[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Sonntagsöffnung



Lieber Herr Delin,

nach mehr Arbeitsplätzen klingt das nicht gerade, was ich als
Bibliothekarin schade finde,
während ich aber als Benutzerin dies Angebot mit Sicherheit wahrnehmen würde
(v.a. wo mir dies Wochenende absehbar der Lesestoff ausgehen wird),

weil dies

Schöne Grüße aus einer heißen Bibliothek (die Klimanlage ist seit Wochen
ausgefallen)

vermuten lässt , dass so gut wie jede/r nach Entnahme eines Buches
vermutlich eher leichten Inhalts andere Orte dieser Tage sinnvoller
und erholsamer aufsuchen könnte als Räume voller Papier und
Elektrosmog (selbst bei funktionierender Klimaanlage oder Belüftung) -
besonders auch im schönen Berliner Umland.

Mit EBooks wäre das natürlich (fast) alles kein Problem...

In diesem Sinne ein schönes Wochenende wünscht Ihnen allen

Silke Ecks,
bei Niederschrift verschwitzt und nach Niederschrift verschwommen
(Badetuch schon eingepackt)

--------

Am 27. Juli 2013 14:11 schrieb Delin, Peter <delin@xxxxxx>:
Sonntags nie? - Nein!

Die öffentliche Bibliothek ist nicht kommerziell, gemeinnützig, ist von den
Steuerbürgern bezahlt und sollte ihnen deshalb jederzeit offen stehen -
sozusagen die gemeinsame Bibliothek, die jede/r  als seine eigene begreifen
kann und soll. Folglich sollte jede/r einen Schlüssel (elektronische
Bibliothekskarte) dafür bekommen, um die Bibliothek zu besuchen, wenn man
dazu Lust hat. Schließlich ist die Automatisierung auch der physischen
Bibliothek schon weit fortgeschritten. In Dänemark wird das m. W. schon
ansatzweise praktiziert (z. B. in Sonderburg). 24/7 braucht sich nicht nur
auf digitale Bibliotheken zu beziehen.

Schöne Grüße aus einer heißen Bibliothek (die Klimanlage ist seit Wochen
ausgefallen)
Peter Delin

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Videolektorat
Peter Delin
Blücherplatz 1
10961 Berlin
Deutschland

Tel.: +4930/90226171
Fax.: +4930/90226290
Email: delin@xxxxxx
http://www.zlb.de/wissensgebiete/kunst_buehne_medien/videos



Am 26.07.2013 17:33, schrieb Klaus Graf:

On Fri, 26 Jul 2013 16:24:35 +0200
  "Macher, Ludger"<Ludger.Macher@xxxxxxxxxxx>  wrote:

Warum hat überhaupt der Gesetzgeber den Sonntag nicht
gänzlich für alle Aktivitäten freigegeben, sondern
Begrenzungsregelungen eingeführt?

Ihr Beitrag ist ein Musterbeispiel für tendenziöse
Argumentation. Und neu ist auch nichts, was Sie sagen.

Ein Grund ist wohl, dass es als Teil der Kultur gesehen
wird, wenn sich die Menschen den arbeitsfreien Sonntag
gemeinsam teilen, dass sie also nicht irgendwann zu
unterschiedlichen Zeiten freie Zeit haben, sondern dass
es einen gemeinsamen freien Zeitraum gibt, nämlich den
Sonntag. Dieser Sonntag ist etwas gemeinsam Verbindendes,
ein Wert.

Da werden viele mitgehen. Nun wandeln sich Werte aber, und
das christliche Abendland ist auch nicht mehr das, was es
mal war.

Es mag Menschen geben, für die das keinen Wert darstellt
und die gerne sonntags arbeiten.

Tja, shit happens.

Es mag auch viele wirtschaftliche Gründe geben, sonntags
generell alle Aktivitäten zuzulassen, besser noch 24
Stunden an 7 Tagen die Woche.

Dass viele Universitätsbibliotheken weltweit 24/7 geöffnet
haben, hat nichts mit wirtschaftlichen Gründen zu tun,
sondern mit der - natürlich hinterfragbaren - Ansicht, dass
Studierende rund um die Uhr die Möglichkeit haben sollten,
zu lesen und zu lernen. Das funktioniert offensichtlich
reibungslos: Bestimmte bibliothekarische Angebote werden
nur in den üblichen Kernzeiten angeboten. Präsenzbestände,
Arbeitsplätze und PCs sind immer zugänglich.

Für mich stellt es kein Dogma dar, dass die sogenannten
öffentlichen Bibliotheken sich immer mehr von der
Wissenschaft entfernen und vom wissenschaftlichen
Bibliothekswesen. Wer hinterfragt denn kritisch, ob diese
Unterscheidung WB/OeB noch zeitgemäß ist bzw. die
Bibliotheken für die Zukunft fit macht?

Wenn man zum Ausgangspunkt zurückkehrt, muss man sich die
Frage stellen, wo und warum sollen die
Begrenzungsregelungen aufgebrochen werden (warum gerade
bei ÖBs, warum nicht bei Sportgeschäften?) und was für
eine Gesellschaft strebt man an.

Eine Gesellschaft, in der nicht Frömmler und
Gewerkschaftslobbyisten darüber bestimmen, zu welchen
Zeiten Informationen in Bibliotheken der Allgemeinheit zur
Verfügung stehen. Anders als Sportgeschäfte sind
Bibliotheken Bildungseinrichtungen, die auf die Kraft des
Wissens und nicht auf die Kraft der Muskeln setzen.

Öffentliche Bibliotheken sehen sich schon an der
Speerspitze der digitalen Revolution, wenn sie sie die
strunzdumme Onleihe für viel Geld anbieten. Ab und an gibts
auch noch den Munzinger und ein paar andere
Nachschlagewerke remote access. Man sehe sich aber an,
welche fachlichen Datenbank US-Bundesstaaten ihren Bürgern
über ihre Public Libraries zugänglich machen.

Und dass es so etwas wie "Open Access" gibt, haben OeBs
auch noch nicht mitbekommen.

Die immer aufgeführten Gründe, warum unbedingt ÖBs gerade
von der Sonntagsbegrenzung befreit werden sollten, sind
tendenziös.

Und die Gründe, warum nicht, stammen natürlich nicht von
verblendeten Ideologen?

Klaus Graf


--
http://www.inetbib.de

-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.