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Re: [InetBib] Stellenausschreibung der UB Wuppertal



Liebe Kollegen (die hier gerade diskutieren) und Kolleginnen..

Mit meinem Gedankengang wollte ich gar nicht unbedingt etwas zu dem Thema an 
sich zur Überlegung stellen, sondern die Mechanismen der Initialisierung, 
Verbreitung und Verwendung solcher Themen.
Lieber Herr Hunke, weiß man wirklich durch die plötzliche Repräsentanz des 
Themas in der medialen Verwertung wie sie da stattgefunden hat, dass das alles 
so ist wie Sie sagen? Ich "kenne z. B. auch Frauen", die sich benutzt fühlten, 
weil es nämlich nur zur medialen Agitation aufgeheizt wurde (und zwar 
möglicherweise genau für die mickrigen politischen Ziele, Herr Hunke, um die es 
angeblich nicht geht).
Meinen Sie, die Reaktionen "en masse" in Richtung "was auch ich erlebt habe" 
sind der Beweis dafür, dass a. diese Mitteilungen alle einzeln wirklich stimmen 
und b. in Mehrheit vorliegen? und c. das Problem ein für die Gesellschaft 
flächig bestehendes und jetzt endlich anzugehendes sei?
Das meine ich tatsächlich nicht. 

"DAS NETZ" ist freundlicherweise da... das heißt, dass in der Tat nicht mehr 
jeder einfach tun kann, was er will, sondern die Chance groß ist, dass jemand 
die Vorgänge bemerkt und Betroffene sich z. B. gegen ein problematisches Gesetz 
oder ein Abkommen wehren können wie das im Falle "Acta" auch erfolgreich war. 
Eine Petitionsstimme ist meine. :-) Hier kann schon eine neue Form der 
Beteiligung stattfinden, die wohl nicht jedem passen dürfte... Das finde ich 
auch gut.

"DAS NETZ" ist aber nicht per se "gut", "Demokratie" und "die wahre Meinung" 
und hätte somit für alles darin Hineingeworfene einen Anspruch auf Geltung. Ich 
möchte ganz ausgesprochen mich dagegen stellen, dass man an "DIE NETZGEMEINDE" 
glaubt!, sondern dafür eintreten, dass man seine Augen aufbehält und auch den 
Faktor Manipulation und Täuschung nicht aus denselben verliert. Insbesondere 
weil man hier "Mehrheiten" medial akzentuieren kann, ist es sehr schnell 
möglich, eine ganze Gesellschaft vollständig zu vereinnahmen, weil ja "DIE 
NETZGEMEINDE" oder etwas anderes jetzt der Maßstab sei. Der Stern wie andere 
"alte" Massenmedien möchte ja gerne seine Macht der Meinungsbildung erhalten 
und sieht "DAS NETZ" gar nicht so gerne. Drum soll es für Zitate bezahlen. Wie 
schön dass ihn "DAS NETZ" nun eben zufällig oder eben nicht zufällig letztlich 
darin unterstützt hat, den Meinungsführeranspruch wieder mal zu erheben. Er 
kann sich ja als Auslöser der Diskussion eines furchtbar vergessenen Themas 
aufblasen.

Für mich war bei diesen Vorgängen wie bereits dargestellt einerseits diese 
Prangermentalität interessant, wie freiwillig man hier ohne das Recht arbeitet 
in der Verurteilung von Personen. Aus meiner Sicht übrigens eine archaische 
Verhaltensweise der Gruppenbildung nach Anstachelung - in unserer medialen Welt 
äußert sich das anthropologisch noch interessanter als sowie so schon. Ich weiß 
nicht für wie demokratisch und rechtsstaatlich ich das wirklich halten soll und 
sehe darin auch wenig ethischen Fortschritt, sondern eher eine plakative 
Voraugenführung in welchem Zustand wir uns hier befinden. Ich habe ganz 
unabhängig vom vorliegenden Fall an "Lord oft he Flies" und Heinrich Bölls 
"Katharina Blum" gedacht und konnte die Freude über die "diskutierende" 
"NETZGEMEINDE" nicht richtig teilen.

