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Re: [InetBib] Klartext: Suppenküche Öffentliche Bibliothek



Liebe Liste,

sicher bringt uns weder eine Hochkulturdiskussion, nach der früh alles besser 
war, weiter, noch Ideologien zur Abschaffung des Privateigentums und zur 
Vergesellschaftung der Produktionsmittel, wie sie Herr Kuhlen verfolgt (die ja 
im Bereich der Publikation wissenschaftlicher Forschungsergebnisse durchaus 
ihre Berechtigung haben).

Dagegen finde ich die Kommentare sehr hilfreich, die die Notwendigkeit des 
Dialogs unterstreichen und betonen, dass ein für den Leser optimales Modell nur 
in einer Zusammenarbeit von Verlagen und Bibliotheken entstehen kann. Auf 
beiden Seiten gibt es Akteure, die statt auf Dialog auf Kampf setzen, der 
Hinweis auf die früheren Arbeitsgruppen zwischen DBV und Börsenverein war für 
mich sehr nützlich, das kannte ich nicht. Es wäre ein Traum, sollten wir zu 
unseren Dauerthemen 52a, 52b, OA und nun auch Lending ohne Hilfe des 
Gesetzgebers gemeinsame Lösungen im Sinne des Nutzers erarbeiten und 
durchsetzen können.

Der Dialog hier hat aber doch auch einen weiteren Nutzen. Denn solange nicht 
allen klar ist, wo die Konflikte überhaupt bestehen, solange wird auch nie eine 
sachliche Diskussion zwischen beiden Seiten möglich sein. Warum fangen Verlage 
überhaupt mit Lending an? Welche Bedeutung wird das für die Verwertung 
bekommen? Wie wird das Geschäftsmodell aussehen? Wo kollidiert es mit der 
Ausleihe der Bibliotheken? Warum müssen Bibliotheken E-Books online ausleihen, 
was ist die Aufgabe von Bibliotheken? Wie kann ein austariertes 
Informationsangebot aussehen, das die Interessen aller weitestmöglich 
berücksichtigt? Und wie bringen wir schließlich die jeweiligen Akteure dazu, 
sich einem solchen Modell - wenn wir es mal skizziert haben - anzuschließen?

Für den Austausch von Fragen und Antworten ist inetbib absolut geeignet, gerade 
wegen der Pluralität der Meinungen. Das Skizzieren eines Modells dagegen muss 
organisiert erfolgen. 

Gruß
Matthias Ulmer



Am 19.10.2012 um 09:41 schrieb ub-info@xxxxxx:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

so wirklich ernst nehmen kann man diese "Diskussion" hier nicht. Warum 
erwarten alle von Herrn Ulmer, dass er im Namen der Verlage ein Verhalten an 
den Tag legt, dass kein anderer Geschäftszweig dieses Landes zeigen muss? 
Verlage wollen so lange es geht, so schnell wie möglich und so viel Geld 
verdienen wie es nur geht - wie jeder andere Geschäftszweig auch. Das Problem 
ist nur, dass wir Bibliotheksmenschen hier nun vorgeführt bekommen, was für 
ein für die Gesellschaft problematisches Geschäftsmodell bewirkt. Wobei - das 
Problem ist nicht, dass wir es vorgeführt bekommen. Vielmehr scheinen einige 
nicht damit umgehen zu können, dass wir das Problem nicht auslagern können - 
wie beim Thema Nahrung, Kleidung etc. Deshalb jammern wir laut, ohne aber 
klar zu artikulieren was dieser ominöse "Auftrag der Öffentlichen 
Bibliotheken" nun ist. Zumeist wird dann große Schlagwortwerferei betrieben: 
Leseförderung, Informationskompetenzförderung, Lebenslanges Lernen usw.  Dazu
 dann noch der unsäglich altbackene Schrei nach Hochkultur von Herrn 
Umstätter. Dies verpacke man nun in wohlklingende Worte und schon haben wir 
eine fortwährende "Diskussion" auf inetbib, die außer Zeitverlust nichts 
einbringt.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass so viele Kolleginnen und Kollegen denken 
mit den selben oberflächlichen Argumenten die vielleicht für die Politik 
ausreichen auch das eigene Fachpublikum überzeugen zu können. Wenn ich 
jemanden mit "Feuchtgebiete" in die Bibliothek locke, dann könnte ich ihn 
oder sie dort auch mit Veranstaltungen begeistern, die mit dem Bestand 
arbeiten und einen derzeit noch bibliotheksfremden Zweck erfüllen 
(Präventionsarbeit, demokratiepädagogische Arbeit etc.). Danach kann ich auch 
versuchen zu messen inwiefern ich eine Leistung erbracht habe die irgendeine 
Kompetenz beim Leser oder der Leserin erhöht hat. Höre ich meinen Kolleginnen 
und Kollegen aber aufmerksam zu, dann beklagen viele von ihnen zu solcher 
Arbeit gar nicht zu kommen, weil sie mit langweiligen, altbackenen und 
theoretisch längst unnötigen Aufgaben in der Einrichtung belastet werden. 
Aufgaben die im Übrigen auch heute noch Kern vieler bibliothekarischer 
Studiengänge sind - i
ch sage nur RAK.

Vielleicht sollten wir uns also zuerst selbst über den eigenen Berufsstand 
unterhalten und "die" Bibliotheken, bevor wir so selbstgefällig auf Herrn 
Ulmer einschlagen. 

Damit wir uns nicht falsch verstehen: die Kritik ist berechtigt, sie ist nur 
scheinheilig (in gesellschaftlichem Sinne) und oberflächlich (in 
bibliothekarischem Sinne).

Beste Grüße

Donato Biblione

ultrabiblioteka.wordpress.com

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