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Re: [InetBib] Re-2: Geschlechtergerechtigkeit



Lieber Herr Umstätter,

Frauen gehen doch nicht erst seit den 1968er Jahren arbeiten! Wo bleibt denn da 
die Wissenschaft?
Bäuerinnen und Arbeiterinnen tragen seit jeher zur Familienernährung bei oder 
bestreiten diese hauptsächlich und dies nicht nur zu Kriegszeiten, in welchen 
das natürlich häufiger der Fall ist.
Die Frauen des deutschen Bürgertums arbeiten seit etwa 150 Jahren. Das Recht zu 
arbeiten und Geld zu verdienen haben sie sich zum Teil erkämpft und zum Teil 
wurde es ihnen politisch von Männern erkämpft, die erkannten, dass in der 
Industrie mehr Arbeitskräfte benötigt wurden, durch die Kriege im 19. Jh. nicht 
mehr genug Männer da waren, die die Frauen im Überhang durchfüttern konnten und 
es kein Sozialversicherungssystem gab, das für diese Frauen aufkam. 

Das Doppelverdienerverbot im Nationalsozialismus schränkte Frauen in ihren 
Berufsmöglichkeiten wieder ein.
Die selbstbestimmte Aufnahme einer Berufstätigkeit durch eine verheiratete Frau 
war nach 1945 in der DDR möglich, im Westen erst 1977. Durch die eigene 
Berufstätigkeit sind Frauen sozial- und rentenversichert. Heute immer mehr nur 
noch dadurch. Das Haushaltsmanagement, welches Frauen leisten ist durch die 
Entwicklung der letzten 150 Jahre sozusagen nicht mehr sozialversichert.

Wer von Ihnen wird von seiner Rente leben können?

Berufstätig waren auch Maria und Magdalena und die Frauen des Propheten 
Mohammed. Heute gibts den höchsten Anteil von Frauen im obersten Management in 
Polen, der Türkei und in Brasilien und in deutschen Schulbibliotheken arbeiten 
verdammt viele gut ausgebildete Kolleginnen ehrenamtlich, weil sie wegen ihrer 
Elternschaft oder der kommunalen Klammheit keine bezahlte Arbeit in ihrem Beruf 
finden. Was ist Arbeit, was ist Beruf und was Berufung? Was ist Luxus und was 
existentielle Not? Wer ist wie versichert und wer tut was für die Zukunft?

Viele Grüße


--
Jana HaaseAm Friedrichshain 19 c10407 BerlinTel. 030 441 50 84

----- ursprüngliche Nachricht ---------

Subject: Re: [InetBib] Re-2: Geschlechtergerechtigkeit
Date: Di 05 Feb 2013 20:00:43 CET
From: h0228kdm<h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx>
To: Internet in Bibliotheken&lt;inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx&gt;

Sehr geehrte Frau Ecks,

da ich als Wissenschaftler weiß, dass es mehr und weniger objektiv
denkende Mensche gibt, weiß ich auch, dass es sowohl Männer als auch 
Frauen gibt,
die sich nur sehr schwer in die Sitaution anderer versetzen können.
Phylogenetisch ist das eine recht hohe Intelligenzstufe. Trotzdem 
spreche ich im
Gegensatz zu Ihnen, weder Männern noch Frauen diese Fähigkeit 
grundsätzlich ab.
Möglicherweise sollten Sie auch noch über die Konsequenzen Ihrer 
Aussage genauer nachdenken.
Die Tatsache, dass der Papst nicht Schwanger werden kann, bedeutet 
nicht, dass er sich nicht
über Schwangerschaft beraten lassen und kundig machen kann. Sonst 
müssten wir nicht nur alle Politiker
sondern die meisten Fachleute ebenso abschaffen.

Abgesehen davon, haben Sie mich gründlich missverstanden, was aber bei 
dieser Problematik
wohl eher normal ist, wenn ich die Diskussion richtig verfolgt habe.
Ich gebe Ihnen zwar Recht, dass unzählige Männer viele Probleme die 
Frauen haben,
nicht sehen, sich nicht dafür interessieren oder sie sogar aus 
Eigeninteresse ausnutzen.
Aber wenn hier schon kritisiert wurde, dass sich die Männer bei der 
Diskussion vornehm zurückhielten
und ich mich daraufhin äußere, können Sie davon ausgehen, dass ich mich 
nur zu dem äußere,
was ich mir vorher überlegt habe.

