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Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?



Guten Morgen allen Absender/innen, 

mit großem Interesse lese ich gerade Ihre Mail. Huch! Zunächst mal vielen Dank. 
Nach dem ersten Schock... finde ich die gar nicht so schlecht. 
Da ich heute Geburtstag habe, verfehlt dies nicht seine Wirkung :-) Bingo.
Das mit dem Volksentscheid ist interessant, und der der letzte Satz ist 
SUPER!!!! 
Den hänge ich mir an die Wand: "Wir vertrauen auf das Fachwissen von 
Bibliothekaren. Ihr Konservativismus beruhigt unsere hyperbeschleunigten 
Gemüter."

Das ist eigentlich etwas Schönes. Im Grunde sind ja auch Bibliothekskritiker 
gar nicht gleichgültig. Es schreiben nur die, die sich interessieren. 
Nun aber zum Text:

Ich bin nur eine von vielen hundert Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die 
hier in ihrer Berufsliste auch schon mal ihre Meinung kundtun, (spreche auch 
nur! für mich!!! 87 Ausrufezeichen!!!). Das ist auf jeden Fall mutig, wie ich 
sehe ;-) Ich gebe zu, dass ich mit dieser Reaktion nicht so ganz gerechnet 
habe, andererseits ist der erste Schock gerade auf dem Rückzug. Daher nur 
dieses zu Ihrer sprühenden Rhetorik: Ich fände es auch gut, wenn auch 
Bibliothekare ihre Meinung sagen dürfen, auch dann wenn sie Kritik an der 
anderen Seite enthält. Alles andere hätte nichts mit Meinungsfreiheit und 
Toleranz zu tun. Man sollte immer versuchen, auch die Umstände zu 
berücksichtigen, in denen Berufstätige arbeiten müssen.

Bibliothekare sind keine technischen Dinosaurier und die Studierenden keine 
kritiklosen Dauernerds. Das hat wohl gegenseitig auch keiner gesagt oder 
gemeint. Meine These lautete eigentlich nur: es gibt nunmal einen Zusammenhang 
zwischen dem normalem Käufer und dem GEschehen bei A. Das trifft leider auch in 
anderen Branchen zu, in denen es immer mehr prekäre Beschäftigungsverhältnisse 
gibt. Übrigens auch Sie als zukünftige Wissenschaftler/innnen etc. können an 
diesem Trend kaum interessiert sein. 
Die Bibliotheken, die aus bestimmten Gründen einen Amazon-Link verwenden sind 
da meiner Meinung nach Dritte nicht die ursächliche Stelle, zumal die 
technischen Voraussetzungen, so einen Cover-Service von anderswoher zu 
bekommen, ja auch nicht vorhanden waren . Man kann sich in der Tat darüber 
streiten, ob Covers jetzt wichtig sind oder nicht. Ich sage ja, 900 Andere 
vielleicht nein. Auf jeden Fall ist so etwas als Service gemeint gewesen. Das 
finde ich anerkennenswert. Lösungen jenseits des Wettbewerbsproblems werden 
überlegt. Das ist ja positiv, insofern hat diese Diskussion sogar etwas 
gebracht. Sehr gerne werden Bibliotheken so was anders machen.

Nun zu Ihren Erwartungen an Bibliotheken
Dazu kann ich jetzt nur allgemein antworten, da ich hier nur 
Diskussionsteilnehmer bin.
.Ich lese persönlich gerade gerne, dass Sie eine gute Verschlagwortung 
wünschen, das sehe ich auch so. Viele Berufskollegen stellen aber auch 
Gegenteiliges fest, nämlich den Hang zur Einschlitzsuche, zur großen 
Zufriedenheit mit den ersten 3 Treffern und das nicht mehr weiter wissen 
wollen. Das will ich hier jetzt nicht ellenbreit diskutieren, denn das hat 
alles vielerlei Gründe und ist auch gar kein Vorwurf, aber zwischen diesen 
Extremen muss man sich als Bibliothek platzieren, und das ist nicht immer so 
einfach. 
Ich gehe konform, dass es nicht darum geht, jede Technik anzubieten, weil sie 
neu ist oder hübsch. Diese Kritik wird öfter mal geäußert. Andererseits sind 
wir nunmal in einer "Datenwelt". Und die ändert sich rasant. Die Bibliotheken 
müssen leider gezwungenermaßen viel investieren, allein für das Bauen, Anbieten 
und Unterhalten technischer Systeme.

Letztlich geht es darum, der jeweils eigenen Benutzerschaft möglichst viel zu 
bieten, das zu den Nutzerbedürfnissen passt. Und die sind überall anders!
Ich persönlich schalte mich jetzt aus der Diskussion aus.. nicht aus Unmut.. 
mein Mut war glaube ich ausreichend ;-) aber ich bin nur eine Einzelperson! und 
ich habe Ihnen ja auch mutig geantwortet. (bibber)
Drum
Freundliche Grüße und nochmals besten Dank
A. Kustos

________________________________________
Von: Inetbib [inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx]" im Auftrag von 
""un!mut – Zeitschrift [an] der Uni Heidelberg" [unimut@xxxxxxxxx]
Gesendet: Donnerstag, 7. März 2013 09:32
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: Re: [InetBib] Unmut über Heidi, war: Coverlinks: Was bringt's?

Sehr geehrte InetBib-Liste, sehr geehrte Frau Kustos,

obwohl uns der Ball unmutig zugespielt wurde, möchten wir ihn gern mutig 
zurückgeben. Hier schreibt die Redaktion der Heidelberger Studentenzeitschrift 
Unimut, die bereits 2009 über die Amazon-Verlinkung im Katalog der UB 
Heidelberg berichtet hat 
(http://www.uni-heidelberg.de/unimut/themen/werbetraeger.html).

