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Re: [InetBib] Hilfeaufruf: Einstellung des Faches Informationswissenschaft Düsseldorf - Der Letzte macht das Licht aus



Lieber Kollege Kuhlen,

Sie scheinen mich gründlich missverstanden zu haben. Ich wollte lediglich auf den Ernst der Lage hinweisen, und dass es bei dieser Streichung um mehr als nur um die Düsseldorfer Informationswissenschaft geht. Sie schreiben: "Inetbib ist nicht das einzige Resonanzforum", das hatte ich gehofft mit dem kleinen Wort "auch" in der ersten Zeile deutlich gemacht zu haben.
Wie "ausführlich und argumentativ fundiert" die Briefe an Dekan und 
Rektorin in Düsseldorf sind, kann ich nur so weit beurteilen, so weit 
ich es in den Aktivitäten von PASSWORD online beobachten konnte. Aber 
das scheint mir bei "InformationswissenschaftlerInnen" (insbesondere 
denen, die Insiderwissen haben) auch weniger das Problem zu sein.
Ansonsten glaube ich, dass Ihr Brief dort ein besonderes Gewicht hat, 
und hoffe, dass er bis zu der entscheidenden Sitzung dort auch gelesen 
wird. Aber die Zeit ist zweifellos äußerst knapp. Das wissen auch die 
Initiatoren des Protestes, die die Post noch bündeln "für den Fall, dass 
die inneruniversitäre Verteilung" nicht rasch genug erfolgt.
Übrigens, als man den Lehrstuhl von P. Kaegbein strich, verwies man auch 
in NRW darauf, dass ja die Fachhochschule für Bibliotheks- und 
Dokumentationswesen (wie sie damals hieß) existiert. Es geht also in in 
Düsseldorf, insbesondere um die universitäre Ansiedlung der 
Informationswissenschaft.
Nachdem wir in Berlin 12 Jahre um die Existenz gekämpft haben, wäre es 
aus meiner Sicht schon ein großer Erfolg, wenn am Dienstag ein Beschluss 
erst mal verschoben werden könnte, um das Schlimmste abzuwenden. Hierbei 
wäre natürlich auf einen formalen Fehler bei der Beschlussfassung 
besonders zu achten
MfG

Walther Umstätter


Am 2016-01-23 19:50, schrieb Rainer Kuhlen:
Inetbib ist nicht das einzige Resonanzforum - es sind inzwischen von
so gut wie allen InformationswissenschaftlerInnen ausführlich und
argumentativ fundierte Briefe an Dekan und Rektorin in Düsseldorf
gegangen.
R

Am 23.01.16 um 04:02 schrieb h0228kdm:
Sehr geehrter Herr Lowisch, herzlichen Dank dass Sie auch hier in Inetbib auf diesen ernsten Vorgang aufmerksam gemacht haben.
Für diejenigen Informationsspezialisten, die es inzwischen vergessen 
haben sollten. Die Schließung der Informationswissenschaft schreitet 
in Deutschland seit Jahrzehnten voran. Nachdem die Nachfolge von  
Wersig an der FU Berlin, die von R. Kuhlen in Konstanz, die von H. 
Zimmermann in Saarbrücken, oder auch die von P. Kaegbein in Köln 
gestrichen war, ist nun die von W. Stock in Düsseldorf virulent. Auch 
die Streichung der Dokumentation in Potsdam ist nicht zu vergessen.
Ich entsinne mich noch gut daran, dass P. Kaegbein nach dem Mauerfall 
noch viel Kraft in den Neuaufbau des Instituts für Bibliotheks- und 
Informationswissenschaft der HU-Berlin gesteckt hatte, und dass ich, 
nachdem ich bei diesem Neuanfang zufälligerweise die erste berufene 
Professor an der HU inne hatte, den Dekan der Phil. Fak. I 1994 
besuchte, um mir bereits anzuhören, dass nun wieder 
Stellenstreichungen im Gange waren. Was lag für die Fakultät näher, 
als ein Institut zu streichen, dass noch gar nicht vollständig besetzt 
war. Danach waren wir, bis zu meiner Emeritierung 2006 vorwiegend 
damit beschäftigt, alles zu tun, um dieses Institut zu retten. Als 
gäbe es nichts wichtigeres in der Informationswissenschaft zu tun. Es 
gab damals viele, die uns halfen, so wie auch Prof. E. Mittler, der 
die Neubesetzung durch Prof. M. Seadle sehr professionell erreichte. 
Danach kamen noch Prof.  P. Schirmbacher und Prof. V. Petras hinzu. 
Trotzdem kann man sich nicht sicher sein, ob dieses Institut auf 
längere Sicht in trockenen Tüchern ist.
Es gehört mit zu der aktuellen Diskussion „Sind Universitäten 
unregierbar?“, dass der Ausbau von Hochschulen, oder auch die 
Streichung von Instituten keine Frage der inhaltlichen Diskussion 
sind, sondern fast ausschließlich aus taktischen Erwägungen 
entspringen. Was lässt sich mit dem geringsten Widerstand streichen? 
Ab wann sind Studentenunruhen zu erwarten. Es ist auch gleichgültig, 
wie viele iatrogene Schäden die Medizin und die Pharmazie jährlich 
erzeugt, ihre Lobby sorgt für ungebremstes Wachstum bei den 
Versicherungen.
Ich entsinne mich, dass sich unser Dekan, bei seinen 
Streichungsüberlegungen vehement dagegen verwahrte, dass sich 
Außenstehend in seine Entscheidungsfindung einmischen wollten. Dazu 
pickte er sich auch gern Argumente von Briefschreibern heraus, die er 
anhand ihres mangelhaften Insiderwissens lächerlich machen konnte, um 
damit auch unsere Bemühungen, wenn möglich ins Lächerliche zu ziehen. 
Ich vermute, dass die Entscheidungsträger in Düsseldorf auch auf ihre 
„Informationswissenschaft und Sprachtechnologie“ verweisen werden.
Ein Argument unser Institut zu schließen war damals auch, dass der 
hohe Praxisbezug eine Aufgabe der Fachhochschule in Potsdam sei. 
Insofern sollten Informationswissenschaftler, die den hohen 
Praxisbezug betonen, der ja unzweifelhaft besteht, vorsichtig sein, 
wenn sie dabei das informationstheoretische Fundament der 
Informationswissenschaft vernachlässigen. 
www.welt.de/print-welt/article332009/Information-ist-neben-Materie-und-Energie-die-oft-vergessene-dritte-Saeule-der-Physik.html
Es würde mich zwar freuen, aber auch wundern, wenn sich an den 
bevorstehenden Beschlüssen in Düsseldorf argumentativ noch so rasch 
etwas ändern ließe, und ob genug Studierende dafür auf die Straße 
gehen, ist fraglich.
Auch die Resonanz hier in Inetbib lässt noch nicht erhoffen, dass es 
einen Aufschrei der Empörung geben wird.
Schon kurz nach dem IuD-Programm hatte die Bundesrepublik Deutschland 
aufgegeben der dokumentarischen Vormachtstellung der USA Paroli zu 
bieten. Während man hierzulande diskutierte ob es Digitale oder 
Hybride Bibliothek heißen sollte, hat man im Digital Library Programm 
der USA Google aus der Taufe gehoben. Schon am Beginn des Internets 
erkannte das US-Amerkanische Militär welches Potential im Internet 
(Arpanet) steckte, während man hier Jahrzehnte danach über die 
Enthüllungen von E. Snowden Erstaunen demonstrierte.
Alle beklagen die Monopolstellung von Google, und der Kollege D. 
Lewandowski versucht ja auch mit einem konstruktiven Vorschlag zu 
seinem freien Web-Index Abhilfe zu schaffen, aber wenn die 
Informationswissenschaft ab- und nicht fundamental aufgebaut wird, 
macht der Letzte hier bald wirklich das Licht aus.