Meine "apodiktische Behauptung"
">>Genau das ist merkwürdigerweise nicht mehr der Fall." bezog sich auf 
ein einfaches Faktum,
dass nähmlich die Zeiten, in denen Ehemänner Familien ernähren konnten, 
seit einem halben Jahrhundert
zusehends verschwinden. Danach folgt ein zweites Faktum, dass seitdem 
immer mehr Frauen Berufstätig wurden.

Auch die Aussage, dass
immer mehr Hausfrauen auf den Arbeitsmarkt drängten, konnten die 
Arbeitgeber durch Angebot und Nachfrage
die Arbeitskräfte immer schlechter bezahlen
ist ein Faktum. Wir können jetzt darüber streiten, wie hoch der Anteil 
derer,
die in den 68er Jahren noch als Hausfrauen gebraucht wurden, freiwillig 
oder gezwungenermaßen berufstätig wurden.
Sicher ist aber, dass ein großer Teil derer, die heute Arbeitslos sind, 
sich aus dem Resevoir der Arbeitskräfte,
die man vor einem halben Jahrhundert auf dem Arbeitsmarkt als Hausfrau 
führte, speisen.
Wir haben also einen Überhang an Arbeitskräften, und das drückt die 
Löhne und Gehälter.

Mein Hinweis auf dieses Faktum war auch nicht "unhinterfragt als 
Gottesgesetz" gemeint,
sondern als Denkanstoß, wie wir diese Situation, insbesondere zum Wohle 
der Frauen, verändern können,
denn die sind bekanntlich öfter betroffen.
Problemlösungen beginnen immer damit, dass man die Probleme als solche 
erkennt.
Mit "Kinderarbeit" hat das natürlich gar nichts zu tun, weil wir ja ein 
Überangebot an Arbeitskräften und keinen Mangel daran haben.
Einen Mangel haben wir nur bei hochqualifizierten Arbeitskräften, dazu 
gehören die Kinder sicher nicht.
Darum diskutiert ja alle Welt auch über eine verbesserte Ausbildung.

Sie schreiben: "Das mit der Verpöntheit höre ich zum ersten Mal",
weil das bereits in Vergessenheit geraten ist, erwähnte ich es ja ;-)
Der Club of Rome hatte damals begründete Schreckenszenarien der 
Überbevölkerung veröffentlicht,
die nicht nur in China zur Kenntnis genommen wurden. Da konnte es auch 
in Deutschland geschehen,
dass eine Frau mit drei Kindern böse angeschaut wurde, zumal sie ja mit 
der Antibabypille hätte verhüten können.
Schon zehn Jahre danach hatte ich die erste Online-Recherche für einen 
Bibliotheksbenutzer,
ob Deutschland nicht ausstirbt, wenn wir zu wenig Kinder bekommen. So 
rasch geht der Generatioswechsel
und die Vergesslichkeit.

Ansonsten möchte ich Sie bitten mir nicht Meinungen und Ansichten zu 
unterstellen, die mir fremd sind,
und von denen ich auch kein Wort geschrieben habe.

MfG

Walther Umstätter


Am 05.02.2013 18:28, schrieb Silke Ecks:
Hallo, Professor Umstätter,

gestatten Sie, dass ich Ihnen wiederum widerspreche und belladonna
Recht gebe: die Rollen haben sich sicherlich verändert seit der
Jahrhundertwerden, aber sie sind immer noch, v.a. auf dem Lande und 
im
internationalen Vergleich mit anderen Industrienationen, zementiert
und werden leider nach wie vor auch staatlich/ politisch gefördert
oder zumindest bevorzugt, auf dem Rücken von Frauen und Müttern.

Sie müssen bitte akzeptieren, dass Frauen das klarer sehen können,
einfach als betroffene, als es vielleicht Männern erscheinen mag!
Das liegt (teils) in der Natur der Dinge, wie anderswo schon 
erörtert:
jemand der nicht in dieser Sache betroffen ist, kann einfach nicht
einfach behaupten, das Betreffende sei nicht der Fall, nur weil er es
nicht so wahrnimmt, wahrnehmen kann!

