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Re: [InetBib] Information overload



Sehr geehrter Dr. Schippers,
ehrlich gesagt hatte ich mich zu Ihrer Mail nicht geäußert, weil ich vermutete, dass das etliche andere Teilnehmer in dieser Liste tun werden. Außerdem war ich der Meinung, dass Sie mit der Zeit die Vorteile einer solchen recht offenen Liste immer mehr schätzen werden, da zumindest tausende von Teilnehmern dadurch hier schon angelockt wurden.

Warum ich mich nun aber doch noch äußere liegt daran, dass Sie indirekt eine interessante Frage ansprechen. Was ist besser? Möglichst viele Informationen zu erhalten, aus denen man sich interessantes selbst herauspickt, oder über ein Filter nur das zu bekommen, was wirklich relevant ist. Die Antwort ist im Prinzip einfach. Wenn man ein sehr schmales Fachgebiet hat und wenig Zeit für die Durchsicht peripherer Themen, braucht man ein entsprechend schmales Filter, und wenn man befürchten muss, dass man wichtige neue Entwicklungen verpasst, muss man auch über den Tellerrand hinausschauen und Inspirationen mitnehmen, um alles zu prüfen, was wichtig sein könnte.

Im Papierzeitalter gab es interessierte Wissenschaftler, die bestimmte Fachblätter oder auch Abstractorgane abonniert hatten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Die meisten dieser Abos sind zum Leidwesen der Verlage inzwischen gecancelt worden, weil es inzwischen viel einfacher und hilfreicher ist, über Google oder spezielle Datenbanken in immer neuen Recherchen das heraus zu sieben, was man gerade jetzt braucht. Die gleiche Frage haben wir übrigens im Prinzip auch beim Pre-publication-Peer-Reviewing. Ist es besser, wenn ein Peer Reviewer mir einen Aufsatz vorenthält, den er für qualitativ schlecht oder uninteressant hält, ihn möglicherweise auch gar nicht verstanden hat, oder wenn ich das auf meinem speziellen Fachgebiet selbst entscheide. Auch diese Antwort ist einfach. Für einen Anfänger ist es besser, wenn man ihm zunächst möglichst nur fachlich geprüftes Wissen zum Einstieg anbietet. Für Fachleute ist das Pre-publication-Peer-Reviewing aber meist nur eine völlig überflüssige Bevormundung. Schon allein der Vergleich dessen, was man im Internet insgesamt zu bestimmten Themen findet, und dem was man z.B. im Web of Knowledge (SCI) bekommt, hat mir in den letzten Jahren immer deutlicher gemacht, dass die Wissenschaft immer mehr an den Quellen des SCI mit hohem Impact Factor vorbei geht.

Ein schönes Beispiel dazu sind auch die „Natürlichen Einheiten“, über die bis heute (obwohl 1899 von Max Planck entdeckt) kaum etwas in den Lehrbüchern und auch zu wenig in den klassischen PeerReviewed Fachzeitschriften steht. Stattdessen wird dort ein völlig anthropozentrisch verzerrtes MKS-System gepflegt, obwohl man sich dazu über Google inzwischen leicht informieren kann. Dass die Naturkonstanten c, G oder ħ längst als Artefakte identifiziert sind, ging bislang am klassischen Peer Reviewing auch vorbei.

MfG
Walther Umstätter


Am 2013-10-08 11:51, schrieb Dr. Christopher Schippers:
Liebe Frau Kustos,
Ihnen lieben Dank für die Antwort auf meine "Information
overload"-E-Mail. Ich glaube, die Realität hat mir schon die Antwort auf
meine Anfrage in der E-Mail gegeben ... Sie sind die Einzige, die sich
dazu geäußert hat und das interpretiere ich in die Richtung, dass es
keinen weiteren Handlungsbedarf gibt. Ein System, mit dem offensichtlich
alle gut leben können, sollte nicht geändert werden.
An alle Leser/innen und Sie insbesondere beste Grüße aus Köln/Bonn
Christopher Schippers



Am Mi 02.10.2013 15:43 schrieb Annette Kustos
<Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>:

Lieber Herr Dr. Schippers,
im Grunde haben wir ja unser Kompetenznetzwerk für Bibliotheken knb und
eine Vielzahl von Blogs und Wikis sowie schon einige OA
Fachzeitschriften. In gewisser Weise fehlt denen nur die
Kommunikationsebene. Die läuft mehr und mehr über twitter oder fb,
denen fehlt dann das "Stationäre", also die Sammlung und Dokumentation
. Beides zu verbinden in einer Weise, dass irgendwie alle aus der
inetbib dran teilnehmen scheint noch nicht gelungen.
Sowas scheitert an einer zentralen Steuerung samt Einbeziehung
möglichst vieler Kolleginnen und Kollegen.

An sich haben Sie aber Recht, es ist mittlerweile irgendwie
durchwachsen, die Inetbib hängt irgendwie dazwischen.
Andererseits ist und bleibt es ein besonders einfaches und einfach
präsentes Medium ohne Webwanderungen, Anmeldereien oder sonstige
Linklistereien.

Ich fände so eine neue Überlegung gut, aber dann gut, wenn die
vielleicht zusammen mit der UB Dortmund und der inetbib
zusammenliefe... also eine Weiterentwicklung auf der Grundlage dessen
was schon da ist.
Schöne Grüße

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Inetbib [mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von
Dr. Christopher Schippers
Gesendet: Dienstag, 1. Oktober 2013 18:08
An: Internet in Bibliotheken
Betreff: [InetBib] Information overload


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich bin erst seit kurzem Mitglied bei Inetbib und finde, die
Informationen, die hier rum gehen, sind richtig und wichtig. Ich frage
mich nur, ob wir nicht eine andere und zeitsparendere Form des
Austausches finden sollten. Bevor ich zur ZB MED wechselte war ich im
Forschungsreferentenbereich unterwegs. Dort gibt es ein Portal, welches
meiner Meinung nach ein gutes Modell ist und das unter
http://www.forschungsreferenten.de/startseite.html abrufbar ist. Dort
sollen u.a. die Kompetenzen des Berufsfeldes gebündelt und verfügbar
gemacht, der Erfahrungsaustausch organisiert und die Vernetzung der
Kolleginnen und Kollegen gefördert werden. Vielleicht bekommen wir -
wenn gewünscht - so etwas auch auf die Beine gestellt.
Beste Grüße aus Köln/Bonn
Christopher Schippers





Dr. Christopher Schippers
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Deutsche Zentralbibliothek für Medizin
ZB MED Medizin. Gesundheit. Ernährung. Umwelt. Agrar.

Science Manager
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ZB MED Medicine. Health. Nutrition. Environment. Agriculture.
   
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