MfG

Walther Umstätter


Am 2016-01-21 15:12, schrieb Maximilian Lowisch:
Liebe KollegInnen,

der Düsseldorfer Informationswissenschaft droht das Aus. Dazu
erreichte mich heute folgender Hilferuf der betroffenen Fachschaft,
den ich mit ihrer Genehmigung gerne an Sie weiterleiten möchte.

Mit den besten Grüßen und der Hoffnung auf eine rege Beteiligung

Maximilian Lowisch
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Wie vielleicht einige von euch schon mitbekommen haben steht unsere
Abteilung Informationswissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf inklusive aller Studiengänge vor dem Aus.
Auf der kommenden Fakultätsratssitzung am 26.01.2016 wird darüber
abgestimmt, ob das Fach Informationswissenschaft parallel zur
Pensionierung unseres Professors Wolfgang G. Stock verabschiedet
werden soll. Dieser Teil der Sitzung ist öffentlich, sodass alle
interessierten Studenten teilhaben können (und werden).
Wir als Fachschaftsrat versuchen aktuell, alle Studierenden,
Absolventen und Freunde der Düsseldorfer IW zu mobilisieren. Auf
Twitter ist bereits eine Protestaktion unter den Hashtags #iwhhu #hhu
#SaveIWS und @hhu_de ausgebrochen:
https://storify.com/infobroker/informationswissenschaft-in-dusseldorf-vor-dem-aus Des Weiteren soll im Verlauf des heutigen Tages eine Stellungnahme
über unsere Webseite veröffentlicht werden. In unserer
Universität-Zeitschrift Campus Delicti wird am Freitag ein Beitrag zu
den Sparmaßnahmen der Universität inklusive der Einstellung unseres
Faches erscheinen. Auch das Hochschulradio sowie die Regionalpresse
werden eingeschaltet.

Wir würden uns freuen, wenn wir auch auf eure Unterstützung in Form
von Tweets, offenen Briefen an unseren Dekan/Rektorin oder anderen
Beiträgen bauen können.
[...]

Viele Grüße
Der Fachschaftsrat Informationswissenschaft aus Düsseldorf


Weitere Links zum Thema:
Aufruf von Prof. Dr. Dirk Lewandowski, Prof. Dr. Isabella Peters, Dr.
Jasmin Schmitz, Dr. Violeta Trkulja und Dr. Katrin Weller:
http://hobohm.edublogs.org/2016/01/20/aufloesungserscheinungen-der-digitalen-welt/#more-2363 Offener Brief an die Uni-Rektorin von Michael Klems: http://ht.ly/Xm1VR
Erster Hinweis zur Schließung der IW in Düsseldorf:
http://libreas.tumblr.com/post/137685148541/informationswissenschaft-d%C3%BCsseldorf --------------------------------------
Fachschaft Informationswissenschaft
Raum: 24.53.01.84
Tel.: 0211 - 81 11794
Email: fsinfowiss@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Internet:
http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/studierende/fachschaften/informationswissenschaft/ Facebook: Informationswissenschaft HHUD
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