Sie, die Frauen machen diese Erfahrungen, nicht Männer: das macht
diese Erfahrungen keineswegs weniger gültig, bitter oder richtig! 
Aber
es bedeutet schon, dass Männer das nicht wirklich beurteilen können.
Ebensowenig wie der Papst Schwangerschaft.
Was anscheinend schwer erträglich ist.

Und was natürlich noch nie einen daran gehindert hat, sich zu äußern,
aber die Frage ist schon, wie.
Natürlich kann jeder eine Meinung dazu haben, und die auch verkünden,
aber etwas weniger Selbstsicherheit und Heilsgewißheit in der
Äußerung der Vermutung stände fast jedem Mann gut zu Gesicht dabei.
Die ungute Geschichte der Medizin an der Frau könnte hier Warnung 
sein.

Ich finde es sehr schade, dass sich auch bei Ihnen die typische
apodiktische Behauptung findet, wie in

Genau das ist merkwürdigerweise nicht mehr der Fall.

Schön wärs!
...so schade - ich habe Ihre klarsichtigen, fundierten Beiträge immer 
geschätzt.
Und ja auch in mehr als einer Weise drum gebeten :-)

Ebenso findet sich die indirekte, unterschwellige und versteckte
Schuldzuweisung an "die Frauen", und die noch in der klassischsten
und, mit Verlaub, miesesten Form -

immer mehr Hausfrauen auf den Arbeitsmarkt drängten, konnten die 
Arbeitgeber durch Angebot und Nachfrage
die Arbeitskräfte immer schlechter bezahlen

Diese Logik führt in Konsequenz natürlich zurück zur Kinderarbeit.
Ich glaube aber nicht, dass die Lösung sein kann, das so geschehen 
und
laufen zu lassen, Angebot und Nachfrage u.a. Mechanismen 
unhinterfragt
als Gottesgesetz hinzunehmen, und die Ursache für das alles bei der
Frauen"befreiung" und in deren Wünschen und Forderungen zu suchen und
nicht z.B. im marktwirtschaftlichen Wahn...

Und mit Mechanisierung/ Computerisierung hatte das natürlich gar
nichts zu tun -  und Männer haben mehr Recht auf (mehr oder weniger
gut) bezahlte Arbeit, weil sie das/ die immer schon hatten? Und weil
Frauen schlechter bezahlt werden?
Beißt sich da wohl eine fette Katze in den Schwanz? Die Hintergründe
sind ganz offensichtlich andere.

Familienideale und ihr Ab- oder Zunehmen haben ebensoviel und immer
auch was mit Männer-Verhalten zu tun wie der Umstand, dass die Schere
zwischen Arm und Reich seit 30 Jahren ebenso wächst wie die Gewinne
der Reichen, die in 90% der Fälle Männer sind (Witwen und Erbinnen 
mal
nicht gerechnet) und großer Unternehmen, in denen dort, wo es drauf
ankommt, fast ausschließlich Männer sitzen - denen die sozial
verheerenden Folgen ihres Handelns nicht nur keine Kopfschmerzen,
sondern vielleicht sogar Freude machen, und denen Gewinn bzw. Macht 
um
jeden Preis alleinige Religion und Gott ist - oder warum sollte
irgendwer einen Krieg in der 3. Welt auslösen wollen bzw. nicht alles
zu seiner Beendigung tun?

Und weiter, andere Ebene

1. eine gefährdete Alterversorgung (in den 68ern war es verpönt mehr 
als zwei Kinder zu haben)
2. immer mehr Ritalin-bedürftige Kinder

(Das mit der Verpöntheit höre ich zum ersten Mal, das klingt ja nach
chinesischen Verhältnissen! War die Zweikinderei nicht wiederum eine
Folge des Wirtschaftslebens und natürlich der Möglichkeit der
Geburtenkontrolle, und bedurfte die Vielkinderei daher keinerlei
Verpönung? Meine Urgroßmutter hatte 15 Kinder - das sind 15 Jahre des
Lebens in ununterbrochener Schwangerschaft und Stillzeit, und immer
eins mehr am Schürzenzipfel! Wie fänden Sie dies als
Lebensperspektive, Herr Umstätter? Damit kann man doch sogar 
Karnickel
erschrecken!
Über den faktischen Ritalin-Bedarf kann man übrigens auch trefflich
streiten - WER das Zeug wirklich braucht, und warum.)