Man könnte unseren Kommentar einerseits auf die Frage beschränken, was eine 
Bibliothek das private Konsumverhalten von Studenten angeht, bzw. was es mit 
einer Bibliothek zu tun haben soll, wo man ja ohnehin nichts kaufen kann. 
Andererseits schreibt Frau Kustos in ihrem Beitrag vom 5. März, Bibliotheken 
müssten „Modern sein, offen in andere Systeme samt hightecVolltextverlinkung 
und huebschen Bildchen... und natuerlich Hort der Kultur, was aber nichts 
kosten darf...“ Wir fragen uns, woher kommen die Stimmen, die dies fordern? 
Doch nicht von uns Studenten.

Eine gute Bibliothek braucht einen guten Bücherbestand, einen guten 
Fernleihservice, lange Öffnungszeiten, eine durchdachte Katalogisierung: sie 
muss funktional sein, nicht modisch modern, sie hat den schnellen und leichten 
Zugang zu Büchern zu bieten, keine daten- und wettbewerbsrechtlich unbedachten 
Verlinkungen zu Vertriebsmonopolisten oder gar Facebook. Als alphabetisierte 
Wesen brauchen wir Signaturen, korrekte bibliographische Angaben und eine 
vernünftige Beschlagwortung, keine bunten Bildchen. Ein solcher Hort der Kultur 
kostet, na klar. Dafür stellt die öffentliche (nicht unsichtbare) Hand ja 
Gelder zur Verfügung; dass diese Gelder an vielen Stellen zu knapp bemessen 
sind, ist ein anderes Thema, das eigens und lautstark thematisiert werden 
müsste. Statt mit immer mehr unnützen Features abzulenken, sollte die 
staatliche Finanzierungsmisere im Mittelpunkt der Debatte stehen -- um gute 
Bibiotheken zu ermöglichen. Das wollen die Studenten.

Die Bibliotheken ernten jetzt viel öffentliche Kritik für ihre rechtlich 
fragwürdige Kooperation mit dem kommerziellen Anbieter amazon.de: diese sollten 
sie annehmen, nicht den schwarzen Peter an ihre Nutzer weiterschieben. Die 
Entscheidung für die Amazonlinks fiel nicht per Volksentscheid, sondern lag im 
Verantwortungsbereich der jeweiligen Bibliothekare. Viele Bibliotheken haben 
sich auch dagegen entschieden. Saß ihnen etwa keine bequeme, konsumsüchtige, 
digitalverwöhnte Studentenmasse im Nacken, die Bilder gucken wollte? Sich über 
ein Komsumverhalten der Studenten zu mokieren, für das man selbst erst die 
Rahmenbedingungen geschaffen hat, das wirkt auf uns als Studenten wie der 
Versuch von Bibliotheksleitungen, die Verantwortung für solche 
Fehlentscheidungen auf andere abzuladen.

Wir vertrauen auf das Fachwissen von Bibliothekaren. Ihr Konservativismus 
beruhigt unsere hyperbeschleunigten Gemüter.

Gruß von den mutig-unmutigen ‚Studies‘

P.S. „Wer will denn schnell, billig und alles auf einmal? Die Bibliotheken?“ -- 
hoffentlich nicht.



Am 05.03.2013 10:13, schrieb Annette Kustos:
Guten Morgen,
Man verlangt so einiges von Bibliotheken.... Modern sein, offen in
andere Systeme samt hightecVolltextverlinkung und huebschen
Bildchen... und natuerlich Hort der Kultur, was aber nichts kosten
darf...
Ich gebe den Ball mal an die unmutigen Studies zurueck... Wer kauft
denn bei Marktriesen? Wer will denn schnell, billig und alles auf
einmal? Die Bibliotheken?
Wer macht sich denn nicht mehr die Mühe mal auf den
Buchhandelsplattformen herumzusuchen, die es auch in hoher Qualitaet
gibt. Wer will denn immer den groessten Nutzen fuer sich und wenig
Ertrag fuer den boesen Billigversender.
Die lieben Studies sollen sich bitte auch mal an die eigene Nase
fassen und ihr Konsumverhalten prüfen. Marktriesen koennen sich die
Entwicklung bestmöglicher Internettools leisten...und ziehen daher
immer mehr Markt an sich... aber warum wohl?
Weil es Kunden gibt und die bestehen auch aus einen hohen Anteil von
jungen Erwachsenen.
Ich kaufe schon laenger nicht mehr bei Riesen, aber das nur am Rande.
Gruß
Von meinem iPad gesendet

Am 04.03.2013 um 11:36 schrieb "prenz@xxxxxxxxxxxxxx" <prenz@xxxxxxxxxxxxxx>:
Unter dem Titel "Unmut über Heidi" am 28. Februar 2013 auch Kritik in der 
Zeit, Seite 62. Laut dem Artikel kritisierten wohl auch schon die 
Studierenden in der Studentenzeitung "Unimut" der Universität Heidelberg 
die Verlinkungen.
Ausschnitt: "Es ist aber die Symbolik, die irritiert: Die 
öffentlich-wissenschaftliche Bibliothek, eine der letzten Bastionen der 
Buchkultur, verweist den Bürger ausgerechnet an jenen Konzern, der vielen 
als Hauptursache für den Untergang der traditionellen Buchbranche gilt."
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