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[InetBib] Onleihe nun auch krass unethisch



Liebe Liste,
(lieber Herr Zehnder... war ich nich! #themenmischung)


Frau Böhner hat noch einen neuen Text zum Thema 
http://bibliothekarisch.de/blog/2014/09/21/onleihe-kaufbutton-bibliotheken/
geschrieben, den ich auch sehr gut finde. Es geht hier ja auch nicht um bashing 
öffentlichen Fachaustausches - im Gegenteil, das darf ruhig mehr werden. Man 
sollte nur ab und an mal an die Leute denken, die sich täglich mit diesem 
ganzen Lizenzkram auseinandersetzen müssen oder ihre Bibliothek darin 
positionieren.

Hier kommt es auf einige Rahmenbedingungen an, unter denen Bibliotheken 
arbeiten, vom eigenen Bibliothekstypus bis hin zu finanziellen und politischen 
Fragen sowie der Nutzerschaft usw. und eben auch die technischen Möglichkeiten 
und Vernetzungen, die nun mal über die digitale Verfügbarkeit etwas anders 
geworden sind..
Ich habe kürzlich eine althergebrachte Enzyklopädie lizensiert... in der 
gedruckten Version war früher KEINE Werbung! enthalten, nun erscheinen dort 
massenweise Nettigkeiten. In sämtlichen Online-Sites von Verlagen landet man 
wie gesagt sehr schnell im "Werbe- und Kaufbereich" oder Pay per View. Das KANN 
man nicht abschalten.
Nun scheint eine Online-Plattform für E-Books etwas anderes zu sein, zumal der 
Kaufreiz in dem Mangel auftritt, den die Anbieter durch die erwähnte 
Verknappung selber herstellen.. das macht schon wütend.

Aber kann und soll eine STB dann sofort Rebellionen veranstalten? Wieviel 
Mitsprache oder Freiwilligkeit gibt es hier noch, wenn  man einen Anbieter 
hat... mit dem das recht gut läuft, der Bereich in der Bibliothek funktioniert 
und Nutzer das haben wollen. Es ist übrigens keinesfalls so, dass Nutzer diesen 
Button genauso unethisch finden wie wir .... Da sollten wir nicht von ausgehen.
Häufig erlebe ich, dass sie das nicht tun und elektronische Titel sogar 
mittlerweile Teil des "Bibliotheksfeelings" werden, nämlich all der Kontexte, 
wofür Benutzer wirklich in die Bibliothek kommen oder ihre Angebote online 
nutzen. Das müsste man mal messen... Leistungen im Kontext der Aktionsfelder. 
Ein Aktionsfeld ist, das als E-Books anzubieten, was eben in diesen Kontexten 
Sinn macht. Die Gefahr in der Tat: eine Konkurrenz mit 
Knopfdrucklieferplattformen für Bestseller. Das kann die Bibliothek nicht 
gewinnen.
Sehr schwierig alles. Und genau das sollte man zur Kenntnis nehmen.
Und: Mit dem Kundenbegriff haben wir uns nicht nur Methoden der 
benutzerfreundlichen Angebotsgestaltung herbeigeholt, sondern auch viele kleine 
Dämonen...


Für mich als WBlerin wird viel zu wenig darüber diskutiert, welche Stellung 
E-Books in einem Bestand und ein Erwerbungskonzept einnehmen. WOFÜR setze ich 
welche E-Books ein. Selbstverständlich wird genau das, unsere eigentliche 
Arbeit der Bestandsentwicklung und Dienstleistungspolitik, durch die Form der 
Angebote sehr erschwert: Pakete, Punktemodelle, Pick-And-Chose mit 
Fallstricken, Vielzahl statt Prägnanz, DRM und vieles mehr.
Wofür biete ich Einzeltitel, wofür akzeptiere ich Pakete, wann setze ich pda 
ein, wann machen Voll-Lizensierungen  ohne Archivrecht Sinn. Fachliche Aspekte, 
die Kontexte Lehre und Forschung etc. haben kaum eine Chance 
erwerbungstechnisch noch so umgesetzt zu werden, wie das im Print-Bereich war.

Schöne Grüße

A.      Kustos


-- 
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