Dass es "traditionelle" Familien immer noch gibt, weiter geben wird
und auch gerne geben kann und darf - wenn denn nur alle Beteiligten
sich darüber klar sind, was das für sie bedeutet - und dass diese
genauso Rechte und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse haben sollen, und
auch Frauen in diesen und ihre Arbeit, wie alle anderen
Gesellschaftsteile auch , steht m.E., und jedenfalls an dieser 
Stelle,
außer Frage.

Ich bin aber nicht bereit, dies Althergebrachte nur so & deshalb als
besser, sinnvoller oder auch nur als "gut" zu akzeptieren, weil "das
schon immer so war". Ich wäre da für wissenschaftliche Optimierung...
Zur Zeit besteht aber das allermeiste, was auf diesem Sektor von sich
gegeben wird, aus Ideologie und Zweckbehauptung.

Weiter ist es so, dass viele Frauen - Frechheit! Das KANN doch nicht
zählen! - arbeiten WOLLEN, dass das Drängen auf den Arbeitsmarkt vor
über 50 Jahren auch eine direkte Kriegsfolge (wie schon im 1.WK) war 
-
nicht nur von der Wirtschaft gewünscht wg. Männermangel, niedrigerer
Löhne, Schüchternheit im Fordern und weniger Rechte - die Frauen
selber, die in den Munitionsfabriken den ersten Vorgeschmack von
eigenem Geld, damit relativer Unabhängigkeit, geregelten 
Arbeitszeiten
und gesellschaftlicher Teilhabe und Mitverantwortung außerhalb des
Haushalts bekamen, WOLLTEN solche Arbeit.

(Und das auch noch AUF IHRE WEISE. Davon allerdings sind wir noch
Lichtjahre entfernt, auch in dieser Debatte.)

Ist es wirklich so vermessen und unerhört, nach all dem Geleisteten
nicht huschhusch wieder an Herd und Bett zu wollen?

Aber oho!: Es gibt sogar Frauen, die beides wollen: Arbeit UND 
Kinder/
Familie (nicht ich!)!
Warum auch nicht?
Männer konnten das doch auch haben, seit wohl 150 Jahren bürgerlicher
Familie mindestens?

Und da zeigt sich plötzlich, wo die Arbeit steckt, wer sie gemacht 
hat
und immer noch macht - Arbeit, über die noch gar nicht so lange als
Arbeit geredet wird. Weil Frauen das ja alles bekanntlich gerne tun,
und etwas, das frau gerne tut, keine Arbeit ist - was Männer nie 
daran
gehindert hat, sich für genau das auch bezahlen zu lassen, und, oft
zugleich, ihren Frauen Bezahlung oder ein Taschengeld zu verweigern.
Weibliche Arbeit im Haushalt zählt(e) schlicht nicht als Arbeit.

Weil oder obwohl sie soziale Komponenten/ Funktionen beinhaltet, über
die auch jetzt noch kaum je als Arbeit geredet wird, und über die so
zu reden ich sehr schade und unromantisch fände, aber erkennen kann,
dass es anders wohl nicht gehen wird...?

Solche Vorteile mag mann natürlich nicht einfach so anhingeben, vor
allem, wenn klar ist, dass die zu Gerechtigkeit notwendigen
Veränderungen gesellschaftlicher Art kaum weniger umwerfend als die
technologischen der letzten Jahrzehnte sein müssen. Und die
Abschaffung vieler Privilegien bedeuten.
Neugier auf das mögliche Neue gibt es wenig. Mann behält lieber das
alte Übel - viele Frauen auch, leider.

--------------

In der Tat könnte man es merkwürdig finden, dass Frauen unter den
gegebenen Bedingungen noch Kinder haben wollen.

Ich persönlich glaube, dass gerade in der "jungen Praktikanten-Szene"
(for lack of a better term, wie im Prenzlberg oder Schanzenviertel,
die mit den hohen Lifestyle-Ansprüchen) viele junge Frauen sich
entschlossen und noch entschließen, Kinder zu bekommen, wenn sich
zeigt(e), dass es mit ihrer Karriere nichts werden würde, sondern
allenfalls mit der von Freundi - und zwar bedauerlicher Weise m.E.
ganz oft dies nicht als Kind, sondern als Selbstrechtfertigung.