Und das zweite, was ich damit verbinde ist die Frage: was ist hier noch "echt" 
und was Artefakt und dazu noch ein initiiertes. Es bilden sich im Netz auch 
dann "Daten", "Bilder" und "Texte", wenn die eigentliche Ursache minimal ist 
oder sogar gar nicht existiert. 

Es gibt auch das Phänomen der Betroffenheit aufgrund einer initiierten 
Fragestellung. M.a.W. man weiß anhand solcher Daten an sich nicht, was wirklich 
echt ist. Das ist ein ganz altes Problem! Psychologen und Therapeuten könne ein 
Lied davon singen.
Und daran sollte man immer denken. Ist auch ein Teil von Medienkompetenz, 
allerdings geht es mir jetzt nicht darum, mitzuteilen, wer hier kompetenter ist 
als jemand Anderes. Außerdem kann ich mich irren.

Und - ganz wichtig - es ist nur EIN Blickwinkel auf diese ganze Sache. Für mich 
war der "Diskussionshype" eben eher erschütternd als basisdemokratisch 
erfreulich.

Bzgl der Ausschreibung wollte ich noch ergänzen, dass auch klar ist, dass diese 
Texte vorgeschrieben sind und nicht die Erfindung irgendeiner UB etc. Im 
Zusammenhang des Gleichstellungs-Zeitgeistes gehören sie eigentlich gar nicht 
mehr dahin, aber das können wir ja nun auch so schnell nicht ändern.

Freundliche Grüße

Annette Kustos, M.A., M.A.-LIS
Leitung Hochschulbibliothek
Hochschule für Gesundheit
University of Applied Sciences
Universitätsstraße 105
44789 Bochum
Tel: +49 (0)234/77727-150
Mobil: 
E-Mail: annette.kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx
Web: www.hs-gesundheit.de

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Hendrik 
Bunke
Gesendet: Dienstag, 5. Februar 2013 09:57
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Stellenausschreibung der UB Wuppertal

Lieber Herr Wolf,

--On 2013-02-04 23:12, Sebastian Wolf wrote:

Die #aufschrei-Aktion selbst wird auch von Frauen im Übrigen teils 
kritisch gesehen. Natürlich gibt es Sexismus, der überwiegend (aber 
nicht nur) von Männern ausgeht, aber von "grundsätzlichem, 
systematischem, auf männlichem Herrschaftsdenken beruhendem Sexismus, 
dem Frauen tagtäglich ausgesetzt sind" kann im Alltag hierzulande 
wirklich keine Rede mehr sein.

Dass Sexismus in Ihrem (männlichen) Alltag keine Rolle spielt, glaube ich Ihnen 
gerne. Aber wieso ignorieren Sie eigentlich die im Zuge von #aufschrei 
öffentlich gewordenen Alltagserfahrungen von etlichen Frauen? Die sehen das 
offenbar tatsächlich anders als Sie. Wollen Sie das als Hirngespinste abtun? 
Sie können das sonst vielleicht auch einfach noch mal nachlesen:
http://www.alltagssexismus.de/

Die Opferrolle, die sie den Frauen mit ihrer Aussage andichten, 
schadet mehr, als das sie nützt.

Erstens dichte ich da niemandem irgendetwas an, sondern ich nehme, anders als 
Sie, die zahlreichen Frauen ernst, die sich als Opfer von Sexismus fühlen. 
Zweitens haben gerade Sie sich mit Ihrer Bemerkung von der Notwendigkeit eines 
Männer-#Aufschreis selbst zum Opfer stilisiert. Wie nützlich ist das denn?

Ihre Reaktion (die allerdings noch mit typisch männlicher - aber hier 
in der Liste doch eher unangebrachter -
Aggressivität) scheint mir so, dass sie Bücher wie "Das Ende der 
Männer" schon ganz verinnerlicht hätten und jede Meinung, die davon 
abweicht, verdammen.

"In der Liste doch eher unangebracht" sind intellektuell und argumentativ wenig 
gehaltreiche und typisch männliche Bemerkungen wie Ihre. Die Schärfe meiner 
Reaktion darauf betrachte nicht nur ich lediglich als angemessen.

viele grüße
hendrik bunke

--
Dr. Hendrik Bunke
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