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Re: [InetBib] Stellenausschreibung Universitätsbibliothek Heidelberg - Informatiker/in



Liebe Liste,

ich möchte Herrn Schnalkes Kritik als Anlass nehmen, um (zugegebenermaßen nicht 
ganz uneigennützig) einen weiteren Aspekt einzubringen:
Meines Erachtens wird in der Bibliothekswelt der Unterschied zwischen der 
Informatik und der IT nur sehr unzureichend verstanden.

Ein ITler kennt sich mit konkreten Hard- und Softwarelösungen aus.
Ein (universitär ausgebildeter) Informatiker hingegen denkt in Algorithmen und 
Datenstrukturen, er arbeitet mit Bleistift und Papier und ist also für die 
konzeptionelle Ebene zuständig. Auch ein Informatiker muss natürlich 
Programmierkenntnisse haben, aber hauptsächlich auch deshalb, weil er wissen 
muss, was (durch Programmierer und ITler) umsetzbar ist und was nicht, und um 
sich kleinere Hilfsprogramme zu schreiben etc.

Die Bibliothekswelt braucht sicher ITler, und wenn Fachhochschulinformatiker 
sich mit E11/E12-Stellen in die Bibliotheken locken lassen, um dort 
irgendwelche Softwarelösungen umzusetzen, dann ist das ja schön und gut. Aber 
der Bibliotheksbereich mit seinen strukturell doch einigermaßen anspruchsvollen 
Metadaten und verwandten Themenkomplexen braucht durchaus auch Informatiker in 
dem Sinne wie oben beschrieben! Und zwar permanent, nicht von Projekt zu 
Projekt!

Und da scheint mir zu meinem großen Bedauern, dass diejenigen, die die 
Stellenausschreibungen konzipieren, bis jetzt nicht das Vorstellungsvermögen 
und den Mut aufbringen können oder wollen, Stellen entsprechend abstrakt auf 
diesem hohen konzeptiellen Niveau auszuschreiben, stattdessen steht da eben 
dieses Wunschkonzert von relativ spezifischen Softwarekenntnissen, und gemeint 
sind ITler. Und da sitzen nun also hochqualifizierte Informatiker(!) mit 
Q4-Laufbahnbefähigung auf Projektstellen und müssen um ihre Zukunft bangen, 
weil sie von der aktuellen Befristungsseuche ganz genauso betroffen sind wie 
andere Fächer, obwohl sie sich das im Referendariat noch ganz anders 
vorgestellt hatten.

Daher mein dringender Aufruf: Verheizen Sie den qualifizierten und 
bibliothekswilligen Informatikernachwuchs nicht, sondern schaffen Sie in Ihren 
Bibliotheken mehr unbefristete Informatikstellen auf Konzeptionslevel! Dann 
kann eventuell auch die Innovation auf eine geplantere und weniger durch 
störende Modeerscheinungen abgelenkte Weise vorangetrieben werden. Das ist 
jedenfalls meine Meinung.

Herzliche Grüße,
Anna Kasprzik

-- 
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