Und plötzlich ist dann alles anders...
Sicher sind nicht alle dieser Kinder Unfälle. Sondern ganz viele
erwünscht und ersehnt und geliebt.

Und doch bezweifle ich die Qualität des Grundes.
Die Rechtfertigung der eigenen Existenz sollte nicht auf 
Fortpflanzung
beruhen. Eigentlich sollte sie gar keine brauchen (Rechtfertigung,
meine ich).

Wir sind doch keine Tiere, oder?
Was eine Behauptung ist, die paradoxerweise besonders gerne von
denjenigen (M.... ich schreibs jetzt nicht!) aufgestellt wird, die
sonst schwer für die "natürliche" Rolle der Frau eintreten.
Die kriegen noch nicht mal diesen Widerspruch mit, und wollen mir
sagen, wo es langgeht?!

Und übrigens ist "ich hab wenigstens für meine Rente vorgesorgt" auch
überhaupt kein toller Grund für Vermehrung.
Hab ich ehrlich schon gehört, auch wenn das wahrscheinlich 
vorgeschoben war...
Das ist ein Schlachthofargument. Massenmenschenhaltung wäre sicher ne
Lösung, klar doch.
Es kann, sollte, darf doch beim Kinderkriegen nicht um 
Kassenausgleich gehen?!

Wenn doch, verwundern mich jedenfalls ADHD oder wie das heißt,
Fettsucht, soziale Störungen usw. bis hin zum Amoklauf gerade auch in
den "traditioneller" strukturierten Familien nur noch wenig.

Obwohl, es war ja im Mittelalter nicht viel anders, auch da waren
viele Kinder eine Altersabsicherung... Vielleicht sollte sich mal wer
über eine Ökonomie der Neuzeit Gedanken machen?

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Aber, lieber Herr Umstätter, zu schreiben

Interessant ist, dass ihre Zahl trotzdem wächst,  wobei dann 
allerdings Hartz IV besonders oft zu Gast ist

ist m.E. nachgerade zynisch - Ich denke, dass es sehr oft so ist, 
dass
die Herren oder Jüngelchen sich bei Schwangerschaft höchst
überraschend (für machen Frauen) ebenso unwillig wie unfähig zeigen
eine Vaterrolle zu übernehmen (man wollte ja nur spielen), und da, wo
es vorher vielleicht sogar 2 Gehälter gab, gibt es plötzlich eine
einzelne Frau, die aus der Babypause direkt in HartzIV gelangt.
"Gerne" auch ohne Unterhalt.

Z.B. weil sie sich erfrecht, eigene Vorstellungen und Ansprüche von
Erziehung und Familie zu haben, an den Umgang ihres Partners mit ihr,
Respekt und Rücksichten, wohl gar Mithilfe im Haushalt zu verlangen -
und evtl. nicht wirklich einsieht, warum ein weiteres, vielleicht gar
undankbares und unfreundliches, Maul mitgestopft werden sollte - oder
dto Socken.

Nebenbei - ich kann Ihnen versichern, dass Hartz IV mitnichten "zu
Gast" ist, sondern wie ein fetter Alp im Nacken sitzt und nicht nur 
da
weh tut.

Sie werden sicher nicht verlangen, dass Frauen Demütigungen, dumme
Sprüche, negative Hinweise auf ihr Aussehen, Fähigkeiten 
Nichtgenügen,
vielleicht sogar Gewalt, still zu ertragen haben - um damit eben
mitnichten einem alten Familienideal zu genügen, das eben meist nur
ein Ideal war und bestimmt nicht frei von Mißbrauch, aber sehr wohl
frei von der offenen, ehrlichen Rede darüber?

Na gut, das alles kann sie ja auch auf dem Amt oder im Beruf haben...

Es kann Ihnen auch nicht verborgen geblieben sein, dass halbwegs
anständig bezahlte Teilzeitjobs, die eine Kindererziehung wenigstens
eben halbwegs möglich machen würden, sehr rar sind - schon eine halbe
FaMI-Stelle bringt zumindest zunächst mal keine 1000 Euro in die 
Kasse
und reicht in teureren Städten kaum für die Miete, geht also kaum 
ohne
Partner - während in der gegenwärtigen Lage selbst um Praktika und
miserable 400 Euro-Putzjobs Kämpfe entbrennen.

