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Re: [InetBib] Alternde Türsteher der Wissenschaft



lieber Herr Beyer-Thoma,
der Nutzen von vom Editor ausgewaehlten und dem Autor gegenueber verdeckten Fachleuten als Gutachtern ist sicher in den einzelnen Faechern verschieden. Und in der Papier-Aera machte es Sinn, die Muehsal der Herstellung und des Vertriebes eines Zeitschriftenbandes zu schuetzen, indem man die interne Gutachter-Methode eingefuehrt hatte.
Die Nachteile sind allseits bekannt und auch von Ihnen geschildert.

Die Vorteile der Reihenfolge
- erst aufs Netz stellen, dadurch Prioritaet sichern, schnellstmoeglich alle Experten erreichend; - dort von der Fachcommunity (also allen Interessierten und Verstaendigen) offen diskutieren lassen, da werden dann auch Alternde Tuersteher der Wissenschaft, die ihr Weltbild nicht mehr hinterfragen, wie Sie schreiben,
als solche von ihren  aktiven Kollegen decouvriert.
Eine offene unmittelbare aktuelle Diskussion aller interessierten Fachgenossen ist jedenfalls einer verdeckten Begutachtung durch wenige ueberlegen (siehe auch die Aufdeckung der Faelschungsfaelle wie Herrn Schoen etc.). - danach dann in Zeitschriften als thematische Sammlungen durch einen Verlag auswaehlen lassen;
- und, was der Verlag nicht kann, fuer eine langfrist-Archivierung sorgen.
E. Hilf





> der Science-Artikel verweist auf ein wichtiges und auch bekanntes > Problem, das aber vielleicht noch nicht dazu berechtigt, die
Vorabbegutachtung von Manuskripten im Internetzeitalter f?r veraltet zu erkl?ren. Hier ein paar Erfahrungen aus der Praxis: Namentlich in der amerikanischen Tradition haben Gutachter nicht selten die Tendenz, bei nichtkonformen Manuskripten ein v?lliges Umschreiben im Sinn der dominanten methodischen Trends zu fordern. Sie machen dabei oft kleinteiligste Vorschriften. In Europa hat, jedenfalls in der Geschichtswissenschaft, dieses Vorgehen eher wenig Kredit. Die Gutachter haben generell mehr Verst?ndnis f?r methodischen und thematischen Pluralismus und w?gen mehr aufgrund der immanenten Logik des Manuskripts ab. Im Zweifelsfall geben sie den Ball an die Herausgeber zur?ck ? m?gen die entscheiden, ob das Manuskripts ins Profil der Zeitschrift passt. Hinzu kommt die Politik der Herausgeber und der Redaktion: Gibt man unkonventionellen Arbeiten eine Chance? Wir tun es. Dann w?hlt man in solchen F?llen nicht gerade Gutachter aus, die daf?r bekannt sind, dass sie alles abschmettern, was nicht in ihr Weltbild passt. Und wenn man tats?chlich einmal ein Manuskript abgelehnt hat, das dann in einer anderen Zeitschrift den neuen "turn" ausgel?st hat: Was macht's? Schlie?lich lebt die Welt von der Vielfalt!

"Peer reviewing" hei?t auf Deutsch Fachbegutachtung. Das ist ein Prinzip, das 
sich durch alle Fasern des modernen Lebens zieht, so dass ich mir nicht vorstellen kann, 
dass es sich f?r die Wissenschaft ernsthaft ersch?ttern und in Frage stellen l?sst. Wenn 
Sie heute ein Haus bauen, brauchen Sie -zig Gutachten: Statik, Energieeffizienz, L?ftung, 
Schalld?mmung usw. Das erspart es Ihnen nicht, um im Bild zu bleiben, vorher festzulegen, 
was f?r ein Haus Sie wollen, die Gutachter entsprechend dieser Pr?ferenz auszuw?hlen, die 
richtigen Fragen zu stellen und am Schluss selber zu entscheiden. Sich ganz und gar den 
Gutachtern auszuliefern, ist unklug. Dann k?nnen Sie gleich Ihre groben Planskizzen ins 
Internet stellen und die Nachbarn weiterplanen lassen. Das w?re wahrscheinlich das 
Modell, das sich Herr Umst?tter vorstellt.

Herzlich

Hermann Beyer-Thoma
---
Redaktion der Jahrb?cher f?r Geschichte Osteuropas
Institut f?r Ost- und S?dosteuropaforschung Regensburg
Landshuter Stra?e 4
93047 Regensburg
Telefon: +49 941 943-5414
Fax:  +49 941 943-815414
E-Mail: Beyer-Thoma@ ios-regensburg.de
http://www.ios-regensburg.de/publikationen/zeitschriften/jgo.html

Ansprechpartner in der Redaktion:
Dr. Hermann Beyer-Thoma (Beyer-Thoma@xxxxxxxxxxxxxxxxx): Leitung
Reinhard Fr?tschner, M.A. (jgo@xxxxxxxxxxxxxxxxx): Redaktionsassistenz




-----Urspr?ngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von h0228kdm
Gesendet: Dienstag, 26. M?rz 2013 06:07
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] Alternde T?rsteher der Wissenschaft

Liebe Listenteilnehmer/innen,

Publikationen, die in einer Zeitschrift abgelehnt werden und in einer anderen dann erscheinen, werden ?fter zitiert, haben V. Calcagno et al. in Science ver?ffentlicht. Sie meinen:
"Papers that are more likely to contend against the status quo are more likely to 
find an opponent in the review system ? and thus be rejected ? but those papers are also 
more likely to have an impact on people across the system". Leider hielt es Science 
nicht f?r notwendig mitzuteilen, wie signifikant die Werte sind. So reiht sich aber 
langsam ein Sargnagel an den anderen beim veralteten Pre Peer Reviewing im 
Internetzeitalter.
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/32787/title/The-Benefits-of-Rejection/

Mit freundlichen Gr??en

Walther Umst?tter

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