulmer

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