Oder dass sehr viele Arbeitgeber (alleinerziehende) Mütter nicht
einstellen, weil die ja bei jedem Schnupfen des Kindes zu Hause
bleiben - wenns denn stimmt? Was aber ja gesellschaftlich sinnvoll 
und
wünschenswert wäre und anderswo nicht nur dies, sondern auch möglich
ist?

Oder dass
- einerseits auf den Müttern herumgehackt wird, die ihre Kinder nicht
selber erziehen,

- während andererseits denen, die es tun, die Sache schon durch den
Mangel an Geld, Beratung, bezahlbarer / geförderter Unterstützung das
Leben so schwer wie möglich gemacht wird und, sofern alleinstehend,
ihnen immer noch Hilfe verweigert, aber implizit, und so ganz
hintergründig, nicht etwa Selbstbestimmtheit, sondern Lotterleben und
"Unfähigkeit, einen Mann zu halten", unterstellt werden - diese 
Kinder
gelten nach wie vor schlechter, wenn es auch kaum je noch offene
Diskriminierung gibt -
kurz, erwünscht sind nur eheliche Kinder;

- sodann auf solchen Müttern herumgehackt wird, die die Frechheit
haben, bis  mindestens zum 6. Lebensjahr ihres Jüngsten zu Hause
beliben zu wollen, als "überbehütend" z.B., vielleicht auch als
"arbeitsscheu", und sie von von Ämtern teils massiv unter Druck
gesetzt werden; und

4) die, die arbeiten wollen, keine Arbeit finden, schon weil es keine
Kitas gibt (Vereinigungsversprechen, kann sich noch wer erinnern?),
von den jämmerlichen jetzt-450€ Jobs die Hälfte abgezogen wird; eine
Tätigkeit von mehr als 2 Stunden am Tag eh nicht erlaubt ist.
Das heißt im Klartext: Putzjob, sonst geht legal gar nichts, nicht 
mal
an z.B. Inventuren kann teilgenommen werden!

Ein double bind ist nix dagegen - mich wundert allenfalls, dass nicht
mehr Mütter in der Klapse oder zur Kur sind.
Das kann aber auch daran liegen, dass Hartzis auf sowas keinen
Anspruch mehr haben.

In die Rentenversicherung wird nicht mehr eingezahlt, und davon, was
aus diesen Leuten, ja wertlosen Existenzen, die wohl kaum 40 Jahre
entgeltlich gearbeitet haben werden, wenn es mal so weit ist, redet
keiner. Vielleicht gibts ja dann Rentnerarbeitslager.

Das Kindergeld wird auf die Stütze angerechnet, schon 
Nachhilfestunden
oder Förderunterricht für die Lütten sind nicht bezahlbar, an Musik-
oder Sportstunden über längere Zeiträume oder auch mal einen
Kinobesuch, Gott bewahre, zum Geburtstag ist gar nicht zu denken!
Und Kleidung, die mensch zu einem Bewerbungsgespräch oder einem
besseren Besuch tragen könnte, ist nicht bezahlbar.
Aber sowas hat frau dann sowieso nicht mehr, geschweige denn 
Rendezvous.
Zu Hause vor der Glotze sitzen oder spazieren gehen geht, alles 
andere
ist zu teuer.
Oder am Computer, und kämpfen.

Weiter müsste bekannt sein, dass für alle diese Fälle in einigen
Ländern dieser Welt zum Glück sehr viel besser Vorsorge getroffen ist
als in diesem, und es funktioniert, was beweist, dass Gerechtigkeit
und eine Entspannung der Lage möglich wäre.

Oder?

Wenn mir jetzt jemand erklären könnte, warum es (mal abgesehen von 
den
angeblichen oder tatsächlichen ökonomischen Gründen) so schwer ist,
hierzulande die sinnvollen und dringend notwendigen Verbesserungen 
der
Lage durchzusetzen, und welche Privilegien und Bequemlichkeiten so
wichtig sein können, dass zwischengeschlechtliche Gerechtigkeit nicht
wünschenswert ist, oder welcher Zacken aus der männlichen Krone
bricht, wenn man sie durchsetzt?!

Decidedly off-topic, aber mindestens genauso notwendig, hier und 
überall!

1 schönen Abend noch -

Silke Ecks

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