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[InetBib] DEAL



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

immer wieder sind erstaunliche Behauptungen im Kontext von DEAL zu hören und zu 
lesen, zuletzt gestern in dieser Liste von Herrn Ulmer. Ich wiederhole (in 
erweiterter Fassung) hier gerne, was ich vor einem Monat schon einmal bei 
Password online geschrieben habe:

Wird der weiteren Monopolisierung des Zugang zu wissenschaftlichen Information 
Vorschub geleistet?
Das Ziel ist Open Access, und das ist gerade der Gegensatz zur Monopolisierung. 
Oder ist damit ein anbieterseitiges Monopol gemeint? Das gibt es ja jetzt 
schon. Wer z.B. "The Lancet" lesen will, muss Elsevier dafür Geld bezahlen.

Bleiben kleinere Verlage bei Lizenzverhandlungen unberücksichtigt und sind 
daher zukünftig in Bibliotheken unterrepräsentiert?
Völlig falsch, seit 2004 wurden Dutzende National- und Allianzlizenzen mit 
kleinen und mittleren Verlagen abgeschlossen, siehe 
http://www.nationallizenzen.de/angebote

Erhalten internationale Großverlage jetzt noch mehr Geld und bleibt für kleine 
und mittlere Verlage nichts mehr übrig?
Gegenfrage:  Glaubt wirklich jemand, dass DEAL ins Leben gerufen wurde, um zwar 
einerseits auf ca. 40% Umsatzrendite bei Elsevier zu verweisen aber dann 
andererseits noch mehr Geld auszugeben? Und dass Anfang des Jahres über 60 
Einrichtungen in den Ausstand getreten sind um *mehr* zu zahlen?

Müssen mittlere und kleinere Bibliotheken mit geringeren Budgets Titel 
einstellen, die nicht ihrer Spezialisierung entsprechen und haben sie deshalb 
keine Etatmittel für Spezialgebiete?
Es ist davon auszugehen, dass alle Bibliotheken im Wesentlichen auch jetzt 
schon das lizenziert haben, was sie wirklich benötigen. Die Nutzung der 
hinzukommenden Titel wird sich in engen Grenzen halten und kann sich finanziell 
daher auch nicht substantiell bemerkbar machen. Insgesamt ist dies im Kontext 
eines gerechten Kostenverteilungsmodells zu sehen, das von DEAL auch schon 
ausgearbeitet wurde.

Fallen Aggregatoren und Agenturen aus der Wertschöpfungskette heraus?
2012 fand unter Moderation des Börsenvereins ein Gespräch zwischen 
Bibliothekslieferanten und Bibliothekaren zu dieser Frage statt. Fazit war: 
Art, Umfang und Preis der Dienstleistungen, die Bibliothekslieferanten für 
Bibliotheken erbringen, sind Gegenstand von Vereinbarungen zwischen 
Bibliotheken und Bibliothekslieferanten. Der Rabatt, den Verlage den 
Bibliothekslieferanten gewähren, vergütet die Arbeit, die 
Bibliothekslieferanten für Verlage erbringen.
Dies bedeutet, dass Dienstleistungen, die eine bestimmte Bibliothek bei einer 
Agentur in Anspruch nehmen möchte, Gegenstand einer Vereinbarung zwischen 
dieser Bibliothek und der Agentur sind, nicht aber zwischen dem DEAL-Konsortium 
und der Agentur. Der Sache nach kann es sich dabei vor allem um die Lieferung 
gedruckter Zeitschriftenhefte zu Deep Discount Konditionen handeln. Bei den 
elektronischen Zeitschriften besteht ein Markt für Agenturen dann, wenn sie 
einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten.  Die DEAL-Lizenzen selbst werden nicht 
über Agenturen und Buchhandlungen zu beziehen sein. Dies würde für die 
beteiligten Bibliotheken und Verlage keinen Mehrwert schaffen, sondern 
lediglich zusätzlichen Abstimmungsaufwand und zusätzliche Kosten generieren.

Zerstört DEAL den "Library Choice"?
Gegenfrage: Gibt es den Library Choice eigentlich noch? Die im Positionspapier 
des Sortimenterausschusses 
http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/1117/Library_Choice_AWS_SoA_April_2014.pdf
 verlinkte Seite http://www.subscription-agents.org/library-choice führt zu 
einer 404-Meldung. Auf der neuen Webseite der Subscription Agents gibt es 
keinen Treffer zu "Library Choice" und einen (!) zu "library" (die Seite "How 
can fitness instructors and experts make money online?")
Der letzte Snapshot der Liste im Internet Archive stammt vom 23.06.2014 
http://web.archive.org/web/20140623044706/http://www.subscription-agents.org/node/68/
 . Dort finde ich mit Springer und De Gruyter zwei (!) deutsche Verlage;  
Elsevier und Wiley finde ich nicht.

Herzlichen Gruß
Bernhard Mittermaier
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Dr. Bernhard Mittermaier
Forschungszentrum Jülich
Leiter der Zentralbibliothek / Head of the Central Library

Tel  ++49-2461-613013
Fax ++49-2461-616103




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52425 Juelich
Sitz der Gesellschaft: Juelich
Eingetragen im Handelsregister des Amtsgerichts Dueren Nr. HR B 3498
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Geschaeftsfuehrung: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt (Vorsitzender),
Karsten Beneke (stellv. Vorsitzender), Prof. Dr.-Ing. Harald Bolt,
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